Stand: 11.09.2012 09:00 Uhr

Thomas Hengelbrock dirigiert Dvořák

von Marcus Stäbler

Pünktlich zum Start ihrer zweiten gemeinsamen Saison haben Thomas Hengelbrock und das NDR Sinfonieorchester auch ihre zweite CD veröffentlicht. Sie ist dem tschechischen Komponisten Antonín Dvořák gewidmet und enthält dessen wenig bekannte vierte Sinfonie und die Böhmische Suite für Orchester.

Szenen aus der böhmischen Landschaft

Dirigent Thomas Hengelbrock im Porträt © NDR Foto: Jim Rakete
Thomas Hengelbrock ist seit 2011 Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters.

"Dieser zauberische Anfang von der Polka, das ist so melancholisch-tastend, dann kommt es ganz burlesk auftrumpfend in den Bässen, das Thema wird genommen und man wirbelt und man tanzt. Und dann ziehen die Tanzenden sich wieder ein bisschen zurück von der Tanzfläche."

Hengelbrock hat lebendige Bilder vor Augen - und die Musiker des NDR Sinfonieorchesters malen sie plastisch aus. In den fünf Sätzen der Böhmischen Suite von Dvořák durchstreifen sie Szenen aus der tschechischen Heimat des Komponisten: ein Tanzfest in der Polka, eine friedliche Schäferszene in der Romanze und beim Präludium einen Ausflug in die Natur. Der Wind streicht sanft über die Felder der böhmischen Landschaft.

Wunderbares Zusammenspiel

"Wir müssen uns immer fragen: Von was erzählt die Musik?", so Hengelbrock. "Und dann muss man sich ein bisschen auf die Reise begeben. Wir befreien uns aus der Enge unsrer eigenen Existenz und fliegen zu neuen Ufern. Wir landen dort auf den Dvořák-Ufern und sehen, was für eine phänomenale, volkstümliche Musik das ist. Und dann versuchen wir, das aus diesem Geist heraus zu spielen."

Und das gelingt Hengelbrock und seinen Kollegen hervorragend. Das NDR Sinfonieorchester vereint so selbstverständlich Schwung und Schmelz, als stünde Dvořák persönlich am Pult. Trotz dieser mitunter wie improvisiert wirkenden Leichtigkeit bewahrt die Einspielung ihre rhythmische Präzision und fein abgemischten Farben. Es ist wunderbar, wie etwa Holzbläser und Streicher sich gegenübertreten, um dann wieder zu einer Einheit zu verschmelzen. Stark sind auch die Blechbläser mit ihrem breiten Spektrum von markigen und dann wieder ganz weichen Klängen.

"Eine überfällige Entdeckung"

Beglückend ist dieses Miteinander von Sorgfalt und Musizierlust. Davon profitiert auch die Aufnahme der vierten Sinfonie. Sie trägt noch einige Spuren von Dvořáks Begeisterung für Richard Wagner, zeigt aber bereits die ganz eigene Handschrift des Komponisten - etwa, wenn aus dem dunklen Brodeln des Anfangs allmählich ein kraftvolles Thema hervorwächst. Hengelbrock hält das selten gespielte Stück für ein echtes Meisterwerk - und zwar vollkommen zu recht: "Diese ein bisschen heldische Sinfonie, diese Vierte in d-Moll, das ist doch ein phänomenales Stück. Das hat einen großen Furor und das hat schon die Pranke des sinfonischen Löwen. Ich bin sehr stolz und froh, dass wir dieses Stück auf CD präsentieren können, denn das ist auch für den Schallplattenmarkt eine ganz überfällige Entdeckung."

Antonín Dvořák: Sinfonie Nr. 4 - Böhmische Suite

Verlag:
Sony Classical
Veröffentlichungsdatum:
11. September 2012
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