Der argentinische Fußballspieler Diego Maradona reckt lachend die Faust hoch - Szene aus dem Dokumentarfilm "Diego Maradona" von Asif Kapadia. Copyright: Meazza Sambucetti/​AP/​Shutterstock/DCM © Meazza Sambucetti/​AP/​Shutterstock/DCM Foto: Meazza Sambucetti

"Diego Maradona": Dokumentarfilm über die Fußball-Ikone

Stand: 09.11.2022 15:13 Uhr

Diego Maradona ist 2020 in der Nähe seiner Heimatstadt Buenos Aires gestorben. Ein Jahr vor seinem Tod zeigte Asif Kapadia im Dokumentarfilm "Diego Maradona" die zwei Seiten des legendären Sportlers.

von Patricia Batlle

Der oscarprämierte Regisseur zeigte 2019 im Kino in seiner Doku zum einen den Privatmenschen Diego und zum anderen den streitbaren internationalen Fußballstar Maradona. Kapadia konzentriert sich auf Maradonnas turbulente Zeit in Neapel und zeigt viele bis damals unveröffentliche Aufnahmen aus dem Leben der Fußball-Legende. "Ich kann nicht glauben, dass DM von uns gegangen ist", äußerte sich der Regisseur zum Ableben des Fußballstars auf Twitter. "Wir haben unser bestes getan, der Welt zu zeigen, was für ein Mann, ein Mythos, ein Kämpfer er war." Die Doku "Diego Maradona" ist auf DVD und auf Streaming-Plattformen erhältlich.

Der schillernde, geliebte und gehasste argentinische Fußballsuperstar war bereits zuvor Sujet mehrerer Kinofilme. Zum Beispiel von Emir Kusturica, der Anfang der 2000er-Jahre Maradona jahrelang mit der Kamera begleitete und sich in "Maradona by Kusturica" selbst als Künstler und Fan mit in den Mittelpunkt des Filmes stellte.

Regisseur Asif Kapadia jagt Maradona quer über den Globus

Oscarpreisträger Asif Kapadia ist bekannt für komplexe Porträts der Sängerin Amy Winehouse ("Amy") und des Sportlers Ayrton Senna ("Senna"). Erstmals porträtierte er mit Maradona eine Fußball-Ikone. Das Filmprojekt begann er deshalb, weil ihm über einen Produzenten unveröffentlichtes Filmmaterial aus einem Archiv von Maradonas erstem Agenten zur Verfügung gestellt wurde. Nachdem er dem Star jahrelang nach Dubai (wo Maradona während der Dreh- und Schnittarbeiten am Film wohnte) und Argentinien hinterherreiste, gelang es Kapadia, das Okay für den Film und für mehrere Interviews zu kriegen.

Kapadia: "Maradona macht nie das, was man von ihm erwartet"

Diego Maradona (rechts) 2018 mit dem britischen Dokumentarfilmer Asif Kapadia auf einem Sofa bei den Arbeiten zum  Dokumentarfilm "Diego Maradona" © Meazza Sambucetti/​AP/​Shutterstock/DCM Foto: Meazza Sambucetti
Drei Jahre lang reiste Regisseur Asif Kapadia (links) dem Star Diego Maradona hinterher und führte lange Interviews mit der Fußballlegende.

Anders als bei herkömmlichen Dokumentarfilmen spricht Maradona jedoch nie in die Kamera - man hört ihn also nur. Geschickt spiegelt der Filmemacher so, wie schwer es ist, die Person und gleichzeitig die Ikone Diego Maradona zu begreifen. Er sei weder bei der Weltpremiere, noch beim Schneideprozess des Filmes dabei gewesen und habe diesen wahrscheinlich nicht gesehen, erzählt Kapadia in einem BBC-Interview: "Das ist Maradona. Er macht nie das, was man vom ihm erwartet."

Aufstieg und Fall von Diego Maradona in Neapel

Der Start des Filmes ist eine wilde Fahrt am 4. Juli 1984 durch Neapel in einem kleinen Auto. Diego Maradona kommt nach einem spektakulären Wechsel - dem damals teuersten der Fußballgeschichte - vom FC Barcelona in die süditalienische Stadt. Er steigt aus dem Auto und läuft ins Stadion San Paolo, wo ihn die Presse und 80.000 Fans gespannt erwarten. Wie er dort empfangen und später verehrt wird, wie er später auf Fotos mit Familienmitgliedern der Mafia Neapels posiert, wie er im Laufe der Spiele mit seiner Mannschaft gegen die gigantischen Gegner aus dem Norden punktet und seinem Verein SSC Neapel 1987 zum Meistertitel verhilft, wie er mit der argentinischen Nationalmannschaft mithilfe der "Hand Gottes" gegen England gewinnt - nur wenige Jahre nach dem verlorenen Falklandkrieg: All das zeigt der Film. Aber auch: Kokainsucht, Skandale wie das Leugnen der Geburt seines außerehelich gezeugten Sohnes, Steuerschulden und der spätere Gerichtsprozess wegen Drogenbesitzes, der ihn aus dem Land treibt.

Maradona: "Fußball ist ein Spiel der Täuschung"

So ist der Film einerseits Biografie, andererseits zeigt Kapadia, wie Maradona an seinem Ruhm zerbricht. Von seinem 15. Lebensjahr an ernährt er die aus einem Armenviertel von Buenos Aires stammende Familie als Fußballprofi. "Der Fußball war mein Lieblingsspielzeug. Mein Befreier", sagt Maradona im Film. Andererseits sei Fußball auch ein "Spiel der Täuschung".

"Ich zeige in der ersten Hälfte, wie dieser junge Fußballspieler an die Spitze will, der beste Fußballspieler der Welt sein will. Der zweite Teil ist fast ein Gangster-Film", sagt Kapadia über seinen Film. In dem lässt der Regisseur auch zahlreiche ehemalige Wegbegleiter des Sportlers zu Wort kommen. Etwa Maradonas Ex-Frau und Mutter der beiden gemeinsamen Töchter, Claudia Villafañe, die auch viel privates Videomaterial für die Doku freigab. Ein sehenswerter und packender Film über den polarisierenden Fußballstar Diego Maradona.

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Diego Maradona

Genre:
Dokumentarfilm
Produktionsjahr:
2019
Produktionsland:
Großbritannien
Zusatzinfo:
mit Diego Armando Maradona, Diego Maradona Jr., Claudia Villafañe, Cristina Sinagra, Corrado Ferlaino
Regie:
Asif Kapadia
Länge:
130 Minuten
FSK:
ab 12 Jahren

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch unterwegs | 06.09.2019 | 09:30 Uhr

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