Dmitri Smirnov © Masha Mosconi

Geiger Dmitry Smirnov mit Osnabrücker Musikpreis ausgezeichnet

Stand: 05.04.2022 08:07 Uhr

In Osnabrück hat der russische Geiger Dmitry Smirnov ukrainische Kompositionen gespielt. "Brücken nicht abreißen lassen" lautete das Motto des Konzertabends.

von Birgit Schütte

Dmitry Smirnov, ein junger russischer Geiger, spielt ein Violinkonzert von Valentin Silvestrov. Der mittlerweile 84-jährige ukrainische Komponist ist wegen des Kriegs aus Kiew geflohen und lebt seit kurzem in Berlin. Für den 27-jährigen Geiger ist das Violinkonzert neu und spannend. Besonders mag er die Vielfalt der Stile des Konzerts. Denn Entdeckerfreude ist sein Markenzeichen. Damit hat Smirnov auch die Jury des Osnabrücker Musikpreises überzeugt.

Ein Konzertabend mit Musik von Silvestrov und Schostakowitsch

In seiner Laudatio per Video sagte der Intendant des Festspielhauses Baden-Baden, Benedikt Stampa, Smirnov stehe für eine neue Generation von Musikern, die spielend leicht Grenzen überwinde. Egal ob geografisch, zwischen Musikstilen oder auch Epochen. Eigentlich sollte Smirnov in Osnabrück ein Violinkonzert von Haydn spielen. Aber aus aktuellem Anlass wurde das Programm kurzfristig geändert.

Nun folgt auf zwei ukrainische Musikstücke Schostakowitschs Achte Sinfonie, dirigiert von Daniel Inbal, der über dieses Werk sagt: "Was für ein Statement nicht nur gegen die Hölle, die in Russland durch die deutschen Truppen sich abgespielt hat, es ist auch - wie Schostakowitsch später in seiner Memoiren gesagt hat - ein Statement gegen Gewalt jeder Form. Also ein Requiem für alle Opfer von Gewalt.“

"Brücken nicht abreißen lassen", lautet das Thema des Konzertabends. "Ich finde es wichtig, weil wir wie eine Welle in eine Richtung gehen, die Gefahr läuft, Russen dämonisieren, Russen, die nichts mit Putin zu tun haben", meint Dirigent Inbal. "Es ist ein Statement, so ein Konzert zu machen, wo alle zusammenwirken. Und die Musik verkörpert ja auch das Ideal der Menschheit, sich zusammenzufinden und Brücken zu schlagen." Und auch das Publikum ist bewegt von diesem Konzertabend.

Smirnov hat schon einige Auszeichnungen eingesammelt

Mit fünf Jahren begann Smirnov Geige zu spielen. Seine Eltern waren professionelle Chorsänger. Heute lebt der 27-Jährige mit seiner Frau in der Schweiz und tritt in ganz Europa auf. Neben dem Osnabrücker Musikpreis hat er schon einige Preise eingesammelt. Dirigent Daniel Inbal saß mit in der Jury und war begeistert, wie Smirnov spielte. "Wild gestaltend, heruntergefetzt, aber mitreißend", so beschreibt Inbal den Stil Smirnovs. "Diese Vielfalt hat uns dazu bewegt, ihn zu wählen. [... man hat] gemerkt, wie dieser Mensch für die Musik lebt, sich intensiv begeistert und begeisternd ist - und das ohne Ego, mit totaler Hingabe."

Der Geiger verurteilt die Brutalität des Kriegs. Aber politisch will er sich nicht äußern. "Natürlich stehe ich auf der Seite derer, die Brücken bauen wollen und die weiter im Gespräch bleiben", sagte Smirnov vor dem Konzert. "Ich habe Freunde und Familie in Russland und der Ukraine. Wenn wir über Politik sprechen, ist das eine Sache. Aber wir sagen eher: Lass uns zusammen ein Konzert geben. Lass uns spielen - und lass uns herausfinden, wer Silvestrov ist."

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 05.04.2022 | 07:40 Uhr

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