Gregory Porter © picture alliance / Jens Niering | Jens Niering Foto: picture alliance / Jens Niering | Jens Niering

Gregory Porter in Neumünster: Ein Musiker mit Mission

Stand: 25.07.2022 15:12 Uhr

Der Jazzmusiker wuchs mit sieben Geschwistern und seiner Mutter auf. Musikalisch überschreitet er die Grenzen zwischen Jazz und Pop. Mit seinen Songs will er Soullegenden wie Curtis Mayfield lebendig halten.

von Sarah Seidel

Er möchte die Menschen mit seiner Musik aufrichten, sagt Gregory Porter. Alle Menschen. Die, die lieben und auch die, die hassen. Ein Sänger, der mitten aus dem Leben schöpft - ob es die Unterdrückung ist oder unerwiderte Liebe, Alltägliches oder Erhabenes, ob Vergangenheit oder Gegenwart. Er hat einen offenen Blick für seine Mitmenschen und großes Einfühlungsvermögen.

Gregory Porter ist ein Mann mit Mission. Bei ihm sind Tiefgang und große Vorbilder zu spüren: Donny Hathaway und Curtis Mayfield. Porter selbst tut mit seiner eigenen Musik alles, um das Vermächtnis der Soul-Legenden lebendig zu halten.

Porter: Zusammenarbeit mit dem Schlagzeuger von Amy Winehouse

Auf seinem Doppelalbum "Still Rising" sind auch einige von Troy Miller produzierte Songs, die deutlich mehr Pop-Appeal haben als man es von Porter sonst kennt. Schon das Vorgänger-Album "All Rise" wurde zu einem riesigen Unterfangen. Aufnahmen in Los Angeles, London und Paris - dabei ein Chor, Bläser und das London Symphony Orchestra unter der Leitung von Troy Miller. Miller ist als Produzent die Anlaufstelle schlechthin, sagt Gregory Porter. Sehr versiert im Studio. Ein exzellenter Arrangeur, ein Multi-Instrumentalist.

Miller hat als Schlagzeuger bei Amy Winehouse und viele Jahre beim Vibrafonisten Roy Ayers gespielt. Für Gregory Porter ist er ein Produzent ähnlich wie Quincy Jones, der aus dem Jazz kommend die Pop-Welt erobert hat und keine Probleme damit hatte, die Genre-Grenzen zu überschreiten.

Zwischen Pop, Jazz und Gospel: Live ist live

In Porters Stück "Revival" ist ziemlich viel los. Vieles, das Gregory Porters Stimme auch überlagert. Fette Beats, Chorgesang, Bläser und Streicher. Da geht Gregory Porter in die Selbstverteidigung. Einerseits kann man es schon als einen Schritt in Richtung Pop bezeichnen, was er zuletzt aufgenommen hat, sagt er. Andererseits kann er auch ganz genau aufzeigen, wo darin die Wurzeln von Gospelmusik liegen. Und die sind ja nun einmal auch die Wurzeln der Popmusik.

Gregory Porter auf dem Weg hin ins ganz große Pop-Geschäft? Er jedenfalls sieht es so: Studio ist Studio und Live ist live. Ob man davon ausgehen muss, dass er jetzt jedes Mal mit hundert Leuten auf die Bühne kommt? Nee, muss man nicht, sagt er. Auch weiterhin wird er einige Songs als Trio oder auch nur mit einem Solo-Instrument performen.

Duette mit Jeff Goldblum und Jamie Cullum

Gregory Porter hat für sein Album "Still Rising" einige Duette rausgesucht, die in den vergangenen Jahren aufgenommen wurden. Darunter mit dem singenden Schauspieler Jeff Goldblum und mit Kollegen wie Jamie Cullum und Lalah Hathaway. Und da sind die Stimmen bereits verblichener Gesangs-Größen, die mittels Studio-Technik mit Gregory Porter im Duett vereint wurden. Zum Beispiel zusammen mit seiner sehr lebendigen Gesangs-Kollegin Dianne Reeves.

Bei Gregory Porter hat nicht der gerade Weg zum Ziel geführt. Aufgewachsen ist er in einer Familie mit acht Kindern und einer alleinerziehenden Mutter, deren Liebe er vielfach in seinen Songs thematisiert. Kein Vater, der sich jemals gekümmert hätte. Eine frühe und vielversprechende Footballkarriere, die abrupt endete. Erfahrungen mit Rassismus, aber auch mit tröstender Musik.

Dass er sich selbst nicht unbedingt als Repräsentant, sondern vielmehr als ein Beispiel seiner Kultur sieht, sagt Gregory Porter, als ein Beispiel für jemand, der in der schwarzen Gospel-Kirche aufgewachsen ist, mit 70er-Jahre-R&B- und Soul-Musik. Mit Einflüssen, die alt und neu sind.  

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