"Anthology Of American Folk Music": 84 Songs der US-Geschichte
Eine Sammlung amerikanischer Country-, Folk- und Blues-Musik mit 84 Songs aus dem Zeitraum von 1927 bis 1933 präsentiert die "Anthology Of American Folk Music". Vor 70 Jahren ist sie erschienen. Ein kulturell phänomenal wertvolles Album.
Für den exzentrischen Harry Smith waren Konvention und höflicher Umgang nie so seine Sache. Diese antibourgeoise Attitüde gehörte zum guten Ton der New Yorker Beat Generation, in der Smith eine wichtige Figur war. Harry Everett Smith, Jahrgang 1923, Filmemacher, Anthropologe, Mystiker, Bohemian und von seiner Kindheit an fanatischer Schallplattensammler.
Folk, Jazz, Blues, Country oder Cajun, all das stapelte sich bei ihm in Form von Schellackplatten, Vinyl gab es ja erst ab Ende der 40er-Jahre. Für die Idee seinen musikhistorischen Schatz als Sammlung zu veröffentlichen fand Harry Smith einen Verbündeten. Labelbetreiber Moses Asch, musikbegeisert und risikobereit wie er. Auf dessen Label "Folkways" erschien dann die "American Anthology Of Folk Music", eine Sammlung mit bis dato noch nicht da gewesenem Umfang: Drei Doppelalben, jeweils mit eigener Genre-Überschrift. "Balladen" heißt der erste Teil. Der Song "Henry Lee", eine schottische Ballade aus dem 18. Jahrhundert, ist son ein Lied. Bis heute etliche Male neuinterpretiert u.a. von Nick Cave und P.J. Harvey.
"Anthology" schafft Gesamtbild amerikanischer Kultur
Die Reihenfolge der Songs ist wie ein historisches Narrativ, es beginnt mit Balladen, die mit Einwanderern in die USA kamen, später hört man dann Songs über das harte Leben als Farmer aus den 20er Jahren. "Got The Farm Land Blues" von den Carolina Tar Heels zum Beispiel. Im zweiten Part der Folk Anthology gibt es neben Hillbilly und Cajun afroamerikanische Gospelsongs überschrieben mit "Social Music" - Musik von Zusammenkünften aller Art.
Gospel und Blues zusammen mit Songs europäischen Ursprungs als Gesamtbild amerikanischer Kultur, das war in den frühen 50er Jahren auch ein Statement gegen den allgegenwärtigen Rassismus, die Rassentrennung wurde erst 1954, also 2 Jahre nach Erscheinen des Albums abgeschafft. Der dritte Teil der Anthology trägt den schlichten Titel "Songs". Darin zu finden sind Lieder über die existentiellsten Themen: Liebe, Arbeit, Trennung, Tod und Knast.
Für die Allgemeinheit zugänglich gemacht
1997 wurde die "Anthology of American Folk Music" wiederveröffentlicht und für die Allgemeinheit zugänglich gemacht, und zwar von der renommierten "Smithsonian Institution", einer der führenden Bildungseinrichtungen der USA. Somit hat die Sammlung einen dauerhaften und gebührenden Platz gefunden.
Anthology Of American Folk Music
- Produktionsjahr:
- 1952
- Label:
- Smithsonian Folkways Recordings