"Plan A" über das Leben nach dem Holocaust: Auge um Auge
Die Aufarbeitung der NS-Verbrechen ist auch nach über 70 Jahren noch nicht abgeschlossen. Auch das Kino nimmt sich des Themas immer wieder an: Der Film "Plan A" ergründet neue Aspekte des Holocaust.
Deutschland 1945, der Zweite Weltkrieg ist gerade eben beendet. Der Jude Max, gespielt von August Diehl, hat die Schrecken des Konzentrationslagers überlebt und versucht jetzt, ins Leben zurückzufinden. Er macht sich auf die Suche nach seiner Frau und seinem Sohn. Doch in ihrem Haus lebt mittlerweile eine andere Familie.
Max muss erfahren, dass seine Frau und sein Sohn auf grausamste Weise umgebracht wurden. Während viele andere KZ-Überlebende nach Palästina auswandern, bleibt Max in Deutschland und findet Kontakt zu der jüdischen Untergrundorganisation "Nakam", so lautet das hebräische Wort für Rache. Nach dem sogenannten "Plan A" soll für jeden ermordeten Juden ein Deutscher sterben - "Auge um Auge, sechs Millionen für sechs Millionen." Im zerstörten Nürnberg will die Gruppe ein Wasserwerk infiltrieren, um über das vergiftete Trinkwasser die deutsche Bevölkerung massenhaft zu töten.
"Plan A": Nach einer wahren Geschichte
Der Shoah-Überlebende Max ist eine fiktive Figur. Aber den "Plan A" gab es wirklich, doch er scheiterte. Diese spektakuläre authentische Geschichte blieb weitgehend unbekannt. Auch für Hauptdarsteller August Diehl gibt es bei der Aufarbeitung des Holocausts immer noch neue überraschende Aspekte:
Wir sind damit noch nicht fertig. Diese Geschichte ist noch nicht begriffen. Es klingt wie eine ausgedachte Geschichte, immer noch. Sie hat aber stattgefunden. Wir suchen. Wir haben immer noch keine Antwort gefunden, warum das überhaupt passiert ist. Schauspieler August Diehl
Kann Mord mit Mord gesühnt werden?
"Ich will Rache, ich verdiene das", sagt Max. Aber kann Mord wirklich mit Mord gesühnt werden? Die israelischen Regisseure Yoav und Doron Paz inszenieren diese Geschichte nicht als blutrünstige Rachephantasie wie Quentin Tarantinos "Inglourious Bastards". Ihre Helden sind gebrochene Persönlichkeiten, die von Alpträumen und Schuldgefühlen gequält werden.
Manche Szenen wirken etwas holzschnittartig und didaktisch. Aber August Diehl spielt sehr eindrucksvoll, wenn er mit fiebrigem Blick gekonnt selbstverständlich zwischen Trauer und Wut jongliert. Anders als sonst üblich werden die Juden nicht als hilflose Opfer, sondern als mutige Rächer dargestellt. Vor allem dieser neue Blick auf den Holocaust macht "Plan A" sehr sehenswert.
Plan A
- Genre:
- Drama
- Produktionsjahr:
- 2019
- Produktionsland:
- Deutschland, Israel
- Zusatzinfo:
- mit August Diehl, Sylvia Hoeks, Michael Aloni und anderen
- Regie:
- Doron Paz & Yoav Paz
- Länge:
- 109 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahren
- Kinostart:
- 9. Dezember
