CD der Woche: Das letzte Livekonzert mit Mariss Jansons
Am 30. November jährt sich der Todestag des Dirigenten Mariss Jansons zum ersten Mal. Nun ist eine Aufnahme mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks des letzten gemeinsamen Konzerts mit dem beliebten Maestro erschienen.
Schwungvoll und ausgelassen - die vier symphonischen Zwischenspiele aus der Oper "Intermezzo" von Richard Strauss sind ein orchestrales Feuerwerk der Klangfarben. Musik, die für Aufbruch und Lebensfreude steht. "So etwas habe ich noch nie erlebt, dass es so eine unglaubliche Liebesbeziehung zwischen einem Chefdirigenten und einem Orchester über so viele Jahre hindurch gegeben hat", staunt Antón Barakhovsky, Konzertmeister beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.
Das Ende einer 17-jährigen Liebesbeziehung
Drei Wochen nach diesem Konzert endete die 17-jährige Liebesbeziehung durch den Tod Mariss Jansons' im Alter von 76 Jahren. Keiner konnte ahnen, dass dieses Konzert am 8. November 2019 das letzte gemeinsame sein würde. "Als ich in der Pause ins Dirigentenzimmer gerufen wurde", erinnert sich Barakhovsky, "habe ich Herrn Jansons völlig erschöpft am Tisch sitzend gesehen. Neben mir standen unser Manager und der Musikdirektor der Carnegie Hall. Beide haben mich gebeten, mit Herrn Jansons auf Russisch zu sprechen und ihn zu überreden, den zweiten Teil des Konzerts nicht mehr zu dirigieren. Er hat mich kurz angesehen und sagte: 'Nein, nein, nein, das kommt nicht in Frage!'" Nach der Pause folgte Brahms Vierte.
Hingabe und Emotionalität bis zum Schluss
Etwas irritieren mag die Klangqualität: Das Orchester wirkt weit weg und frontal, insgesamt wenig räumlich. Dabei spielt das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung seines Chefdirigenten Jansons sehr gediegen und nobel, gleichzeitig frisch und fließend.
Die CD ist ein eindrucksvolles Dokument. Auch bei seinem letzten öffentlichen Dirigat hat Mariss Jansons in puncto Hingabe und Emotionalität alles gegeben. Selbst vom Konzertmeister ließ er sich nicht bremsen. Janons' angeschlagener Gesundheitszustand hinderte ihn nicht daran, am Ende sogar noch einen draufzusetzen und eine Zugabe zu spielen: "Ich habe meinen Ohren nicht getraut und habe fast wütend reagiert und gesagt, dass wir jetzt gehen. Er hat uns während des Spiels immer angelächelt, um uns zu zeigen, dass alles in Ordnung ist."
His last concert at Carnegie Hall
- Label:
- BR Klassik
