Carsten Brosda fordert: Kulturelles Leben aufrechterhalten
Die Inzidenzen steigen, die Politik ist gefordert, rasch Maßnahmen zu ergreifen. Inwiefern wird die Kultur davon betroffen sein? Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda fordert ein deutliches Bekenntnis zur Kultur.
Am Donnerstag werden die Bundesregierung und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten voraussichtlich neue Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie verkünden. Der Deutsche Bühnenverein warnt davor, als Maßnahme gegen die Corona-Pandemie pauschal Theater und Konzerthäuser zu schließen. Kultursenator Carsten Brosda ist zugleich Präsident des Deutschen Bühnenvereins und sprach mit NDR Kultur Moderator Philipp Cavert über die Erwartungen und Befürchtungen des Kulturbetriebs.
Brosda warnt davor, die Kultur trotz funktionierender Konzepte einzuschränken: "Übers Wochenende mehrten sich die Stimmen, die forderten, bei der Kultur herunterzufahren. Wir wissen nun ziemlich genau, dass wir mit Hygienekonzepten, mit 2G-Regeln und vielem mehr Theater- und Konzertsäle zu sicheren Orten gemacht haben. Wir möchten darauf hinweisen, dass solche symbolischen Aktionen eher der Suggestion politischer Handlungsfähigkeit dienen und nicht zwingend Einfluss auf das Pandemie-Geschehen haben", betonte Brosda gegenüber NDR Kultur.
Impfpflicht statt Schließung?
Der Bühnenvereins-Präsident fordert, dort mit Maßnahmen anzusetzen, wo sie tatsächlich etwas bewirken, und nicht pauschal den Kulturbereich zu beschränken. Das Impfen hält er für die beste Lösung: "Wir akzeptieren die 2G-Regelung, weil wir der Meinung sind, dass das jetzt der Weg ist. Die Alternative bei einem eskalierenden Infektionsgeschehen ist die sofortige Schließung aller Bereiche. Das wäre das härtere Mittel. Insofern bin ich dafür, dass wir sagen, wir unternehmen jetzt die Anstrengung, dass sich alle freiwillig impfen lassen. Wenn das nicht gelingt, dann müssen wir uns das letzte Maß an Sicherheit über eine Impfpflicht holen. Dann muss es auch keine Diskussionen über Beschränkungen mehr geben und dann ist auch Zugang für alle wieder möglich."
Auch wenn die Theater und Konzertsäle offen bleiben sollten, werden womöglich aus Vorsicht weniger Zuschauer kommen. Das bedeutet auch weniger Einnahmen für die Betriebe. Deswegen meint Brosda: "Wichtig ist, dass die Hilfsprogramme alle weitergeführt werden. Wir müssen uns den Sonderfonds, den der Bund für Kulturveranstaltungen angelegt hat, noch einmal angucken. Den sollten wir so erweitern, dass auch in den Bereichen, wo die Lage bewirkt, dass man nicht mehr wirtschaftlich arbeiten kann, Hilfe möglich ist. Denn es ist unser aller Anliegen, die kulturellen Infrastrukturen nicht so zu beschädigen, dass wir nach der Pandemie in richtige Probleme kommen."
Brosda hofft auf kulturelles Leben im Winter
Gerade in der Zeit vor Weihnachten, in der Weihnachtsmärchen, Adventskonzerte und Ähnliches stattfinden, bangen viele Veranstalter und Künstler um ihre Auftritte. "Ich glaube, wir werden am Donnerstag wissen, unter welchen Bedingungen diese Veranstaltungen zu retten sein können", so Brosda. Natürlich sei ihm bewusst, dass man bei Inzidenzen über 2.000 ein komplettes Herunterfahren erwägen muss. Aber: "Ich hoffe sehr darauf, dass morgen Entscheidungen gefällt werden, in denen kulturelles Leben aufrecht erhalten werden kann, durch die Weihnachtszeit hindurch und durch den Winter."
Planungen für Jubiläum der Elphi laufen weiter
Anfang Januar findet in Hamburg ein Festival zum fünfjährigen Jubiläum der Elbphilharmonie statt. Droht dem Festival angesichts steigender Inzidenzen eine Absage? "Wir planen dieses Konzert und alles Drumherum weiter", gibt sich Brosda optimistisch. "Ausschließen sollte man niemals irgendetwas, das holt einen immer ein. Ich gehe zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass wir mit konsequenten 2G-Regeln, mit entsprechenden Hygiene- und Lüftungskonzepten, einen sicheren Betrieb in Kultureinrichtungen werden ermöglichen können."
