Streamingtipps: "Oh Hell" und "Babylon Berlin"
Gleich zwei preisgekrönte deutsche Serien gibt es derzeit zu sehen: die neue Staffel "Babylon Berlin", das deutsche Vorzeigeserienprojekt von Sky und der ARD, und "Oh Hell", die gerade den deutschen Fernsehpreis für die beste Comedy-Serie bekommen hat.
Helene, 24, aber nach eigenen Angaben eher gefühlt 51, ist eine Antiheldin, wie sie im Comedy-Buche steht. Rastlos, beinahe manisch. In der Kindheit gab es irgendwann mal die Diagnose ADHS. Ihr Spitzname ist Hell, daher auch der Titel "Oh Hell" und diese Beschreibung passt ganz gut auf diese junge Frau, deren Leben ein einziges Chaos ist. Das Jurastudium hat sie nach ein paar Wochen abgebrochen, nur vergessen ihrem Vater davon zu erzählen. Den Job im Kindergarten hat sie nach zwei Monaten verloren - unter anderem, weil sie einen Waldbrand beim Ausflug mit den Kleinen verursacht hat.
"Oh Hell": Verpeilte Antiheldin und die Tücken des Lebens
Die Serie erzählt mit Off-Kommentar über Helene und wechselt ständig die Perspektive zwischen ihrer persönlichen Wahrnehmung und Fantasie und der eigentlichen Realität. "Oh Hell" lebt vor allem von Schauspielerin Mala Emde und ihrer Darstellung der verpeilten Antiheldin, die den Vergleich zur britischen Kultserie nicht scheuen muss. Eine unperfekte Hauptfigur, die einen auf Dauer in den Wahnsinn treiben würde - aber über acht Folgen à 30 Minuten mit ihren charmanten Lügen die perfekte Begleitung auf der Couch ist.
Vierte Staffel von "Babylon Berlin" führt ins Jahr 1931
Meret Becker als Esther Kasabian bringt in "Babylon Berlin" die Tanzenden im Moka Efti zum Schwitzen. Die vierte Staffel der deutschen Erfolgsserie von Tom Tykwer, Achim van Borries und Henk Handloegten beginnt in der Silvesternacht von 1930 auf 1931.
Die SA zeigt sich selbstbewusst in Uniform auf der Straße, mittendrin Liv-Lisa Fries als Charlotte Ritter, die unehrenhaft aus dem Polizeidienst entlassen wird, aber privat weiter ermittelt, und Volker Bruch als Gereon Rath, der zwischen die Fronten gerät.
Die zwölf Folgen der vierten Staffel basieren auf Volker Kutschers Roman "Goldstein". Der titelgebende amerikanische Jude, der in die Stadt gekommen ist, um ein Juwel seines Vaters zu finden, bringt einen neuen Blick von außen. Die Nazis sind präsenter als in den ersten drei Staffeln, Tykwer, van Borries und Handloegten zeichnen wieder ein sehenswertes und spannendes Sittengemälde der Zeit in perfekter Ausstattung. Allerdings ist es nicht das Berlin der Vergangenheit, sondern eine neue Vision in einer Welt, die dem Untergang geweiht ist und ein letztes Mal aufdreht.