"L'Apotheque": Neues Erotikmuseum auf dem Hamburger Kiez
In einer denkmalgeschützten Apotheke in St. Pauli dreht sich jetzt alles um Vibratoren. Im "Museum für historisches und außergewöhnliches Sexspielzeug" wird die Geschichte des Vibrators unter die Lupe genommen.
Die Idee zur "L'Apotheque" stammt von Anna Genger, der Tochter der einstigen Apothekenbesitzerin. Unterstützt wird sie dabei von Nadine Beck, die über die Geschichte des Vibrators promoviert hat. "Also, alles, was irgendwie einen elektrischen Motor hat, was brummt - das können kleine Modelleisenbahnen sein, das können aber auch Rasierapparate sein oder elektrische Zahnbürsten - und eben dieses Vibrationsgefühl am Körper hervorrufen kann, kannst du verwenden. Und es wurde auch verwendet."
Nadine Beck hat sich ausführlich mit lustspendenden Objekten befasst und bei ihren Recherchen allerlei Gerätschaften zusammengetragen. Die kann man nun in der "L'Apotheque" in der Clemens-Schultz-Straße auf St. Pauli staunend bewundern.
"L'Apotheque" zeigt Vibratoren aus verschiedenen Ländern
Ein an einen Pürierstab erinnerndes Vibrationsgerät aus China, ein Massagegerät mit weichem Schwammaufsatz, das an eine kleine Schleifmaschine erinnert, oder der Sanax Vibrator für schlanke Fesseln von 1920, der chromglänzend wie ein Fön aussieht, Vibrationsgeräte gab es in vielerlei Gestalt, erklärt Beck: "Gemacht waren sie gegen Verstopfung, Falten, Doppelkinn - alles, was du am Körper haben kannst, was man damals meinte, mit Vibrationsmassage irgendwie lindern zu können."
Dass diese Geräte sozusagen zweckentfremdet wurden, blieb nicht aus. Erst in den 60er-Jahren gab es hierzulande erste Sexspielzeuge, so Beck: "Ich kann den ersten nachweisen für April 1969. Das ist in einem Beate Uhse Katalog, so ein richtig schöner, penisartiger Massagestab."
Eintritt nur mit Anmeldung
Zu sehen sind diese sehr unterschiedlichen Objekte inmitten einer denkmalgeschützten Apotheke, die nach Anweisung der Behörden genauso erhalten bleiben muss. Schweres, braunes Holzinventar, eine vorsintflutlich anmutende Registrierkasse und unendlich viele gläserne Flaschen mit lateinischen Namen darauf. "Die Flaschen, die dürfen wir frei bewegen," erklärt Anna Genger. In dieser Apotheke ihrer Mutter ist sie groß geworden. "Da gibt es tatsächlich lustige Anekdoten dazu, wie meiner Mutter es überhaupt nicht in den Kram passt, wie wir sie hier dilettantinnenhaft verteilt haben, weil die pharmazeutische Chronologie nicht eingehalten ist, sondern wir pur nach der Optik gegangen sind."
Anna Genger verlässt 2019 Hamburg, um in London Kunst zu studieren. Doch als die Mutter mit 83 Jahren die Apotheke wegen Krankheit plötzlich schließen musste - da kam sie zurück: "Als Künstlerin bin ich natürlich ganz weit weg von der Pharmazie gegangen. Anderseits hat mich auch die Körperlichkeit interessiert, die Gesundheit und das Viertel. Ich betrachte die Sexspielzeuge hier als Werkzeuge oder Requisiten, um über andere Dinge zu reden und weiterführende Gespräche zu führen." Das kann man in diesem wirklich sehenswerten, außergewöhnlichen Museum mit Sicherheit. Eine Besichtigung geht nur über eine Anmeldung und beinhaltet immer die persönliche Führung - das ist dem wertvollen Inhalt geschuldet. Preis: 65 Euro.
"L'Apotheque": Neues Erotikmuseum auf dem Hamburger Kiez
Weil Iris Genger niemanden fand, der ihre alte Apotheke weiterführt, hat Tochter Anna daraus ein Museum für Sexspielzeug gemacht.
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L'Apotheque
Clemens-Schultz-Strasse 90
20359 Hamburg
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