Viele Musikfestivals im Norden abgesagt
Dass Zehntausende Menschen bei großen Musikfestivals wie dem Wacken Open Air oder dem Hurricane in Scheeßel im Sommer zusammen feiern, war wegen der Corona-Krise immer unwahrscheinlicher geworden. Dennoch hielten viele Veranstalter erst einmal an ihren Festivals fest. Am Mittwoch verständigten sich die Bundesregierung und die Länder auf ein Verbot von Großveranstaltungen bis zum 31. August.
Corona: Hurricane 2020 findet nicht statt

Bis zuletzt hatten die Veranstalter des Hurricane-Festivals im niedersächsischen Scheeßel noch darauf gehofft, dass das Festival Mitte Juni stattfinden kann. Noch vergangene Woche hatte Veranstalter FKP Scorpio dem NDR auf Anfrage mitgeteilt, dass die Vorbereitungen für den Festivalsommer weiter laufen würden. Am Mittwochabend gab FKP Scorpio dann bekannt, dass Hurricane, Southside, Deichbrand, Elbjazz, Limestone, Highfield und M’era Luna aufgrund des bundesweiten Veranstaltungsverbots wegen der Corona-Pandemie bis zum 31. August 2020 ausfallen werden. "Für viele Musikfans sind unsere Festivals lang herbeigesehnte Höhepunkte des Jahres, die in dieser noch nie da gewesenen Ausnahmesituation dennoch ganz klein scheinen", erklärte der Geschäftsführer Stephan Thanscheidt.
Auch Wacken Open Air und Airbeat One fallen aus
Das Wacken Open Air in Schleswig-Holstein wurde von den Veranstaltern am Donnerstagmorgen ebenfalls abgesagt. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther bezeichnete zuvor das Heavy Metal Festival im Kreis Steinburg als ein konkretes Beispiel für Großveranstaltungen. Auf der Wacken-Homepage hieß es in einem Ostergruß zuletzt noch: "Wir sind optimistisch und guter Hoffnung, euch alle im Sommer bei uns begrüßen zu dürfen."
Das Airbeat One in Neustadt-Glewe kann genauso nicht stattfinden. Norddeutschlands größtes Festival für elektronische Musik hätte vom 8. bis 12. Juli bis zu 60.000 Menschen nach Mecklenburg-Vorpommern gebracht. Die Karten waren fast ausverkauft. Anfang Mai soll es weitere Informationen geben, was mit den erworbenen Tickets geschieht. Die Veranstalter wollen nun "positiv und mit noch stärkerer Vorfreude" ins Jahr 2021 schauen.
Vom 18. Bis 21 Juni sollte das Festival JazzBaltica stattfinden. Die Veranstalter hofften, dass bis dahin die Corona-Krise überwunden sei. Doch nun findet die nächste JazzBaltica erst im Juni 2021 statt. Wegen "der Unsicherheit über die weitere Entwicklung in den nächsten Wochen und die damit verbundenen Unwägbarkeiten in der Planung des Festivals haben zu dieser Entscheidung geführt" heißt es auf der Webseite des Festivals. Die für dieses Jahr geplanten Konzerte werden bei JazzBaltica 2021 (24. bis 27. Juni) nachgeholt. Bereits erworbene Festivalkarten und Konzerttickets behalten ihre Gültigkeit.
Hamburg: Musik-Festival Dockville und ELBJAZZ abgesagt
In Hamburg fällt das beliebte Kunst- und Musik-Festival MS Dockville aus. Das teilen die Veranstalter auf der Dockville-Homepage mit. "Ein Festival mit über 20.000 Besuchern pro Tag aus Deutschland und der Welt kann in diesem Jahr nicht stattfinden", heißt es dort. "Trotz aller Vernunft: Diese Absage schmerzt uns sehr." Das Festival sollte vom 21. bis 23. August stattfinden. Die Tickets für dieses Jahr behalten ihre Gültigkeit für das kommende Jahr. Der Termin steht schon fest: 13. bis 15. August 2021.
Auch ELBJAZZ 2020 wird infolge der Corona-Pandemie abgesagt. Das Jazz-Event hätte in diesem Jahr sein 10. Ausgabe gefeiert.
Fusion- und Roskilde-Festival schon vorher abgesagt
Von den großen Festivals im Norden hatten im Vorfeld nur die Veranstalter des Fusion-Festivals in Mecklenburg-Vorpommern und das Roskilde-Festival in Dänemark Konsequenzen aus der Corona-Krise gezogen und bereits vor dem Beschluss ihre Events gecancelt. Auf der Fusion-Homepage heißt es: "Selbst wenn Ende Juni das Schlimmste überstanden wäre und sich dann das Alltagsleben langsam wieder etwas normalisieren würde, Schule, Kita und Arbeit wieder erlaubt sind, wird es nicht möglich oder vertretbar sein, ein Festival mit 70.000 Besuchern aus aller Welt zu veranstalten."
Veranstalter wollten Festivals nicht selbst absagen
Viele große Veranstalter schoben die Verantwortung für eine Entscheidung auf die Behörden. Ein Grund für das lange Zögern: In der Regel sind Veranstalter gegen einen Festival-Ausfall zwar versichert, aber damit die Kosten ersetzt werden, müsse es ein behördliches Verbot geben. Das sei sicherlich ein Grund für das Zögern der Veranstalter, erklärte der Präsident des Bundesverbandes der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft Jens Michow.
Tickets: Geld zurück oder Gutschein?
Ob Ticketbesitzer ihr Geld zurückbekommen, ist noch unklar. "Unsere Gäste können sich sicher sein, dass wir sie schnellstmöglich und umfassend über weitere Schritte informieren werden", hieß es von FKP Scorpio. Das Bundeskabinett hat in der vergangenen Woche beschlossen, dass Kunden Gutscheine statt Bargeld erhalten sollen, damit bei den Veranstaltern keine Liquiditätsprobleme entstehen.
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