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Chronik der Hamburger Straßen- und U-Bahnen

Pferdebahnen in der Hamburger Neustadt, Fotografie von etwa 1892. © Wiki Commons Foto: Von Friedrich Strumper († 1913) - Die Hamburger Neustadt: 1878-1986, Hans Christians Verlag, Hamburg 1986, ISBN 3-7672-0973-X, Von Pincerno am 11. Dezember 2008 in die deutschsprachige Wikipedia geladen., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7876558
Pferdebahnen waren Ende des 19. Jahrhunderts ein gängiges Verkehrsmittel in Hamburgs Innenstadt.

Hamburg hatte einst eines der größten Straßenbahnnetze Deutschlands. Den Anfang machte 1866 ein Pferdebahnbetrieb nach Wandsbek, in den darauffolgenden Jahrzehnten ließ die Stadt das Nahverkehrsnetz stetig vergrößern. 1958 fiel die Entscheidung, die Straßenbahn abzuschaffen, 1978 fuhr die letzte. Ab der Jahrtausendwende gab es konkrete Pläne, mit der Stadtbahn ein ähnliches Verkehrsmittel auf die Straße zu bringen, sie wurden jedoch aufgegeben. Mit der Hafencity-Linie U4 und der U5, die künftig nach Bramfeld führen soll, baut die Stadt das Netz derzeit weiter aus.

16. August 1866: Freigabe der Pferdebahnstrecke nach Wandsbek durch die Pferde-Eisenbahn Gesellschaft PEG. Sie ersetzt die seit 1839 fahrenden, aus England importierten Pferdeomnibusse. Bis 1875 folgen weitere Linien nach Barmbek, Eimsbüttel, Hoheluft und Hamm.

1878: Gründung der Hamburg Altonaer Pferdebahn Gesellschaft (HAPf, später in Zentralbahn umbenannt). Wegen ihrer gelb gestrichenen Wagen mit pagodenförmigem Dach heißt sie im Volksmund "Chinesenbahn" (1923 von der Hamburger Hochbahn AG übernommen).

13. Mai 1878: Einsatz einer dampfbetriebenen Bahn auf der Strecke Rathausmarkt - Steindamm - Wandsbeker Chaussee - Wandsbek-Zoll (aufgrund ihrer gedrungenen Form im Volksmund "Plätteisen" genannt). Sie fährt bis 22. Juni 1897.

1880: Gründung der Strassen Eisenbahn Gesellschaft (SEG) - bis zum Ende ihrer Betriebsführung 1919 die maßgebliche Straßenbahngesellschaft Hamburgs. Sie erschließt Eppendorf, Winterhude, Horn, Rothenburgsort und Ohlsdorf.

1882: Gründung der Hamburg-Altona North-Western-Tramway Co. (HANWTC) mit Linien vom Rödingsmarkt nach Altona, Eimsbüttel, ab 1898 nach Bahrenfeld (1900 von der SEG übernommen)

ab 1894: Umstellung auf elektrischen Betrieb (im inneren Stadtbereich mit dem "Altonaer Ring" am 11.12.1898 abgeschlossen)

1896: Das Straßenbahnnetz erreicht eine Länge von 100 Kilometern.

1900: Als erste Stadt im deutschsprachigen Raum führt Hamburg eine Nummerierung der Linien ein.

1902: Der Bau des Hauptbahnhofs beginnt; Eröffnung am 6.12.1906

5. Dezember 1906: Die Hamburg-Altonaer Stadt- und Vorortbahn, aus der später die S-Bahn hervorgeht, eröffnet den Personenverkehr zwischen den Städten Blankenese, Altona und Hamburg. Im selben Jahr beginnt der Bau der Hochbahn am Hafen.

1907: Gesamtverkehr Straßenbahn: 156,2 Millionen Fahrgäste

18. März 1910: neue Streckenführung der Linien 1 und 4 direkt durch die Mönckebergstraße

1911: Gründung der Hamburger Hochbahn Aktiengesellschaft (HHA)

29. Juni 1912: Eröffnung der ersten Ringstrecke der neuen Hochbahn (heute U3)

23. Mai 1914: Eröffnung der Hochbahnstrecke Schlump - Hellkamp (heute U2)

5. Januar 1918: Eröffnung der Hochbahnstrecke Kellinghusenstraße - Ochsenzoll (U1) - anfangs mit Dampfbetrieb, ab 1921 elektrisch

1918: Gesamtverkehr S-Bahn, U-Bahn und Straßenbahn: 357,8 Millionen Fahrgäste

1. Januar 1920: Die HHA übernimmt den Betrieb der Straßenbahnen der SEG.

1921: Straßenbahn-Neubaustrecken zum Stadtpark, nach Klein Flottbek, zur Trabrennbahn in Farmsen, nach Jüthorn, zur Horner Rennbahn und nach Billbrook. Von Barmbek nach Rothenburgsort wird die Linie 21 als neue Querverbindung angeboten. Der Verkehr konzentriert sich ab Ende der 20er-Jahre in der Mönckebergstraße.

1922: Einstellung der letzten Pferdebahnlinie (Wandsbek nach Jüthorn)

1. Januar 1923: Die HHA übernimmt auch den Betrieb der Zentralbahn - damit sind alle Straßenbahnen nun in ihrer Hand.

25. März 1931: Eröffnung der Durchmesserstrecke der Linie U1 von der Kellinghusenstraße in die Innenstadt, zunächst nur mit einem provisorischen Bahnhof am Jungfernstieg. Die Haltestellen sind weit auseinandergezogen, um oberirdisch der Straßenbahn keine Konkurrenz zu machen.

28. Juli 1943: Nach dem Feuersturm ist - außer in Harburg - kein Straßenbahnverkehr mehr möglich. 431 Wagen sind zerstört, weitere 1.048 so beschädigt, dass sie nicht mehr einsetzbar sind. Die Hauptlinien verkehren bereits nach wenigen Tagen oder Wochen wieder. Einige Strecken - in Altona, St. Pauli, Hammerbrook und Hamm sowie die Linie 21 von Barmbek über Eilbek nach Rothenburgsort - werden allerdings nie wieder in Betrieb genommen.

16. Mai 1948: Erste Nachkriegs-Straßenbahnneubaustrecke nach Bramfeld wird für den Verkehr freigegeben.

30. August 1954: Erstmals wird eine Straßenbahnlinie (die 44 in Harburg) komplett auf Busbetrieb umgestellt.

29. Oktober 1955: Lurup wird an das Straßenbahnnetz angeschlossen. Es ist die letzte größere Neuanlage. Damit hat die Hamburger Straßenbahn zu dieser Zeit ihr größtes Streckennetz nach dem Zweiten Weltkrieg erreicht (187 Netzkilometer).

1957: Inbetriebnahme der letzten neuen Straßenbahnwagen (V7)

1958: Der Senat beschließt die schrittweise Einstellung des Straßenbahnbetriebs bei gleichzeitiger Erweiterung des U-Bahn-Netzes.

ab Oktober 1960: Jährlich wird ein weiteres Straßenbahn-Teilstück stillgelegt, meist zugunsten einer neuen Busstrecke. Zugleich wird die U-Bahn stark ausgebaut: bis Wandsbek-Gartenstadt (1963), Hagenbecks Tierpark (1967) und Billstedt (1968). Die Untertunnelung der Innenstadt für U2 und S-Bahn beginnt.

31. Mai 1975: Eröffnung der City-S-Bahn zwischen Hauptbahnhof und Altona

1. Oktober 1978: Zum letzten Mal fahren die Wagen der Linie 2 zwischen Rathausmarkt und Schnelsen.

Mitte der 80er-Jahre: Insbesondere die GAL setzt sich für die Wiedereinführung der Straßenbahn als "Stadtbahn" in Hamburg ein.

2001: Der Senat erwägt, den Bau eines Stadtbahnnetzes mit zwei Linien durch die Stadtmitte und insgesamt 49 Haltestellen. Schill-Partei und CDU stoppen nach der Regierungsübernahme jedoch die Planungen zugunsten des Ausbaus der U4.

23. August 2007: Erster Spatenstich in der Hafencity für die U4. Die neue Linie soll die Hafencity mit der Innenstadt verbinden.

2009: Stadt und Hochbahn beginnen Planungen für eine neue Stadtbahn von Bramfeld über Winterhude nach Altona.

2011: Nach der Bürgerschaftswahl erklärt der neue Erste Bürgermeister, Olaf Scholz (SPD), das Projekt Stadtbahn für beendet. Stattdessen soll der Busverkehr ausgebaut werden.

29. November 2012: Das erste Teilstück der Linie U4 wird eröffnet. Die Züge verkehren zunächst bis zur Haltestelle Überseequartier, kurz darauf bis zur Haltestelle Hafencity Universität.

2018: Der Ausbau der U4 geht weiter bis zur vorläufigen Endstation Elbbrücken. Sie soll im Dezember 2018 eröffnen. Später soll die U4 bis zur Horner Geest verlängert werden. Auch die Planungen für eine neue U-Bahnlinie 5 werden konkreter. Eine erste Teilstrecke soll ab 2022 gebaut werden und von Bramfeld über Steilshoop und die City Nord nach Winterhude und in die Innenstadt führen. Später soll ein weiterer Abschnitt den Westen Hamburgs bis Osdorfer Born anbinden.

Weitere Informationen
Eine Hamburger Straßenbahn der Linie 3, Eidelstedter Platz, 1961 © Archiv VVM (Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e. V.) - Helmut Grevsmühl Foto: Helmut Grevsmühl

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 14.08.2016 | 19:30 Uhr

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