Kultursommer Special auf Kampnagel: Eine Bilanz
Der Kultursommer in Hamburg ist zu Ende. Und damit endet auch das Kultursommer Special im Festivalgarten der Kulturfabrik Kampnagel. Sechs Tage voller Konzerte, Gespräche und Kunst. Eine Bilanz.
Den Abschluss bildet am Sonntagabend das Detect Ensemble und die deutsche Popsängerin Fritzi Ernst. Die Musikerin feiert den Leerlauf und die lustlosen Momente im Leben. Fritzi Ernst, die vor einigen Jahren noch als Teil des Pop-Duos Schnipo Schranke über Versagensängste sang, präsentiert an diesem Abend ihr Solo-Debütalbum "Keine Termine". Eine von Kontrabass, Klavier und Harmonium begleitete Kampfansage an den Selbstoptimierungswahn.
Vor der großen Bühne im Außenbereich sitzt das Publikum wippend auf Gartenstühlen und Bänken. Die Nebelmaschine wirft glattpolierte Blasen in die Luft. Kinder laufen an diesem Familien-Sonntag hinterher, lassen die Kugeln verpuffen, manch eines tanzt und singt sogar die ironischen Refrains von Fritzi Ernst mit.
Electronik und Klassik mit dem Detect Ensemble beim Kultursommer Special
Anstelle des Textes, fokussiert das vor einem Jahr gegründete Detect Ensemble sich auf den Klang seiner Instrumente. Das Sextett um die Junge Norddeutsche Philharmonie mischt die Klassikszene auf, indem es Marimba mit Elektronik und Bratsche zusammenbringt oder auf klassischen Instrumenten Arrangements des Techno-Musikers Roman Flügel spielt. Auch eine Suite für Harfe steht auf dem Programm, komponiert von Avner Dorman.
Die Harfenistin des Detect Ensembles, Teresa Emilia Raff, ist nach dem Konzert auf der lauschigen Waldbühne zufrieden, auch wenn der erste Live-Auftritt nach über einem Jahr für sie nicht ganz einfach war: "Aufregend natürlich, man ist es nicht mehr gewohnt. Es ist auch auf jeden Fall stressiger solo zu spielen, genauso wie mit dem Ensemble auf der Bühne zu stehen, wie noch vor einem Jahr, wo man das öfter gemacht hat."
Sechs Tage lang tanzen, lachen, sich austauschen
Das Kultursommer Special in Kooperation von NDR, ZEIT-Stiftung und Kampnagel erleben viele Künstlerinnen und Künstler als Aufatmen nach einer so langen Zeit ohne Live-Kultur. Und als einen Moment, einmal wieder alles geben zu können, vor Publikum, das diese Festivalsituation offenkundig vermisst hat.
Und so gehen sechs Tage voller Musik, Kunst und Gespräche zu Ende. Sie waren bestimmt von ganz unterschiedlichen Auftritten, von besonderen Begegnungen, wie die zwischen dem HipHop-Produzenten Farhot und der Künstlerin Moshtari Hilal. Von der Performance des Kunst- und Musikprojekts Formation Now, das Räume schaffen will für die nicht-weiße Community. Von Live-Podcasts, wie eat.READ.sleep und von dem Konzert Sophia Kennedys, die ihr Publikum euphorisch in Bewegung setzte.
Sechs Tage lang tanzen, lachen, sich austauschen - ganz nach dem Festivalmotto "Togetherness" - "Zusammensein" - und so ausgelassen feiern, wie es in einem weiteren Sommer der Pandemie nur möglich ist. Die Live-Kultur lebt - deutlicher hätte es das Kultursommer Special in Hamburg nicht zeigen können.
