Stand: 01.07.2019 10:23 Uhr

1914: Hamburg bekommt einen Park fürs Volk

von Kathrin Weber, NDR.de
Luftbild vom Hamburger Planetarium um 1930. © Planetarium Hamburg
Der berühmte Turm wurde 1916 in Betrieb genommen und diente bis 1924 als Wasserturm. 1930 wurde darin ein Planetarium eingerichtet.

Nur einen Monat später bricht der Erste Weltkrieg aus. Die weiteren Arbeiten kommen zum Erliegen oder gehen nur sehr schleppend voran. Wegen der Lebensmittelknappheit dürfen die Bürger auf den Freiflächen Gemüse und Kartoffeln anbauen. Nach 1918 nimmt die Stadt den Ausbau des Parks wieder auf. Es entstehen viele wichtige Sport- und Spielstätten wie der große Spielplatz mit Planschbecken, eine Freilichtbühne, Restaurants, der Wasserturm sowie zahlreiche Gartenanlagen. Auch die Kunst im öffentlichen Raum hält Einzug in den Park - in Form von verschiedenen Skulpturen, die Privatpersonen stiften.

So kann der Stadtpark in den 20er- und 30er-Jahren schließlich das erfüllen, was seine Planer gefordert hatten: Hamburger aller Schichten erholen sich dort, treiben Sport, besuchen Konzerte oder andere Veranstaltungen.

Flakstellung und Nissenhütten

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Leibesertüchtigungen im Hamburger Stadtpark © NDR / Hamburg Journal

Nazis und Nachkriegszeit im Stadtpark

Nicht immer waren es positive Erlebnisse, die die Hamburger mit ihrem Park verbinden. Bildergalerie

Der Zweite Weltkrieg bereitet dem Freizeitvergnügen ein jähes Ende. 1939 richtet das Militär auf der Festwiese eine Flakstellung mit zahlreichen Scheinwerfern ein; die Alleen ringsherum werden abgeholzt. Die schweren Bombenangriffe im Sommer 1943 treffen auch den Park - die Stadthalle, das Parkcafé und die Kaskaden - alle drei Werke von Fritz Schumacher - werden zerstört. Bei Kriegsende ist die Not in der Stadt groß, auf der Wiese leben mehrere Tausend Menschen in Notunterkünften, den sogenannten Nissenhütten. Die Grünflächen werden zu Grabeland - statt Blumen wächst dort jetzt Gemüse.

Parkbesucher auf der Festwiese im Hamburger Stadtpark © NDR Foto: Irene Altenmüller
Wo sich heute Besucher sonnen, standen im Zweiten Weltkrieg Flugabwehrkanonen.

Als es Land und Stadt besser geht, rückt auch der Park wieder in den Fokus. Anfang der 50er-Jahre werden Wiese und Gartenanlagen wiederhergestellt, Straßen und Reitwege zurückgebaut. 1953 finden im Stadtpark das deutsche Turn- und Sportfest, der Kirchentag und Teile der Internationalen Gartenbauausstellung statt. Allmählich eroberten die Hamburger sich ihr grünes Wohnzimmer zurück.

Der Park heute

Jogger, Spaziergänger, Freizeitkicker oder Menschen, die einfach nur im Grünen entspannen: Heute wird der Park von Hamburgern jeden Alters genutzt. Besonders an schönen Sommertagen und -abenden ist die Festwiese ein einziges Meer von kleinen Gruppen. Über dem Park liegt der Duft von Gegrilltem und in den Biergärten ist nur noch mit Glück ein Platz zu finden. Dass der Stadtpark ein so attraktives Ziel bleibt, dafür setzt sich seit 2001 der Stadtpark Verein Hamburg e.V. ein. Wer ihn unterstützen möchte, ist herzlich willkommen. Anlaufstelle ist der Vereinssitz im ehemaligen Forsthaus an der Otto-Wels-Straße.

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Tanz auf der Freilichtbühne im Hamburger Stadtpark (historische Aufnahme). © Karsten Jahnke Konzertdirektion

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Karte: Der Hamburger Stadtpark

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 30.06.2019 | 19:30 Uhr

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