Stand: 03.09.2015 08:55 Uhr

Ein Kunstschatz für ganz Pommern

Museumshof
Das Museum heute: eine gelungene Verbindung aus alter Bausubstanz und moderner Architektur.

Das Pommersche Landesmuseum in Greifswald zählt zu den jüngeren Bauten der Stadt und entstand zwischen den Jahren 2000 und 2005 auf dem Gelände eines ehemaligen Klosters. Eine Glas-Stahl-Konstruktion, die sogenannte Museumsstraße, verbindet das Hauptgebäude heute mit einem mittelalterlichen Komplex um die einstige Bibliothek des Klosters.

Von der Idee zur Entscheidung

Der damalige Greifswalder Universitätsrektor Prof. Hans-Jürgen Zobel und der damalige Kultursenator Dr. Jürgen Drenckhan hatten 1994 ein vorpommersches Museum und eines für die Kunstschätze der Universität im Sinn. "Ich war damals Hochschullehrer an der Greifswalder Universität", erinnert sich Uwe Schröder, bis heute der erste Direktor des Pommerschen Landesmuseums in Greifswald, "und ich kannte ein kleines verträumtes städtisches Museum, ich glaube mit maximal 5.000 Besuchern im Jahr und deswegen ist diese Entwicklung, die sich hier in den letzten 25 Jahren vollzogen hat, wirklich aus der Sicht von damals unvorstellbar."

Uwe Schröder weiß aus der Entstehungszeit viele Anekdoten zu erzählen. Für ein vorpommersches Museum sei man beim Bund nicht zuständig, erinnert sich Schröder an einen Briefwechsel, ein pommersches konnte man sich dort aber durchaus vorstellen. Die Stiftung Pommersches Landesmuseum wurde schließlich 1996 gegründet. Stralsund, Barth, Wolgast und Greifswald brachten sich ins Gespräch für einen möglichen Standort. Zu diesem Zeitpunkt gab es viele Bürgermeister und Oberbürgermeister, die gesagt haben: "Das kann nur bei uns passieren", erinnert sich Schröder. "Wir haben später erfahren, dass maßgeblich wohl Herr [Wolfgang] Schäuble und der damalige erste Ministerpräsident unseres Bundeslandes, Prof. [Alfred] Gomolka die Entscheidung für Greifswald herbeigeführt haben."

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Wenn der Postbote zum Fenster einsteigt - die Bauphase

Auch die Leiterin der Gemäldegalerie, die Kunstwissenschaftlerin Birte Frenssen ist von Anfang an dabei. Die Stettiner Gemäldesammlung war und ist der Grundstock der Galerie wie auch des Museums, betont sie und im Mittelpunkt steht immer wieder das Erbe Caspar David Friedrichs. Am Anfang war noch ganz vieles mit zu gestalten, bis hin zur Wandfarbe: "Also wir haben da mit Tupperschüsseln gesessen und Wandfarbe gemischt, die angefönt, damit die schnell trocknet."

Und auch die Erinnerungen aus der letzten Bauphase sind noch lebendig: "Wir sind teilweise, als diese Museumsstraße angebaut wurde, aus den Fenstern geklettert, weil es keine Türen mehr gab. Auch der Postbote wurde durchs Fenster empfangen, wir hatten keinen Haupteingang, das haben wir nachher wirklich gefeiert: Zu jeder Veranstaltung gab es einen anderen Eingang. Das sind Meilensteine, die man dann miterlebt, erinnert sie sich. Mehrere Gebäude mussten in dieser Bauphase verbunden werden, der Croÿ-Teppich, der berühmteste Kunstschatz der Universität, musste einen eigenen besonderen Raum bekommen.

Grenzüberschreitende Kulturarbeit

Die Pommersche Landesgeschichte wird inzwischen mit polnischen Historikern gemeinsam erarbeitet, der letzte Ausstellungsteil, der bis in die Gegenwart reicht, soll im kommenden Jahr eröffnet werden. Und in der Gemäldegalerie kann Frenssen schon auf viele, selbst geschaffene Höhepunkte zurückschauen: 40.000 Besucher zählt das Museum in normalen Jahren. Gibt es Sonderausstellungen, dann wächst die Besucherzahl schnell auf 60.000 an. Und diese Sonderausstellungen drehen sich häufig um Caspar David Friedrich und immer wieder Pommern. Das sind die Kernpunkte der Arbeit, die auch in der Satzung des Pommerschen Landesmuseums verankert sind. Mittlerweile befinden sich in dem mit verschiedenen Architekturpreisen ausgezeichneten Gebäudekomplex Ausstellungsstücke aus etwa aus 14.000 Jahren Geschichte der südlichen Ostseeküste.

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