Stand: 17.04.2018 16:09 Uhr

Philipp Otto Runge: Meister der Romantik

Selbstbildnis im blauen Rock,1805 © Hamburger Kunsthalle/bpk Foto: Foto: Elke Walford
Mit seinen vielseitigen Interessen und seinem Streben nach einer Erneuerung der Kunst galt Runge vielen Künstlern als Vorbild.

Er malte nicht nur, sondern, fertigte Scherenschnitte, entwarf Inneneinrichtungen und schrieb mit der Geschichte "Von dem Fischer un sine Fru" eines der berühmtesten plattdeutschen Märchen: Philipp Otto Runge. Obwohl seine Bilder zu Lebzeiten kaum bekannt waren und Runge bereits im Alter von 33 Jahren an Tuberkulose starb, gilt er heute als einer der wichtigsten und zugleich vielseitigsten Künstlern der Romantik.

Geboren wird Philipp Otto Runge 1777 in Wolgast als eines von elf Kindern eines dort ansässigen Kaufmanns und Reeders. Schon als Kind fertigt er Scherenschnitte an. Erhalten ist unter anderem ein Schnitt, der die Silhouette seiner Heimatstadt mit Kirchen und Mühlen zeigt.

Kinder als bevorzugtes Motiv

Bildnis der Kinder des Künstlers, Otto Sigismund und Maria Dorothea, 1808/09 (Ausschnitt) © picture-alliance/akg-images
Runge porträtierte gerne Kinder, hier seinen Sohn Otto Sigismund und seine Tochter Maria Dorothea.

Als Maler konzentriert er sich vor allem auf Porträts. Als Motiv dienen ihm häufig seine Familie und enge Freunde. Zu seinen bekanntesten Werken zählt das Gemälde "Die Hülsenbeckschen Kinder", das die Sprösslinge eines Bekannten darstellt und heute in der Hamburger Kunsthalle hängt. Die Darstellung der pausbäckigen Geschwister ist wegweisend für eine neue Sichtweise. Runge möchte Kinder nicht idealisieren, sondern ihr Wesen einfangen. "Kinder müssen wir werden, wenn wir das Beste erreichen wollen", erklärt Runge und drückt damit einen zentralen Gedanken der Romantik aus - das Streben nach dem Ursprünglichen, dem Naiven.

Vielseitiger Künstler

Neben dem Malen und Zeichnen ist Runge auch auf anderen Gebieten aktiv: Er illustriert Bücher, entwirft Spielkarten und Bucheinbände und beschäftigt sich mit der Innenausstattung von Räumen. Zudem entwirft er mit seiner Farbkugel eine neue, dreidimensionale Farbenlehre. Auf diesem Farbenglobus befinden sich die Primärfarben Rot, Gelb und Blau am Äquator, Weiß und Schwarz an den Polen. Damit versucht er, die Harmonien der Farben anschaulich zu machen.

Runge als Erzähler

Runge betätigt sich außerdem als Schriftsteller. Neben dem Märchen "Von dem Fischer un sine Fru"  schreibt er mit der Geschichte "Von den Mahandel Bohm" ein weiteres Märchen in plattdeutscher Sprache und gibt diese an die Gebrüder Grimm weiter, die er damit zum Sammeln von Märchen anregt.

Reger Kontakt zu Goethe und Caspar David Friedrich

Gemälde "Wir Drei" von Philipp Otto Runge. Rechts im Bild ist der Maler selbst mit seiner Frau Pauline zu sehen, links sein Bruder Daniel. © picture alliance / akg
Auf dem Gemälde "Wir Drei" porträtiert sich Philipp Otto Runge mit seiner Frau und seinem Bruder Daniel (l.). Das Gemälde verbrannte 1931.

Mit vielen bedeutenden Dichtern seiner Zeit steht Runge in Kontakt, darunter etwa mit Johann Wolfgang von Goethe und Clemens Brentano. Auch mit dem Malerkollegen Caspar David Friedrich ist Runge, der unter anderem in Kopenhagen, Dresden und Hamburg lebt, eng befreundet. Runge strebt eine Erneuerung der Kunst an, er möchte Dichtkunst, Musik und Malerei zusammenführen. Das bringt ihm die Bewunderung vieler Künstlerkollegen seiner Zeit ein. "Ein Individuum, wie sie selten geboren werden", soll Goethe über Runge gesagt haben. Und Brentano bezeichnet ihn noch 1837, 27 Jahre nach Runges Tod, als "den tiefsinnigsten Künstler, der unmittelbarsten der neueren Zeit." Finanziell ist Runge dennoch nur wenig Erfolg beschert: Regelmäßig ist er auf die Unterstützung seines Bruders Daniel angewiesen.

Als Runge 1810 in Hamburg stirbt, ist das jüngste seiner vier Kinder noch nicht geboren. Es kommt einen Tag nach seinem Tod auf die Welt. Philipp Otto Runges Grab befindet sich auf dem Althamburgischen Gedächtnisfriedhof in Hamburg-Ohlsdorf.

Großteil des Lebenswerks in der Hamburger Kunsthalle

Das Museum Rungehaus in Wolgast. © TMV/Krauss
Runges Geburtshaus in Wolgast ist heute ein Museum. Es widmet sich dem Leben und Werk des Künstlers.

Drei wichtige Gemälde Runges wurden 1931 bei einem Großbrand im Münchner Glaspalast zerstört, heute existieren noch 35. Die weltweit größte Runge-Sammlung mit 30 der erhaltenen Gemälde sowie knapp 400 Arbeiten auf Papier befindet sich in der Hamburger Kunsthalle - ein Verdienst des ersten Direktors Alfred Lichtwark, der einen Großteil der Runge-Bilder ankaufte. Im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald hängt eines seiner bekanntesten Gemälde, das Porträt seiner Nichte Wilhelmine Helwig. In Runges Geburtshaus in Wolgast, in dem heute ein Museum über Leben und Werk des Künstlers informiert, sind dagegen nur Kopien seiner Bilder zu sehen.

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 01.12.2010 | 18:00 Uhr

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