Kühne-Oper? Kühne-Scala? Kühne-Met? Keine gute Idee!
Braucht Hamburg ein neues Opernhaus? Über diesen Vorschlag von Milliardär Klaus-Michael Kühne ist eine heftige Diskussion entbrannt. NDR 90,3-Redakteur Daniel Kaiser meint: Das ist keine gute Idee.
Klaus-Michael Kühne nennt das Hamburger Opernhaus Mittelmaß und dessen Akustik schlecht. Er will den Wunsch des Hamburger Generalmusikdirektors Kent Nagano nach einem neuen "Kulturzentrum" erfüllen, dafür aber die bestehende Staatsoper abreißen und dort dann ein eigenes Immobilienprojekt verwirklichen. Das ist keine gute Idee, kommentiert Daniel Kaiser.
Hamburger Oper: Schmuckstück der Nachkriegsmoderne mit guter Akustik
Hamburg hat bereits ein Opernhaus. Und wirklich kein schlechtes: Ein Schmuckstück der Nachkriegsmoderne mitten in der Stadt. Und auch die Akustik ist sehr gut.
Natürlich würde man heute anders bauen - barrierefrei und größer -, aber dieses Haus und seinen Klang jetzt so schlechtzureden und alarmistisch "Asbest" zu rufen, ist verantwortungslos und skandalös. Es zeigt eigentlich nur, dass Klaus Michael Kühne vielleicht ein Logistik-Experte, aber nun wirklich kein Akustik Experte ist.
Neue Kühne-Oper wäre kein Geschenk: sondern Geschäft
Das Wichtigste aber: Diese neue Kühne-Oper wäre kein Geschenk, sondern ein Geschäft. Es ist richtig, dass der Hamburger Senat diesen Vorschlag abgelehnt hat.
Schon klar, dass Kent Nagano für die Kunstform brennt und -elektrisiert vom Elbphilharmonie-Effekt - sich mit einem neuen Haus einen Quantensprung für die Oper verspricht.
Enttäuschend: Kent Nagano hat wenig Gefühl für Leben in Hamburg
Ein Konzerthaus ist allerdings viel leichter facettenreich zu bespielen, als eine Oper. Und dass die Staatsoper in Hamburg bislang nicht nennenswert von der neuen Klassik-Begeisterung dank der Elbphilharmonie profitieren konnte, liegt nun wirklich nicht am Gebäude.
Nagano beteuert bei vielen Gelegenheiten sein Interesse an der Hamburger Musikgeschichte und spürt in Konzertreihen der Tradition nach. Dass er nach seinen sieben Jahren in Hamburg aber so wenig Gefühl für das Leben in dieser Stadt und seine Sensibilitäten entwickelt hat, ist enttäuschend.
"Freie und Abrissstadt Hamburg" bei Geld für Neubauten
Seit mehr als 100 Jahren trägt Hamburg schwer am Vorwurf, sich bei erstbester Gelegenheit von seiner Baugeschichte zu trennen. Hamburger Kaufleute haben immer die Abrissbirne geschwungen, wenn genug Geld für etwas Neues da war. Und auch bei Kühnes Vorschlag klingt das alte Wort von der 'Freien und Abrissstadt Hamburg' mit.
Opernneubau auf der Prioritätenliste ganz weit unten
Neu ist aber nicht immer besser. Die Herausforderung ist, in vorhanden Häusern mitreißende Musik und erschütternde Inszenierungen zu zeigen. Bei allem, was wichtig und wünschenswert ist in der Kultur, ist ein Opernneubau auf der Prioritätenliste wirklich sehr weit unten.