Stand: 01.06.2012 13:53 Uhr

Als Schweden die Ostsee beherrschte

Blick auf ein Rapsfeld und die Strosower Bucht auf der Insel Rügen. © picture-alliance/Bildagentur Huber
Südschweden? Nein, das ist die Strosower Bucht auf Rügen. Aber Vorpommern und Teile Mecklenburgs gehörten mehr als zwei Jahrhunderte lang zu Schweden.

Im Süden Schwedens wohnen die Südschweden? Wenn es doch so einfach wäre! Auch einige Norddeutsche werden bis heute scherzhaft als "Südschweden" bezeichnet. Mehr als zwei Jahrhunderte lang war ein Teil des heutigen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern schwedisch. Von 1648 bis 1903 gehörten Vorpommern und Teile Mecklenburgs zur schwedischen Krone. Die Provinz Schwedisch-Pommern, zu der auch Rügen und Stralsund zählten, war autonom.

Schwedisch mussten eigentlich nur die diejenigen lernen, die Beamte werden wollten. Es galt sogar deutsches Recht. Dennoch haben die Schweden dort ihre Spuren hinterlassen, denn das Königreich Schweden lag immer wieder mit den anderen Ostseeanrainern im Krieg. Im Jahr 1712, in dem die rätselhafte Schlacht vor Rügen stattfand, war Schweden im Begriff seine Vormachtstellung im Ostseeraum zu verlieren. Im Großen Nordischen Krieg - eigentlich eine Abfolge vieler kriegerischer Auseinandersetzungen mit ständig wechselnden Allianzen - kämpften vor allem Schweden, Russland, Polen und Dänemark um die Herrschaft über die Ostsee.

Schwedenherrschaft in Norddeutschland keine Blütezeit

Zahlreiche Garnisonen und Festungen sollten die Macht der Schweden sichern. Noch heute erinnern viele Bauwerke an ihre Herrschaft in Schwedisch-Pommern und in anderen Regionen des Nordens: Herrenhäuser, Kirchen und Wirtschaftsgebäude sind über ganz Mecklenburg-Vorpommern verstreut. Die Hansestädte Stralsund und Wismar waren Schwedenhochburgen. "Unter den drei Kronen ließ es sich gut wohnen“, lautet eine gängige Redewendung aus der Region. Doch eine Blütezeit, wie oft behauptet wird, sei die Schwedenzeit im Norden nicht gewesen, meint der Historiker Dr. Joachim Krüger. "Tatsächlich sah die Wirklichkeit wesentlich dramatischer aus. Bis 1721 ist Schwedisch-Pommern in die zahlreichen Kriege Schwedens mit hineingezogen worden, es war die Aufmarschbasis der schwedischen Truppen und ist daher oft verwüstet worden."

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Schweden verliert Vormachtstellung im Ostseeraum

Mit dem Großen Nordischen Krieg (1700 - 1721) sollte sich das Blatt gegen die Großmacht Schweden wenden. Russland, Sachsen-Polen und Dänemark-Norwegen wollten Schwedens Vormachtstellung im Ostseeraum beenden. Zu Beginn dieses Krieges triumphierte der junge schwedische König Karl XII. zwar noch in einer Schlacht über Russland, erlitt aber im Juli 1709 eine verheerende Niederlage. Die antischwedische Allianz konnte in der Folge leicht große Teile der deutschen Gebiete Schwedens unter ihre Herrschaft bringen.

In Schwedisch-Pommern marschierten die Dänen ein. Schwedens letzte große Armee verließ Stralsund im November 1712 in Richtung Westen. Was die schwedischen Soldaten noch an Munition hatten, verbrauchten sie in der Schlacht bei Gadebusch - ihrem letzten Sieg. Im Mai 1713 kapitulierte die schwedische Truppe bei Tönning endgültig. Stralsund hielt sich noch zwei Jahre unter schwedischer Regentschaft, dann wurde es von der Allianz erobert. Zwar erhielten die Schweden Vorpommern wenige Jahre später wieder zurück, aber eine Großmacht, wie vor der Schlacht vor Rügen im Jahr 1712, wurde Schweden nie wieder. Im August 1721 wurde der Große Nordische Krieg endlich durch einen Friedensvertrag beendet. Von Schwedisch-Pommern gehörten danach nur noch Rügen und ein Gebiet nördlich der Peene zum Herrschaftsbereich des schwedischen Königreichs. Wismar und die Insel Poel wurden erst im Jahr 1903 offiziell wieder deutsch.

Dieses Thema im Programm:

NDR Story | 06.04.2012 | 22:00 Uhr

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