Gitarre spielen auf dem Laufband? Das geht: Auf Kampnagel!
"One Song - Histoires du Theatre IV", der Künstlerin Miet Warlop und des Stadttheaters Gent, ist ein Konzert, bei dem die Musiker so richtig ins Schwitzen kommen. Das gibt es jetzt beim Sommerfestival auf Kampnagel.
Auf einer Tribüne sitzen Fans, sie sind Teil des Ensembles. Sie erwarten die Ankunft ihrer Stars - der Musiker. Vier Männer, eine Frau, in grauen Trainingsklamotten. Minuten lang machen sie sich warm. Dann geht’s los.
Ein musikalischer Sportwettkampf
Der Sänger steht auf einem Laufband. Der Keyboarder muss auf einem Sprungbrett durchgehend hüpfen, damit er sein Instrument erreicht. Denn es ist oben an einem Klettergerüst angebracht. Einen Kontrabass gibt’s auch. Der liegt auf dem Bassisten, der jedes Mal eine Bauchpresse machen muss, damit er an die Saiten kommt.
Dem Schlagzeuger haben sie das Drum Set auseinander gebaut. Er muss für jeden Ton kreuz und quer über die Bühne rennen. Die Geigerin balanciert durchweg auf einem Schwebebalken. Allen wird eingeheizt von den Fans auf der Tribüne, ununterbrochen Choreographien tanzen, schreien, singen wie ein Chor. Man sollte das Wort Wahnsinn nicht überstrapazieren - aber anders kann man es nicht nennen. Vielleicht geht auch Irrsinn.
Eine Performance auf das Hamsterrad namens Leben
Eine Stunde lang spielen - oder trainieren - die Performer auf der Bühne. Viel Abwechslung gibt es nicht. Es hat seinen Rhythmus, einmal gibt es eine Halbzeit, in der zumindest einige an ihre Trinkflaschen dürfen. Was soll das also? Miet Warlop, die Künstlerin, lässt sich damit zitieren, dass es hier einerseits um das Strampeln im Leben geht, ohne, dass man groß voran kommt. Aber auch um Trauer: Ihr Bruder nahm sich einst das Leben. Strampeln, ja, sieht man, die Trauer, das kann wohl kein Zuschauer erkennen, selbst mit Vorwissen nicht.
Das Ensemble verdient Respekt, sich eine Stunde zu bewegen ist das eine. Dabei aber die Konzentration zu halten und Musik zu machen, das andere. Sie helfen sich auch gegenseitig: Der Keyboarder unterbricht, wenn die Geigerin vom Balken runter ist und Hilfe braucht, um wieder hochzukommen. Keiner kann es alleine schaffen. Damit es läuft, brauchen wir Hilfe, das kann man durchaus aus dem Abend mitnehmen.
Anfeuern, fordern, nachhelfen: Die Rolle des Publikums
Auch auffällig ist die Rolle der Fans. Egal, wie kaputt die Musiker schon sind, sie fordern immer mehr, mehr, mehr. Mit aggressiven Gesichtern und Gesten. Einmal stürmt sogar einer auf die Bühne. Das stimmt schon nachdenklich: Wie hoch der Anspruch des Publikums manchmal sein kann, wie unfair es wird, wenn mal was nicht läuft.
Ausverkauft, aber mit Warteliste
Dieser Abend ist gleichzeitig aufregend und monoton. Klare Botschaften gibt es nicht und als Zuschauer erfordert es sehr viel eigene Denkarbeit ohne das Versprechen, dass sich dann ein klares Bild ergibt. Die Performance ist auf positive Art anstrengend - sowohl auf der Bühne als auch im Publikum. Dennoch finden die Zuschauerinnen und Zuschauer den Auftritt gut, worum es geht, ist vielen auch hinterher nicht klar. Sie finden es "Super, mega, mega gut" oder "spannend umgesetzt", "sehr dynamisch" und "eine Megaleistung".
Wenn Sie diese Sportmusikperformance auch sehen wollen: Sie wird am Freitag- und am Samstagabend nochmal auf Kampnagel gespielt, ist aber ausverkauft. Allerdings gibt es eine Warteliste, über die der ein oder andere noch reinkommen könnte.
Gitarre spielen auf dem Laufband? Das geht: Auf Kampnagel!
Die Künstlerin Miet Warlop und das Stadttheater Gent machen's vor: mit der Sportmusikperformance beim Sommerfestival.
- Art:
- Konzert
- Datum:
- Ort:
-
Kampnagel Internationale Kulturfabrik GmbH
Jarrestraße 20
22303 Hamburg
- Anmeldung:
- https://kampnagel.de/produktionen/sf-23-miet-warlop-one-song
