CD der Woche: Avi Avitals Hommage an die Mandoline
Avi Avital ist es gelungen, die Mandoline einer großen Zuhörerschar bekannt zu machen. Das Repertoire für die Mandoline ist nicht groß. Oft muss sich Avital anderer Konzerte bedienen. Auf seinem neuen Album "Art of the Mandolin" ist das anders.
"Mit diesem Album wollte ich die Mandoline auf eine Art und Weise porträtieren, wie ich es noch nie zuvor getan habe", schreibt Avi Avital im Booklet. "Ich wollte die - unvollendete - Geschichte eines Instruments erzählen, das gleichzeitig vertraut und unbekannt ist."
Werke von Hans Werner Henze und Paul Ben-Haim
Das Trio für Mandoline, Gitarre und Harfe von Hans Werner Henze, komponiert im Jahr 1974, wirkt, als versuche Henze die klanglichen Eigenschaften der Instrumente aufzulösen. Eng und leichtfüßig sind die einzelnen Stimmen miteinander verwoben. Henze hat die drei Sätze mit "Carillon - Glockenspiel", "Recitatif" und "Masque" überschrieben.
Mehr anknüpfend an den folkloristischen Ton der Mandoline und ihre Verwandtschaft mit der orientalischen Oud komponierte Paul Ben-Haim für die Mandoline. Ben-Haims Trio für die nicht ganz übliche Besetzung aus Mandoline, Gitarre und Cembalo ist eine Mischung aus volkstümlichen Elementen, Rhythmen und Klangfarben und modernem Stil: Nicht nur das macht den Reiz dieser "Sonata a tre" aus. Avi Avital hat sie außerdem durch einen Kollegen entdeckt, der das Werk nach Ben-Haims Tod 1984 posthum in einem Archiv fand. Das Stück ist für Avital in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu einem treuen Begleiter auf der Bühne geworden: Denn es ist ebenfalls ein Originalwerk für die Mandoline und eines aus Avitals Heimat Israel.
Die Mandoline zur Zeit des Barock
Zwischen all diese neueren Werke, dazu auch Stücke, die Avital an Komponisten wie Giovanni Sollima und David Bruce in Auftrag gegeben hat, sind Rückbezüge gesetzt: Die Mandoline zur Zeit des Barock. Eine von fünf Scarlatti-Sonaten, die wahrscheinlich ebenfalls im Original für Mandoline komponiert wurden.
Renommierte Mitmusiker stehen Avital zur Seite, wie der Cellist Patrick Sepec, die Harfenistin Anneleen Lenaerts oder sein Mandolinen-Kollege Alon Sariel, mit dem er das Doppelkonzert von Antonio Vivaldi, begleitet vom Barockorchester Venedig, eingespielt hat, ebenfalls ein Originalwerk für zwei Mandolinen, Streicher und Basso continuo.
Und wer hätte gedacht, dass sogar Beethoven sechs kleinere Werke für die Mandoline geschrieben hat. Warm, innig, aber ebenso keck und mitreißend - Avital beherrscht die klanglichen Facetten seines Instruments auf allerhöchstem Niveau, immer souverän, immer überzeugend, es klingt nie distanziert. Erst recht nicht, wenn er Stücke spielt, die eigens für sein Instrument komponiert wurden. Dass diese Geschichte mit neuen Kompositionen weitererzählt werden soll - vielen Komponisten und Hörern macht er mit seinem Album "Art of the Mandolin" sicherlich große Lust auf mehr.
Art of the Mandolin
- Label:
- Deutsche Grammophon
