Deutscher Jazzpreis für Saxofonist Ludwig Petrowsky
Am Mittwoch fand in Bremen die Verleihung des Deutschen Jazzpreises statt. Saxofonistin Charlotte Greve wurde Künstlerin des Jahres und Komponist Ludwig Petrowsky für sein Lebenswerk geehrt.
81 nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler waren für außergewöhnliche Leistungen im Bereich Jazz in 31 Kategorien nominiert.
"Jazz hat mit Kunst überhaupt nichts zu tun", zitierte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) Theodor W. Adorno und fuhr fort: "Auch große Geister können irren." In ihrem Grußwort betonte Roth die herausragende Bedeutung des Jazz für Deutschland und die Welt. Nach der letztjährigen Premiere in Hamburg wurde der Deutsche Jazzpreis in einer bunten Zeremonie im Metropol Theater in Bremen am Mittwoch zum zweiten Mal vergeben.
Saxofonistin Charlotte Greve wird Jazz-Künstlerin des Jahres
"Ihre Töne bestechen gleichermaßen durch luftige Klar- und Zartheit wie durch energiegeladene Kraft." Das befand die Jury des Deutschen Jazzpreises über Saxofonistin Charlotte Greve und zeichnete sie als Künstlerin des Jahres aus. Greve, die unter einem Vorwand per Videostream aus den USA zugeschaltet war, zeigte sich völlig perplex und gerührt. "Ich war gerade sehr verwirrt. Ich möchte mich bei meiner Großmutter bedanken, die mir die Inspiration gegeben hat für den Inhalt des Stückes und freue mich ganz doll. Viele Grüße aus Maine, da bin ich gerade auf Tour. Ich wäre gerne bei euch. Feiert für mich mit. Wir feiern dann hier im Hotelzimmer."
Ernst-Ludwig "Luten" Petrowsky erhält den Preis fürs "Lebenswerk"
Die Schweizerin Sylvie Courvoisier bekam den Preis als beste internationale Pianistin. Fola Dada wurde als beste deutsche Sängerin ausgezeichnet. Der Saxofonist und Komponist Ernst-Ludwig Petrowsky, der die Jazzszene der DDR maßgeblich prägte, wurde mit einem Preis für sein Lebenswerk geehrt. Seine Ehefrau Sängerin Uschi Brüning nahm ihn stellvertretend für ihren Mann von Moderator Götz Bühler entgegen.
Der Sonderpreis der Jury ging an Sebastian Gramss‘ Projekt "Hard Boiled Wonderland." Beate Sampson, Vorsitzende der Hauptjury, begründete es so: "Denn es verhandelt den Zustand der Gesellschaft, den Zustand der Welt. Flucht, Vertreibung, Umweltzerstörung, Klimakatastrophe, soziale Ungerechtigkeit. All das was auf uns hereinflutet letztlich durch die sozialen Medien. Diese einzelnen Meldungen in all ihrer drastischen Schärfe dann in Musik gesetzt, sodass sie ans Publikum herangetragen werden auf eine Weise, die komplett unter die Haut geht."
Hadnet Tesfai und Jazzjournalist Götz Bühler moderierten den Abend
Ausgezeichnet wurden allerdings nicht nur Sängerinnen und Sänger, Instrumentalisten und Bands, sondern auch Rundfunkproduktionen, Spielstätten und Festivals. Die Preisträger erhalten eine Trophäe und je 10.000 Euro. Durch den Abend führten die Moderatorin Hadnet Tesfai und der Hamburger Jazzjournalist Götz Bühler. Preisübergaben auf der Bühne wechselten sich mit Bekanntgaben per Video-Einspieler ab und wurden durch Laudationen und musikalische Beiträge begleitet.
Einen Kurzauftritt beispielweise bestritt die amerikanische Harfenistin Brandee Younger. Im Anschluss an die Preisverleihung standen bei einem großen Konzert vier Jazz-Acts live auf der Bühne, darunter die Preisträgerinnen Fola Dada und Sylvie Courvoisier sowie die Londoner Saxofonistin Nubya Garcia und die Münchener Jazzrausch Bigband.
Insgesamt ein würdiger und äußerst vielfältiger Abend. Die Preisverleihung fand am Vorabend der jazzahead! statt, der weltweit größten Jazzmesse mit internationalen Fachteilnehmern und Teilnehmerinnen aus über 60 Ländern. Die jazzahead! läuft in Bremen noch bis einschließlich diesen Sonntag
Der Mitschnitt des Konzerts nach der Preisverleihung wird am 21. Mai um 22:15 Uhr bei 3sat ausgestrahlt. Die komplette Übertragung können Sie bereits auf der "Youtube"-Präsenz des Deutschen Jazzpreises in der Übertragung von Radio Bremen sehen (Tipp: Direkt auf Minute 26 springen).