Ausstellung "Burgen in Hamburg": Irre und sehenswert
"Burgen in Hamburg" heißt jetzt eine neue Ausstellung im Archäologischen Museum in Hamburg-Harburg. Dort wird das mittelalterliche Hamburg auf beeindruckende Weise wieder lebendig.
Die Sonne scheint. Ein paar Wölkchen spiegeln sich in der träge dahin fließenden Alster wider. Im satten Sommergrün liegt der schützende Wallring um die Neue Burg. Das große, dank modernster Computertechnik völlig realistisch wirkende Bild, zeigt Hamburg so wie noch nie. "Die Neue Burg wurde auf der grünen Wiese gebaut. Da gab es vorher keine Bebauung," sagt Kay-Peter Suchowa und hat glänzende Augen.
Er hat gemeinsam mit seinem Team sozusagen die Überreste der Neuen Burg in mehreren Grabungen freigelegt. Dabei wurde sehr viel Holz gefunden, aus dem einst der Burgwall gebaut wurde. Die Stämme sind bis hin zur Rinde bestens erhalten: "Das hat damit zu tun, dass der Boden dort feucht ist, da kommt nicht Sauerstoff durch und dadurch bleibt das Holz so gut erhalten."
"Burgen in Hamburg": Vergangenheit und Gegenwart verschwimmen
Wer Angst vor vollgestopften Museumsvitrinen mit ollen Tonscherben und verrosteten Speerspitzen hat, der ist in dieser Ausstellung genau richtig, so Rainer-Maria Weiss, Direktor des Archäologischen Museums Hamburg: "Wir verzichten auf Scherben, sondern wir haben die mittelalterliche Welt in Hamburg in riesengroßen, fantastischen Lebensbildern rekonstruiert. Wir haben lebensechte Bilder aus allen Winkeln der Burg, also Luftaufnahmen, Perspektiven aller Art, Baudetails und so weiter so rekonstruiert, dass man ein absolut lebendiges Bild Hamburgs im Mittelalter bekommt."
Besonders eindrucksvoll ist das Bild der Nikolaikirche, die genau im Zentrum der Neuen Burg steht. Im Museum sieht man die Neue Burg genau an diesem Ort ins heutige Hamburg rein retuschiert .
Das gut erhaltene Holz ist übrigens wie ein Kalender. Jeder Stamm lässt sich aufs Jahr genau datieren: "Sie wurden alle im Herbst/Winter 1021 bis 1023 gefällt. Das ist wissenschaftlich einfach abzählbar an Jahresringen, nicht fälschbar, untrüglich. In großen Serien haben wir quasi eine Gründungsurkunde nach der anderen im Wall der Burg archäologisch ausgegraben."
Reise ins 1.000 Jahre alte Hamburg: Absolut irre und sehenswert
Und damit ist bewiesen: Die Neue Burg wurde bereits 1021 errichtet und nicht erst 1061, wie schriftliche Quellen bislang behauptet haben. Und die Neue Burg wurde in nur zwei Jahren gebaut - von ziemlich wenigen Arbeitern - das hat Kay-Peter Suchowa schlicht anhand der Größe der Neuen Burg und deren Erdaushub berechnet: "Leute könnten in zwei Jahren das gesamte Erdmaterial bewegen. Aber ich denke, dass da schon 100 Leute beschäftigt waren. Die Bäume mussten gefällt und ran transportiert werden, es ist eben nicht nur reine Erdbewegung, also habe ich die Zahl ein bisschen aufgerundet. Aber, während ich vorher immer gedacht habe, es wären Tausende gewesen, kann ich jetzt sagen: Es waren um die 100."
Und noch etwas ist jetzt klar: In Hamburg hat es immer nur eine Burg zur Zeit gegeben. So ist die Neue Burg ein Nachfolgebau der aufgegebenen Hammaburg gewesen. Diese Ausstellung lässt Hamburg vor 1.000 Jahren tatsächlich richtig lebendig werden. Lebensgroße Holzpuppen zeigen die damalige Mode, ein original großes Grabungsfoto lässt die Besucher förmlich in die Ausgrabung hineinsteigen - absolut irre und sehenswert.
Ausstellung "Burgen in Hamburg": Irre und sehenswert
Das Archäologische Museum in Harburg macht das mittelalterliche Hamburg auf beeindruckende Weise wieder lebendig.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Archäologisches Museum Hamburg
Museumsplatz 2
21073 Hamburg - Preis:
- 6 Euro, ermäßigt 4 Euro
- Öffnungszeiten:
- Di - So 10-17 Uhr
- Hinweis:
- bis 17 Jahren freier Eintritt
