"München - Im Angesicht des Krieges": packendes Historiendrama
Basierend auf einem Bestseller von Robert Harris, schildert Regisseur Christian Schwochow in "München" die Entwicklung Europas 1938 aus der Perspektive zweier junger Diplomaten, die den Lauf der Geschichte verändern wollen.
Mitten im Geschehen von Christian Schwochows Film stehen zwei Diplomaten, gespielt von Jannis Niewöhner und George MacKay.
Vom klassischen deutschen TV-Historien-Drama unterscheidet "München" schon mal, dass man hier britische und deutsche Schauspiel-Stars zusammen agieren sieht. Jeremy Irons hat es als britischer Premierminister Neville Chamberlain mit Ulrich Matthes als Adolf Hitler zu tun. Im September 1938 berichtet der britische Gesandte von einer Unterredung mit dem deutschen "Führer" Alarmierendes. Auf die Frage, wie das Treffen gelaufen sei, antwortet er: "Tja, nun, es begann ganz fürchterlich und von da an ging es bergab. Er wird mobil machen, und zwar morgen."
Hitler kündigt offen an, die Tschechoslowakei anzugreifen, um sich das Sudetenland einzuverleiben. Chamberlain will einen weiteren Krieg in Europa unbedingt verhindern und deshalb Hitler bei einer Konferenz in München doch noch an den Verhandlungstisch bekommen. "Eines weiß ich sicher", sagt Chamberlain. "Wenn es Krieg gibt, dann wird er unendlich viel schlimmer werden als der letzte. Und die Menschen werden noch viel tapferer sein müssen, um zu überleben."
Robert Harris liefert mit seinem Bestseller "München" den Filmstoff
In dieses historische Szenario hat Romanautor Robert Harris zwei fiktive junge Charaktere eingebaut, die im Film nun vom Briten George MacKay und vom deutschen Kino-Star Jannis Niewöhner gespielt werden. Hugh Legat ist Chamberlains Privatsekretär, Paul von Hartmann Diplomat im deutschen Außenministerium. Sie kennen sich aus Studienzeiten in Oxford und spielen im fiktionalen Teil der Geschichte wichtige Rollen hinter den Kulissen der Münchner Konferenz.
Britischer Geheimdienst-Mann: "Wie es aussieht, gehört ihr Freund zum geheimen Widerstand gegen Hitler. Seine Position im Außenministerium gewährt ihm Zugang zu geheimem Material, das er nun mit uns teilen will. Wir wollen, dass sie morgen nach München reisen, von Hartmann dort treffen und das Dokument besorgen."
Hugh Legat: "Wie bitte?" britischer Geheimdienst-Mann: "Es ist nicht ganz ungefährlich. Streng genommen, ist es eine Form der Spionage auf fremdem Boden."
Hugh Legat: "Für eine solche Angelegenheit bin ich wirklich…"
britischer Geheimdienst-Mann: "Beim ersten Mal ist das niemand. Aber das wird schon."
Filmszene aus "München - Im Angesicht des Krieges"
"München" entwickelt nach schwierigem Einstieg einen starken Sog
Spannung wird also durch Spionagethriller-Elemente erzeugt. Die leidenschaftliche Liebesgeschichte, ohne die ein deutscher Historienfilm nicht auskäme, erspart uns die nüchterne britische Vorlage. Nachteil ist, dass die Materie erst mal staubtrocken ist und zeitbedingt nur männliche Anzugträger beim politischen Agieren zeigt. Und zu Hause eine zeternde Ehefrau, die nicht einsehen will, dass ihr Mann mal eben nach München und die Welt retten muss. Das macht den Einstieg etwas sperrig und etwas plump. Dann aber entwickelt die Geschichte doch noch einen starken Sog. Denn die Frage, wie man sich Hitler gegenüber denn nun "richtig" verhalten hätte, bietet im Rückblick ja sehr viel Diskussionsstoff. Niewöhners Figur ist eindeutig gegen die "Appeasement"-, die Beschwichtigungs-Politik der Engländer, weil er Beweise dafür hat, dass Hitler ohnehin einen Eroberungsfeldzug plant.
Hugh Legat: "Wir verhindern einen Krieg."
Paul von Hartmann: "Tut Ihr nicht."
Hugh Legat: "Ich weiß, dass es schrecklich für die Tschechen ist, die Gebiete zu verlieren. Aber wenn Ihr morgen einmarschiert, werden Zehntausende unschuldige Menschen sterben."
Paul von Hartmann: "Wenn wir morgen nicht einmarschieren, dann werden bald vielleicht Millionen sterben!"
Filmszene aus "München - Im Angesicht des Krieges"
Regisseur Christian Schwochow: mit "München" keine Abkehr vom Kino
Regisseur Christian Schwochow reizte an diesem Stoff die Aktualität. Denn seine größte Sorge als politisch denkender Mensch sei, dass Faschisten immer unterschätzt würden, sagt er. So musste er nicht lange überlegen, als nach zwei "The Crown"-Episoden, die er für Netflix inszeniert hatte, das Angebot kam, bei "München" Regie zu führen. Eine Abkehr vom Kino sei das auf keinen Fall. "Ich finde, dass sich die Medien irgendwie ergänzen." sagt Schwochow. "Aber Kino ist sicherlich das, wofür mein Herz am allermeisten schlägt. Denn das Kino ist für mich immer noch wie eine Kirche, wie eine Kathedrale, wie ein magischer, heiliger Ort."
Auf einigen Leinwänden ist "München - Im Angesicht des Krieges" nun auch zu sehen, bevor dieser fesselnde Geschichtskrimi ab 21. Januar 2022 bei Netflix gestreamt werden kann.
"München - Im Angesicht des Krieges"
- Genre:
- Spionagethriller | Historienthriller
- Produktionsjahr:
- 2021
- Produktionsland:
- Vereinigtes Königreich
- Zusatzinfo:
- ab 21. Januar weltweit auf Netflix abrufbar
- Regie:
- Christian Schwochow
- Länge:
- 129 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahre
- Kinostart:
- ab 6. Januar in ausgewählten Kinos
