Coppola: "Der Pate - Epilog: Der Tod von Michael Corleone"
Mit "Der Pate - Epilog: Der Tod von Michael Corleone" legt Francis Ford Coppola eine Neu-Bearbeitung von "Der Pate III" vor. Der Film ist auf Streaming-Angeboten zu sehen - und hat einen neuen Anfang.
Dieser Film ist eher ein großes düsteres Tableau als ein Mafia-Epos. Im Chiaroscuro, im Spiel von Licht und Schatten, ist "Der Pate III" das Psychogramm und Stimmungsbild seiner Hauptfigur Michael Corleone, gespielt von Al Pacino.
Am Ende der großen Paten-Saga über Korruption und Machtstreben, Loyalität und Verrat, will Michael Corleone die Geschäfte der Familie in die Legalität überführen.
Szene mit korruptem Erzbischof in neuer Fassung gleich am Anfang
Wie gerufen kommt da ein Angebot von klerikaler Seite: Die Familie Corleone soll mehrere Hundert Millionen Dollar in eine vom Vatikan gesteuerte Aktiengesellschaft namens Immobilliare stecken. Die Szene, in der Michael mit einem korrupten Erzbischof über die Transaktion verhandelt, kam in der Originalfassung nach etwa einer halben Stunde Film. In der von Francis Ford Coppola neu geschnittenen Fassung steht sie direkt am Anfang.
Fortsetzung mit Sofia Coppola war 1974 nicht geplant
Eigentlich wollte Coppola nach dem überwältigend erfolgreichen, mit drei Oscars ausgezeichneten ersten Patenfilm aus dem Jahr 1972 keine Fortsetzung drehen. Die Produktionsgesellschaft Paramount überredete ihn jedoch zu einem weiteren Teil, der 1974 herauskam und nicht minder erfolgreich war. Damit sollte es eigentlich endgültig genug sein.
Doch nach zwei gefloppten Filmprojekten waren es finanzielle Probleme, die Coppola seine Meinung noch einmal ändern ließen: 1989 begannen die Dreharbeiten zum dritten Teil. Für die Rolle von Michael Corleones Tochter Mary sprang kurzfristig Sofia Coppola, die Tochter des Regisseurs, ein.
"Der Pate III" neu in 2020: Neuer Anfang und neues Ende
Sofia Coppolas schauspielerische Leistung wurde von der Kritik gnadenlos verrissen. Francis Ford Coppola erschien es so, als habe man die Unzufriedenheit mit seinem Film auf unfaire Weise auf seine Tochter projiziert. Auch das mag einer der Gründe sein, weshalb er noch einmal Hand anlegte.
Wie genau unterscheidet sich nun seine neue Schnittfassung von der vorhergehenden? "Der Pate - Epilog: Der Tod von Michael Corleone" hat nicht nur einen neuen Titel und einen neuen Anfang, sondern auch ein anderes Ende, das hier aber nicht verraten werden soll. Der neue Film ist rund zehn Minuten kürzer, was sich insgesamt durch einen fließenderen Rhythmus bemerkbar macht. Außerdem wurde die Musik neu arrangiert.
Francis Ford Coppolas Arsenal an Kino-Todesarten
Das Wesentliche aber bleibt vertraut: die düstere Atmosphäre, die fatalen Verstrickungen der Corleone-Familie, das Geflecht aus Freund und Feind. Da ist Michael Corleones Neffe Vincent, ein Heißsporn, der am liebsten alle Konkurrenten des Clans aus dem Weg räumen würde. Da sind Al Pacinos Augenringe, die sich mit jeder Szene tiefer in sein Gesicht zu graben scheinen. Bis Michael Corleone bei seiner Beichte zusammenbricht. Da ist das Arsenal der Todesarten: In Coppolas Film werden Menschen erstochen, mit Süßigkeiten vergiftet, über Treppengeländer geworfen, mit Pistolen und Maschinengewehrsalven getötet.
Meisterliches Spiel mit Vorder- und Hintergründen
Begeisternd ist Coppolas Kunst, Menschen im Bild zu choreographieren. Bei den Feiern der Corleones, beim Treffen der Mafia-Bosse. Meisterlich ist sein Spiel mit Vorder- und Hintergründen, seine Fähigkeit, Figuren beiläufig zu einem lebendigen Reigen zu formieren und plötzlich einzelne Figuren herauszuheben.
"Der Pate III" ist Musik in Bildern, eine große Moll-Symphonie über die Macht und ihre Hinfälligkeit. Francis Ford Coppola hat Teile dieser Kino-Symphonie neu eingespielt. Das ist sein gutes Recht, aber wirklich nötig war es nicht.
Der Pate - Epilog: Der Tod von Michael Corleone
- Genre:
- Drama
- Produktionsjahr:
- 1990/ 2020
- Produktionsland:
- USA
- Zusatzinfo:
- von Mario Pouzo mit Sofia Coppola, Al Pacino, Andy Garcia, Talia Shire, Diane Keaton
- Label:
- Paramount
- Regie:
- Francis Ford Coppola
- Länge:
- 152 Minuten
- FSK:
- ab 16 Jahren
- Kinostart:
- Dezember 2020 (Streaming in Deutschland)
