Wolfgang Kohlhaase: "Film ist Emotion"
Der Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase ist am 13. März 90 Jahre alt geworden. Er gehört mit seinem Sprachwitz und der Liebe zum alltäglichen Detail zu den Besten seines Fachs.
Die Romanverfilmung "In Zeiten des abnehmenden Lichts" war 2017 die bislang letzte Arbeit des Drehbuchautors Wolfgang Kohlhaase. Regisseur Matti Geschonneck, der mit Kohlhaase diesen Film machte, bezeichnet ihn als "unseren berühmtesten Drehbuchautor". Und dessen Karriere begann schon Anfang der 50er-Jahre, als die DEFA ihren ersten Kinderfilm in Farbe produzierte, "Die Störenfriede". Der Film spielte in Schwerin. "Ich war ein halber Drehbuchautor damals, also ein Co-Autor", erinnert sich Kohlhaase. "Und während der Film in Schwerin gedreht wurde, war ich nie dabei."
2016 mit dem "Goldenen Ochsen" geehrt
Dafür kam Wolfgang Kohlhaase in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßig nach Schwerin, jeweils Anfang Mai zum Filmkunstfest. 2016 erhielt er den Ehrenpreis, den "Goldenen Ochsen". "Ich stelle mir den Zuschauer wie einen unbekannten Nachbarn vor, den ich - das ist die erste Regel - nicht langweilen will", erzählt Kohlhaase damals. "Und falls doch, prüfen wir die Gründe und machen weiter. Ich danke dem Festival in Schwerin für den Preis, der das Verfertigen von Drehbüchern lobt und mich in die gute Gesellschaft der Goldenen Ochsen bringt."
Wolfgang Kohlhaases Laufbahn beginnt in den 50er-Jahren
Ein Preis, so sagte Wolfgang Kohlhaase, ist die angenehme Nachricht, dass man bemerkt worden ist. Nicht nur er, auch seine Filme wurden seit den 50er-Jahren bemerkt und fanden ihr Publikum. So auch "Berlin - Ecke Schönhauser" 1957 mit Ekkehard Schall.
Warum kann ich nicht leben, wie ich will? Warum habt Ihr lauter fertige Vorschriften? Wenn ich an der Ecke stehe, bin ich halbstark, wenn ich Boogie tanze, bin ich amerikanisch und wenn ich das Hemd über der Hose trage, dann ist es politisch falsch. Film-Zitat aus "Berlin - Ecke Schönhauser", 1957
Beliebt waren auch "Solo Sunny" 1980 mit Renate Krößner und "Whiskey mit Wodka" 2009 mit Henry Hübchen.
Zusammenarbeit mit Andreas Dresen
Der in Schwerin aufgewachsene Regisseur Andreas Dresen drehte insgesamt drei Filme nach einem Kohlhaase-Drehbuch, er sagt über seinen Kollegen und Freund: "Es stimmt natürlich, dass man nur Filme miteinander machen kann, wenn man den gleichen Herzschlag hat und eine ähnliche Sicht auf die Welt, vielleicht auch einen ähnlichen Humor. Und das ist mit Wolfgang unbedingt gegeben. Es gehört auch ein großes Vertrauen dazu für einen Drehbuchautor, sein Baby, an dem er jahrelang gearbeitet hat, aus der Hand zu geben. Aber Film ist Teamarbeit und bei Wolfgang habe ich eine ganz große Offenheit gespürt. Wir waren uns am Ende immer einig, dass das ein gemeinsam geschaffenes Baby ist, das wir da in die Welt setzen und hoffentlich aus unser beider Lebenserfahrung das Schönste in sich trägt."
In seiner langen Karriere habe er nur zwei Themen für sich im Kino gefunden, betont Kohlhaase: "Das eine ist der Alltag, so wie er damals war und wie er heute ist. Das andere war der Hintergrund meiner Kindheit. Das heißt, alle Fragen, die mit dem Krieg zu tun haben." Und so verarbeitete der Autor das Thema Krieg in so überzeugenden Drehbüchern für Filme wie "Der Fall Gleiwitz", "Ich war neunzehn" und "Der Aufenthalt".
Mit offenen Sinnen leben
Dass es von Wolfgang Kohlhaase seit mittlerweile fast sieben Jahrzehnten so wunderbare Drehbücher gibt, hat nicht zuletzt damit zu tun, dass er die Welt um sich herum immer, wie er es nennt, mit der Liebe zu den kleinen Leuten betrachtet: "Was man natürlich immer gerne möchte ist, das Lebensgefühl des Kinopublikums zu treffen. Film ist insgesamt betrachtet Emotion. Die Emotionen verändert sich unmerklich. Vielleicht wird die Welt schneller. Eigentlich ist der Ausgangspunkt von Allem, dass man mit offenen Sinnen lebt."
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