"Ein bisschen bleiben wir noch": Trauriges Flüchtlingsdrama
Der aus dem Iran stammende und in Österreich lebende Regisseur Arash T. Riahi einen Film über zwei Flüchtlingskinder gedreht. "Ein bisschen bleiben wir noch" wurde auf etlichen internationalen Festivals mit Preisen überhäuft.
Seit sechs Jahren leben die tschetschenischen Flüchtlingskinder Oskar und Lilli mit ihrer Mutter in Österreich. Aber ein dauerhaftes Bleiberecht haben sie immer noch nicht. Nun droht die Abschiebung. Und eines Tages steht tatsächlich die Polizei vor der Tür.
Die Situation eskaliert. Die psychisch labile Mutter schließt sich im Bad ein und schneidet sich die Pulsadern auf. Durch den Suizidversuch wird die Abschiebung zunächst aufgehoben. Die Mutter landet in der Psychiatrie, die 13-jährige Lilli und der acht Jahre alte Oskar werden getrennt und sollen jetzt in unterschiedlichen Pflegefamilien untergebracht werden.
"Es geht um die Zukunft der Kinder"
Der Film basiert auf Monika Helfers Roman "Oskar und Lilli" von 1994. Regisseur Arash T. Riahi hat die Geschichte aktualisiert und eigene Erfahrungen verarbeitet. Als Kind war er Anfang der 80er-Jahre mit seinen Eltern aus dem Iran nach Österreich geflohen. "Es geht um die Zukunft der Kinder, die gerade bei uns ankommen", erzählt Riahi. "Kinder, die irgendwann ihre eigene Sprache gar nicht mehr sprechen, die eigentlich sehr gut Deutsch können, die theoretisch hier integriert sein könnten. Aber das System um sie herum, die Gesetze machen es unmöglich, hier Fuß zu fassen."
Plädoyer für mehr Menschlichkeit
Per SMS auf fremden Handys und mit Briefen halten Oskar und Lilli, von Leopold Palua und Rosa Zant wunderbar selbstverständlich gespielt, untereinander Kontakt. Trickreich umgehen sie die Hürden der sturen Bürokratie. Doch der wahre Schrecken erwartet Oskar in der politisch überkorrekten Pflegefamilie.
Die traurige Geschichte hat auch immer wieder komische und märchenhafte, fast surreale Momente. Auf einmal stehen die Bilder Kopf, wie die ganze Welt von Oskar und Lilli. Dann schweben Seifenblasen über die Leinwand oder die Kinder speisen mit ihrer Mutter im Grandhotel. In der nächsten Szene kratzt der Junge mit einer Gabel die Tapeten von der Wand. Arash T. Riahi lässt Traumsequenzen, Rückblenden in den Tschetschenienkrieg und ganz reale Szenen aus dem Behördenalltag ineinanderfließen. Durch den kindlichen Blick wirkt der Film ganz unpathetisch, zärtlich und auch ein bisschen hoffnungsvoll. Ein anrührendes Plädoyer für mehr Menschlichkeit.
Ein bisschen bleiben wir noch
- Genre:
- Drama
- Produktionsjahr:
- 2020
- Produktionsland:
- Österreich
- Zusatzinfo:
- mit Leopold Pallua, Rosa Zant, Anna Fenderl, Christine Ostermayer, Alexandra Maria Nutz
- Regie:
- Arash T. Riahi
- Länge:
- 102 Minuten
- FSK:
- ab 6 Jahre
- Kinostart:
- 2. Oktober 2021
Schlagwörter zu diesem Artikel
Spielfilm
