Dritte Staffel von "Charité": Emanzipation im weißen Kittel
Die dritte Staffel der Serie "Charité" läuft an drei Dienstagen im Januar im Ersten gestartet. In der ARD Mediathek sind alle Folgen - und auch die ersten beiden Staffeln - abrufbar.
Sommer 1961 in der Berliner Charité. Nach dem Kaiserreich und dem Zweiten Weltkrieg taucht die dritte Staffel um Europas berühmteste Krankenhaus ab in die Zeit des Mauerbaus, mitten im Kalten Krieg. Das Klinikpersonal, das nicht in den Westen gegangen ist, versucht, den Klinikbetrieb aufrechtzuerhalten.
Nina Gummich und Nina Kunzendorf als engagierte Ärztinnen
"Da draußen sitzt eine Patientin mit Schwächeanfall und großem Gewichtsverlust in kurzer Zeit. Da müsste mal jemand nachgucken." - "Und Sie sind?" - "Ella Wendt aus Senftenberg. Ich fang' hier an." - "Prima, du kommst gerade recht. Kannst du mal anfassen?" Film-Zitat aus "Charité"
Im Mittelpunkt steht die junge Ärztin Dr. Ella Wendt, die aus der Provinz an die Charité versetzt wurde. Ehrgeizig, wissbegierig, mutig und forsch will sie nicht nur auf Station arbeiten, sondern auch forschen - und stößt auf Widerstand.
"Ich hoffe ja, dass ich hier ein bisschen zu meinen Forschungen komme." - "Sie sind hierher versetzt worden, um die medizinische Grundversorgung an der Charité aufrechtzuerhalten. Kann ich mich dahingehend auf Sie verlassen?" - "Dennoch hatte ich gehofft, dass ich bei Pro. Prokop vielleicht die Möglichkeit bekommen würde." - "Der sehr verehrte Kollege Prokop ist die Auslage der Charité. Aber die Qualität der medizinischen Grundversorgung wird hier entschieden. Auf Station." Film-Zitat aus "Charité"
Dritte Staffel spielt zur Zeit des Mauerbaus

Dr. Ella Wendt ist eine fiktive Figur, die anderen Hauptcharaktere sind historisch klar verbürgt: Der Gerichtsmediziner und Serologe Professor Dr. Otto Prokop, der Gynäkologe Professor Dr. Helmut Kratz und die Kinderärztin Dr. Ingeborg Rapoport.
Die medizinischen Fälle sind eingebettet in den historisch-politischen Kontext. Der erste Mauertote muss obduziert werden, Kinderlähmung ist auf dem Vormarsch, vergiftete Bergarbeiter, die mit Uran in Berührung gekommen sind, werden eingeliefert, genauso wie Landwirte mit Mangelerscheinungen. Ein Parteisekretär versucht, Ärzte zu erpressen und sich ins Klinikgeschehen einzumischen. All das im spannungsvollen Umfeld des Mauerbaus, der die Charité zum Grenzgebiet werden lässt.
Die Menschen stehen bei "Charité" im Mittelpunkt
Die sechs Folgen unter der Regie von Christine Hartmann schlachten dabei nicht die politischen Entwicklungen aus, sondern konzentrieren sich auf die Menschen und ihr Handeln. Menschen, die jeden Tag Entscheidungen treffen müssen, bei denen es um Leben und Tod geht und die nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden und versuchen, die Forschung voranzutreiben.
Dritte Staffel wird ohne Pathos erzählt
Gerade Dr. Ella Wendt und Dr. Ingeborg Rapoport, beide leidenschaftlich gespielt von Nina Gummich und Nina Kunzendorf, sind die beiden Figuren, die hier herausstechen. "Charité" ist vor allem auch eine weibliche Emanzipationsgeschichte im weißen Kittel. Ganz ohne Pathos erzählt, langsam und menschlich.
Das Fundament, auf dem die Charité erbaut wurde, sei Humanismus, erklärt Professor Dr. Prokop in einer Ansprache an das Klinikpersonal. Und human ist auch die dritte, sehr sehenswerte Staffel "Charité".
