Galerien in Hannover: Beeindruckendes Spektrum der Stile
Das Jahresende ist für Galerien die Zeit des Bestände-Sichtens. Zwei Galerien in Hannover präsentieren Werke der vertretenen Künstlerinnen und Künstler in Überblicksausstellungen.
20 Künstler zeigt der Galerist Robert Drees in der Ausstellung "from dawn till dusk" in seiner Galerie. Darunter sind die menschenleeren Räume des Finnen Pertti Kekarainen, die zu geometrischen Mustern werden. Auch ein Fotokunstwerk von Franziska Stünkel ist dabei. "Zu sehen ist ein Schatten der Silhouette eines Mannes. Es überlagern sich ganz, ganz viele Raumelemente, Architekturelemente, man ahnt die Dogenhausarchitektur des Markusplatzes in Venedig", beschreibt der Galerist das Bild. Die historische Außenfassade, gespiegelt auf der Scheibe eines Bistros mit warmer Innenbeleuchtung, ist für Robert Drees ein Sinnbild für Fernweh. Zugleich changiert das Foto zwischen dunkler Grundpartie und Helligkeit im oberen Drittel, wie der Titel der Ausstellung, der übersetzt "vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung" heißt, andeutet.
Vielfältiger Bestand der Galerie Robert Drees

Auch Bilder, die mit der Corona-Pandemie zu tun haben könnten, sind in der Galerie Robert Drees zu sehen: schwarze Mengenschlangen lässt der Kubaner Gustavo Diaz Sosa ziellos vor unheilvoll dräuender Katastrophen-Architektur warten.
Hanna Nitsch aus Braunschweig erforscht in ihren Werken die Lesart digitaler Bilder. "Das sind Internet-Recherchen von ganz, ganz energiegeladenen aber sehr, sehr zweifelhaften Frauenbildnissen. Zwischen Ekstase und Verzweiflung, sind es ganz, ganz fragile Gesichtsausdrücke, die sie in Tuschezeichnungen zu bannen weiß", schildert Drees. "Grundlage dieses Materials ist tatsächlich die Recherche vom PC aus in den Internetwelten, um neue Motivsuchen zu gestalten, weil es im Augenblick eben mit dem Heraustreten aus dem Atelier, mit dem Reisen nur sehr eingeschränkt möglich ist, als Künstlerin oder Künstler zu arbeiten."
Galerie Falkenberg: Ausstellung "Accrochage" im Dezember
In der Galerie Falkenberg wird die Schau "Accrochage" an den kommenden beiden Sonntagen gezeigt. Der japanische Künstler Ryo Kato spiegelt in einem bildgewaltigen Gemälde die Umweltzerstörung. Das Gemälde erinnert an das Gewimmel düsterer Bilder von Pieter Bruegel dem Älteren. Im spannenden Kontrast dazu steht die abstrakte Arbeit von Friedhelm Falke. Ein kleinformatiges Bild zweier Zitronen, gemalt als holländisches Still-Leben, fächert der Niedersachse in gelb, grün, rot und violett leuchtende Farbflächen auf. "Friedhelm Falke ist ein eigentlich abstrakt arbeitender Maler, der sich im Wesentlichen mit Architekturen und solchen Sachen beschäftigt", erklärt Galerist Achim Leseberg. "Seit zwei Jahren malt er jetzt aber Kontextbilder, die er diesen abstrakten Bildern daneben setzt." Auf diese Weise entsteht ein ganz eigenes Gespräch zwischen den Bildern.
Große Bandbreite der Werke

Marina Schulze aus Bremen zeigt sowohl empfindsam wirkende Frauenkörper wie eine abstrakte Arbeit. "Wir haben hier ein Bild, eine starke Vergrößerung eines Pilzes, die sie sehr fotorealistisch nachgebildet hat und eigentlich in der Anmutung wie ein abstraktes Bild wirkt", sagt Lesberg.
Die Bandbreite der Stile und Sujets sind das Pfund, mit dem Überblicksausstellungen wie in der Galerie Drees und der Galerie Falkenberg wuchern können. Nicht nur in Zeiten geschlossener Museen und Kunstvereine empfehlenswert.
