"The Black Guelph" gewinnt beim Filmfest Oldenburg
Das 29. Internationale Filmfest Oldenburg ist mit der Preisverleihung zu Ende gegangen. Der Preis für den besten unabhängigen Film geht nach Irland.
"The Black Guelph", der erste lange Spielfilm des 32-jährigen Regisseurs John Connors und zeigt ein Irland fernab von den tourismustauglichen Hochglanzbildern von der Grünen Insel. Seine Figuren bewegen sich in den benachteiligten Stadtteilen von Dublin, haben mit Gewalt, Drogen und dem Trauma des Missbrauchs in Institutionen der katholischen Kirche zu tun. "Es geht im Film um die unteren Schichten der Gesellschaft", so Conners, "die vom irischen Staat immer vernachlässigt und allein gelassen wurden. Und um die Traumata, die durch die früher übergroße Macht der Kirche verursacht wurden. Darin liegen viele unserer Probleme und darüber müssten wir viel mehr reden."
Die Hauptfigur, Canto, einen Familienvater, der Drogen verkauft und auch selber nimmt, Schulden bei korrupten Polizisten hat, von der Freundin rausgeschmissen wird und trotz aller Beteuerungen ihr gegenüber es nicht schafft, sein Leben zu ändern, spielt Graham Earley. Dafür wurde er mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet: "Wir hoffen und ich glaube es wird deutlich, dass dieser Canto nicht nur so ein brutaler Typ ist, das ist er zwar, aber er ist auch wie ein kleiner Junge, der sein Leben nicht in den Griff kriegt. Die Geschichte spielt in Irland, aber solche Leute findet man auf der ganzen Welt. Natürlich auch in Irland, ich habe selbst welche kennengelernt."
Cyndie Lundie als beste Schauspielerin beim Filmfest ausgezeichnet
Ein fast in Vergessenheit geratenes Drama aus der Geschichte Mittelamerikas erzählt der Film "Parsley". Es geht um das Massaker an der haitianischen Bevölkerung im Grenzgebiet zwischen Haiti und der Dominikanischen Republik im Jahr 1937, angeordnet vom damaligen dominikanischen Diktator Trujillo.
Ein Film, der schwer zu ertragen ist, aber wichtig, sagt die 29-jährige Cyndie Lundie, die als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde: "Ich bin Haitianerin und lebe in der dominikanischen Republik. In der Schule haben wir nicht wirklich viel davon erfahren, Es ist so wichtig, an diese Geschichte zu erinnern, damit sie sich nicht wiederholt."
Zuschauerzahlen bleiben weit hinter den Vor-Coronazahlen
Weitere Preise gingen an Filme aus Deutschland, Kasachstan und der Mongolei. Nachdem am ersten Festivaltag noch zu hören war, der Vorverkauf verlaufe relativ schleppend, waren doch erstaunlich viele Vorstellungen sehr gut besucht. Insgesamt allerdings blieben die Zuschauerzahlen mit 9.000 Besuchern, nach rund 7.000 im vergangenen Jahr, weit hinter den Vor-Coronazahlen und auch den Hoffnungen der Veranstalter zurück. Festivalleiter Torsten Neumann: "Ich weiß, dass es weiterhin ein Fakt ist, dass die Leute sehr zurückhaltend sind. Ich glaube schon, dass es irgendwie auch gefeiert wird, dass man wieder zusammenkommen kann, aber der Gang ins Kino, der hat noch eine Schwelle, die man überwinden muss."
Groß war das Interesse an der kleinen "Tribute"-Reihe, die der heute 74-jährigen Schauspielerin Andrea Rau gewidmet war und Filme aus den 1960-er und 70-er Jahren zeigte, darunter zwei ziemlich wilde und schräge Werke des Regisseurs Ulrich Schamoni. Andrea Rau hatte sichtlich Freude daran, dem Publikum nochmal zu erzählen, wie es damals war, diese Filme zu drehen, mit wenig Geld und viel Freiheit: "Das entsprach dem Zeitgeist. Diese Leichtigkeit, das war einfach so wie bezahlter Urlaub. Einfach nett. Mich hat das Low Budget nicht gestört. Ich hab‘ immer was zu essen gekriegt - hungern musste keiner."