"Das erlesene Dorf": Literaturfest auf dem Land in Niedersachsen
Mit "Das erlesene Dorf" hätte ein Titel wohl treffender nicht sein können. Denn im kleinen Dorf Wiershausen haben sich neun Autorinnen und Autoren getroffen und aus ihren Büchern vorgelesen.
Das Literaturfest in Wiershausen (Südniedersachsen) ist ein voller Erfolg. Auch Dank der 140 Einwohner, die alle kräftig mit angepackt haben. Die einen setzen Fachwerkhäuser instand oder stellen ihre Gärten zur Verfügung und die anderen kümmern sich um Grill oder Parkplatz. Von der Feuerwehr bis zum Heimatverein - alle sind dabei.
Auch Sarah Raich ist dabei, sie ist hier aufgewachsen und hatte die Idee für den Leseort. Unsicher war sie trotzdem, ob das überhaupt funktioniert, "die Literaturmenschen, die ja eigentlich alle in der Stadt leben, und die Leute im Dorf, die ja mit der Literaturszene nichts zu tun haben, zusammenzubringen. Ich hatte aber die Hoffnung, dass genau das passiert, was jetzt passiert ist: dass einfach ganz viel Gemeinschaft entsteht und ganz viel Gemeinsamkeit und das einfach viel Freude an Geschichten da ist."
Autor Sebastian Stuertz begeistert vom "erlesenen Dorf"
Sie selbst ist eine der Autorinnen und Autoren, die hier ihre Geschichten vorstellen und darüber auch reden wollen - untereinander und mit dem Publikum. "Das ist ja total wichtig und total schön, die Rückmeldung zu bekommen. Was ich jetzt schon für Gespräche geführt habe, das ist wahnsinnig berührend", sagt Sebastian Stuertz. Sein Roman "Da wo sonst das Gehirn ist" ist gerade erst erschienen.
Eine Geschichte über eine siebzehnjährige Programmiererin, über Patchworkchaos und das Erwachsenwerden: "Das war meine erste Lesung aus dem Buch. Das ist natürlich immer was ganz besonders. Gerade weil beim ersten Buch durch die Pandemie alles ins Wasser gefallen ist. Da habe ich eine zweite Chance, das erste Mal nachzuholen oder die vielen ersten Male mit dem ersten Buch."
Spanungsreicher Plot von Cornelia Achenbach
Während Stuertz mit anderen auf der Rampe sitzt, liest Cornelia Achenbach im Hof der Familie Rose aus ihrem Roman "Nachtwanderung".
Ines war vierzehn, als sie ihre beste Freundin verlor. In der Zeitung stand nicht, dass Ines beste Freundin verschwunden war. Da stand nicht Freundin. Da stand nicht einmal Mädchen. Da stand nur Schülerin. Denn das war die Funktion, die sie in der Gesellschaft hatten. Sie waren Schülerinnen. Buchzitat
Zwanzig Jahre später trifft Ines ihre einstige Freundin wieder - auf einem Klassentreffen. Doch das Wiedersehen verläuft anders als erwartet. Denn: Die Dinge sind offenbar nicht so wie sie scheinen.
Lesefest für Niedersachsen
Recht klar ist dagegen, was an diesem Wochenende alle verbindet. Margarete von Schwarzkopf, ehemalige NDR Mitarbeiterin und inzwischen bekannt für ihre Krimis, bringt es auf den Punkt: "Wir alle kennen Niedersachsen, wir alle mögen Niedersachsen. Aber ganze Teile dieses wunderschönen Landes kommen zu kurz. Aber heute wird das ein bisschen aufgebessert - bei solch einem Festival."
