Meltem Kaptan und Alexander Scheer im Flugzeug im Film "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" - die NDR Koproduktion von Andreas Dresen im Wettbewerb der Berlinale © Pandora Film Foto: Luna Zscharnt

"Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush": Kampf um den Sohn

Stand: 10.12.2022 12:49 Uhr

Andreas Dresens politischer Film "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush", eine NDR Koproduktion, ist zutiefst menschlich. Die Tragikomödie war hat drei Lolas beim Deutschen Filmpreis erhalten.

von Anna Wollner

Die Lolas der Deutschen Filmakademie sind bei der Gala zum Deutschen Filmpreis 2022 in Berlin verliehen worden. Andreas Dresens siebte Zusammenarbeit für Andreas Dresen und Drehbuchautorin Laila Stieler "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" war zehnmal beim Deutschen Filmpreis nominiert und hat drei erhalten.

"Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush": Wahre Geschichte um Bremer Hausfrau gegen US-Justiz

"Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" ist die wahre Geschichte einer Bremer Hausfrau und Mutter, die sich mit dem mächtigsten Mann der Welt anlegt: George W. Bush, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. 2001 wird Murat Kurnaz in Pakistan verhaftet und kommt nach Guantánamo. Zu Hause in Bremen kämpft seine Mutter Rabiye gemeinsam mit dem Menschenrechtsanwalt Bernard Docke für Murats Freilassung.

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Die zwei neuen Köpfe in der Geschäftsführung der Deutschen Filmakademie seit 2022: Alexandra Maria Lara und Florian Gallenberger. ©  Foto: Britta Pedersen/dpa +++ dpa-Bildfunk ++ Foto: Britta Pedersen

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"Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush": Zutiefst menschliches Drama

Andreas Dresen und Drehbuchautorin Laila Stieler erzählen in ihrer siebten gemeinsamen Arbeit von einer Mutter, die um ihren Sohn kämpft. Es ist der klassische Kampf von David gegen Goliath, Dresen macht daraus einen Film über Recht und Willkür. Durch Rabiyes Perspektive bekommt die Geschichte eine spürbare Emotionalität. Rabiye habe stets ein Ziel vor Augen - die Freilassung ihres Sohnes, unterstreicht Dresen im Gespräch.

"Und das, fand ich, ist etwas sehr Schönes, weil in unseren Zeiten es ja doch häufig so ist: Wir sitzen abends vor dem Fernseher, wir sehen die Nachrichten, wir sehen den Zustand unserer Welt. Dann sagt man sich schnell, 'ach, kann eh nüscht machen, das ist ja alles so furchtbar.' Hier erzählen wir von einer Frau, die dagegen angeht und das schafft und sagt, 'die Welt ist veränderbar, wir können etwas tun. Wir können, auch wenn wir uns ohnmächtig fühlen, die Steine zum Tanzen bringen'."

Unschuldig in Guantánamo - Kampf um Sohn Murat

Szene aus Rabiye Kurnaz vs. George Bush © NDR/Pandora Film
Der Film Andreas Dresens erzählt vom Kampf einer Bremer Mutter gegen Unrecht und Willkür.

Der Kampf um Murat ist lang und zäh, über fünf Jahre sitzt er unschuldig in Guantánamo. Dresen erzählt davon über Auslassungen, über Momentaufnahmen in der Zusammenarbeit von Rabiye und Anwalt Docke, gespielt von Alexander Scheer. Keine Zeiteinblendungen mit Datum, sondern Tage - für die emotionale Fallhöhe, so Dresen: "Das ist etwas ganz anderes, ob man sagt, nach drei Jahren, oder ob man sagt, nach 900 oder 111.065 Tagen, wie auch immer. Das ist immer eine unglaublich hohe Zahl und man kriegt langsam das Gefühl, was das eigentlich bedeutet für eine Mutter, dass ihr Kind so lange weg ist. Sie selber sagt es ja dann auch: 'Ich habe von ihm seit zwei Jahren keine Nachrichten mehr bekommen, zwei Jahre und jeder Tag hat 24 Stunden."

Das Herz, beziehungsweise die Seele des Films ist dabei immer Rabiye, die mal im Bremer Dialekt, mal auf Türkisch mit Lebensweisheiten um sich wirft und eine unglaubliche Energie ausstrahlt. Die Kölner Comedian Meltem Kaptan, die hier ihr Schauspieldebüt gab, wurde für die beste Schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet. "Sie hat neben ihrer Power auch eine große Durchlässigkeit. Man guckt in ihre Augen und guckt direkt in die Seele rein. Das ist etwas Wunderschönes. Damit kann sie den Schmerz, den diese Geschichte auch hat, sehr gut transportieren. Und das ist für mich ein Glücksfall, dass sie in diesem Film spielt", sagt Dresen.

"Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" ist ein Film, der die Zuschauenden genauso wütend wie hoffnungsvoll macht. Andreas Dresen hat ihn mit einer zurückhaltenden Wut inszeniert. Es ist ein politischer Film, der wie alle seine Filme vor allem eins ist: zutiefst menschlich.

Mit zwei Silbernen Bären bei der Berlinale ausgezeichnet

Der Film hat gleich zwei Bären bei der Berlinale gewonnen: Laila Stieler wurde für das beste Drehbuch ausgezeichnet, der Preis für die beste schauspielerische Leistung ging an Meltem Kaptan. Er konkurrierte mit 17 weiteren Filmen um den Goldenen und die Silbernen Bären der 72. Filmfestspiele Berlin. D

VIDEO: Gefeiertes Multitalent: Die Schauspielerin Meltem Kaptan (4 Min)

Alexander Scheer und Meltem Kaptan in "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" - der neue Film von Andreas Dresen läuft im Wettbewerb der Berlinale 2022 © Pandora Film Foto: Luna Zscharnt
AUDIO: Making-of: NDR Koproduktion "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" (4 Min)
Christian Granderath, Leiter der Abteilung Film, Familie und Serie beim NDR. © NDR
AUDIO: Wie kam es zu dem Film "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush"? (5 Min)

 

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Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush

Genre:
Drama
Produktionsland:
Deutschland, Frankreich
Zusatzinfo:
Mit Meltem Kaptan, Alexander Scheer, Charly Hübner, Nazmi Kirik und Sevda Polat
Regie:
Andreas Dresen
Länge:
118 Minuten
FSK:
ab 6 Jahre
Kinostart:
ab 28. April

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 28.04.2022 | 07:55 Uhr

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