Gina Enslin © Moritz Ziems

ARD Creators: Gewinnerin Gina Enslin über ihren Podcast "Ach nichts!"

Stand: 09.06.2022 16:37 Uhr

ARD Creators und die neue ARD Kulturplattform haben einen Wettbewerb um neue, innovative Medienprojekte gestartet. Gewonnen haben Anne Pretzsch und Gina Enslin mit ihrem Podcast über das Ungesagte "Ach nichts!". Ein Gespräch mit Gina Enslin.

Gina, auf eurem Brainstorm-Zettel, als ihr das Ganze geplant habt, was für Kategorien des Ungesagten habt ihr da so erkannt?

Gina Enslin: Ich glaube, wir haben uns nicht so sehr über Kategorien des Ungesagten Gedanken gemacht, sondern über Beziehungskategorien, also über Familie, romantische Beziehung, Freund*innenschaft. Also die Frage, inwiefern in unterschiedlichen Beziehungen verschiedene Dinge schwerfallen zu sagen und warum. Das war eher die Kategorisierung, die wir gemacht haben.

Ist das immer schlecht, wenn Dinge nicht ausgesprochen werden?

Enslin: Das wäre die Frage. Ich glaube, das muss nicht immer schlecht sein. Worüber wir nachgedacht haben ist, dass es gut ist, wenn es gezielt passiert und nicht aus Angst oder aus Unsicherheit oder aus Sprachlosigkeit. Ich glaube, dann ist es meistens schlecht.

Das sind ja nun Dinge, über die Menschen eher ungern sprechen. Wie wollt ihr es schaffen, das dann in einem Podcast hörbar zu machen?

Enslin: Wir wollen das schaffen, indem wir einerseits eine Grundlage legen, darüber, dass wir auch über uns selbst sprechen - das also auch ein bisschen persönlich gestalten und uns selber auch trauen, Sachen zu erzählen. Dann wollen wir einen Aufruf machen, bei dem sich Hörer*innen beteiligen können - gerne auch anonym - und so Platz machen für diese Geschichten des Ungesagten. Aber auch für Situationen, für schwierige Geheimnisse, bei denen sich gar nicht jemand jetzt unbedingt exponieren soll, sondern wo es eher darum geht, Situationen zu sammeln, in denen es einem manchmal schwerfällt, was über die Lippen zubringen.

Was könnten das für Geschichten und Erlebnisse sein?

Enslin: Das könnte alles Mögliche sein. Das kennt jeder, diese Situation, das einem was total über lange Zeit in einer Beziehung stört und man das nicht sagt. Das kann so etwas sein, wie dass mein Partner nie den Abwasch macht. Aber ich sage es nicht, und darum bin ich immer super genervt. Es kann aber auch so etwas sein wie: Ich habe das Gefühl, meine Mutter hat ganz hohe Erwartungen an mich und ich kann ihnen nicht gerecht werden - ich habe das Gefühl, dass ich mich deshalb aus der Beziehung rausziehen muss. Ich glaube, es kann von bis gehen. Wir würden das auch gar nicht so einschränken wollen.

In eurem Bewerbungstext lese ich den Begriff "transgenerationelles Beteiligungsformat". Also auf jeden Fall von ganz jung bis so alt wie möglich. Warum ist euch das wichtig?

Enslin: Das ist uns wichtig, um einerseits diese verschiedenen Beziehungsformen ein bisschen aufbrechen zu können. Es gibt ja Dinge, die zum Beispiel mir schwer fallen, meinen Eltern zu sagen. Aber auch Dinge, die meinen Eltern schwer fallen, mir zu sagen. Also, dass man es auch von beiden Seiten sehen kann. Gerade wenn es um Verbindungen geht, was ja auch der Ausgangspunkt dieser Bewerbung war, ist Verbindung immer auch irgendwie was Transgenerationelles, was das in alle Richtungen verbinden kann. Und darum wäre das total schön, wenn man da verschiedene Perspektiven und vielleicht auch was Leute, die unterschiedlichen Alters sind, über ihre Erziehung gelernt haben, mitaufnehmen kann, weil das verändert sich ja auch über die Jahrzehnte.

Jetzt gibt es ein bisschen Geld und die Realisierung, was wir im ersten Schritte sein.

Enslin: Unsere ersten Schritte sind, dass wir jetzt genauer in die Konzeption gehen und wirklich gucken, was soll denn jede einzelne Folge enthalten? Was sind Elemente, die wir da noch brauchen? Wie kommen wir an diese? Wie kommen wir an die Geschichten der Hörer*innen? Was sind vielleicht auch andere mediale Dinge, mit denen man arbeiten kann, so wie Musik? Weil es ist ja auch ein Kulturwettbewerb. Wir wollen gern Musik und Romantexte einbinden. Eine erste Konzeption einer ersten Folge ganz konkret ist der erste Schritt.

Das Gespräch führte Mischa Kreiskott.

 

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch unterwegs | 09.06.2022 | 14:20 Uhr

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