Ulrich Tukur: Multitalent mit Hamburger Herz
Über viele Jahre hat Ulrich Tukur die Hamburger Theaterlandschaft geprägt. Er ist Sänger, Buchautor und Schauspieler. Gefördert hat ihn Peter Zadek.
Ulrich Tukur prägte jahrelang die Hamburger Theaterlandschaft. Am 29. Juli 1957 wurde er im hessischen Viernheim geboren. Nach dem Wehrdienst studiert er Germanistik, Anglistik und Geschichte - und langweilt sich. In seinem zweiten Studienjahr sieht er dann zufällig die "Dreigroschenoper". Die Inszenierung weckt ihn auf. Mit 23 bricht er sein erstes Studium ab und beginnt ein zweites: Schauspiel in Stuttgart.
An die drei Jahre an der Schauspielschule denkt er ungern zurück: "Wir hatten ellenlange Improvisationsstunden, wo man irgendwelche Tiere spielen musste", erinnert sich Tukur an die Zeit in Stuttgart. "Alles hatte so einen leicht sektenhaften Touch. Mir ging das komplett gegen den Strich."
Herausragende Karriere - gefördert von Peter Zadek
Tukur hält aber durch und startet eine herausragende Karriere. Noch während des Studiums dreht er seinen ersten Spielfilm mit dem Regisseur Michael Verhoeven. Nur ein Jahr nach seinem Abschluss spielt er beim Peter Zadek vor und überzeugt. Zadek gibt ihm die Rolle des SS-Offiziers Kittel in der Inszenierung "Ghetto" an der Volksbühne Berlin. Das wird Ulrich Tukurs Durchbruch als Theaterschauspieler.
"Ich hatte damals von Tuten und Blasen keine Ahnung", sagt Tukur Jahrzehnte später. Er hätte nicht einmal genau gewusst, wer Peter Zadek gewesen sei. Dieser gewisse Peter Zadek wird dann zu einem wichtigen Förderer Tukurs. Ulrich Tukur folgt ihm 1985 nach Hamburg ans Schauspielhaus. Hier bleibt er zehn Jahre lang Ensemblemitglied. Danach übernimmt er die künstlerische Leitung der Hamburger Kammerspiele bis 2003. Die Stadt Hamburg ist für Ulrich Tukur fest mit seiner Theaterkarriere verbunden. Er fühle sich zuallererst als Hamburger, sagt Tukur noch immer, obwohl er jahrelang in Italien gelebt hat.
Ulrich Tukur: Schauspieler, Autor und Sänger
Auch der Durchbruch als Filmschauspieler gelingt ihm fast ebenso schnell wie am Theater. Im Jahr 1986 spielt er die Rolle des Andreas Baader in "Stammheim". So wird Tukur auf einen Schlag dem breiten Publikum bekannt. Seither spielt er Rolle um Rolle.
Tukur ist scheinbar ununterbrochen engagiert. Egal ob auf der Bühne oder Leinwand: Kritiker und das Publikum lieben ihn, seine Energie, seine Erscheinung. Der große Blonde spielt Charakterrollen, nebenbei schreibt er Bücher und pflegt seine Leidenschaft: die Musik der 20er- bis 40er-Jahre. Mit seiner Band Ulrich Tukur und die Rhythmus Boys hat er mittlerweile sieben Alben aufgenommen. Multitalent Tukur singt, spielt Klavier und Akkordeon. Die Musik sei für ihn ein "großes Gegengewicht" zur Schauspielerei.
Ein Oscar für "Das Leben der Anderen"
Doch seine größten Erfolge feiert er als Darsteller. 2006 gewinnt das Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" einen Oscar. Ulrich Tukur spielt darin den Oberstleutnant Anton Grubitz. In mittlerweile 37 Jahren auf deutschen Bühnen und Bildschirmen hat Tukur fast alle bedeutenden Preise für Schauspielerei gewonnen.
Jede wichtige Rolle hat er mindestens einmal verkörpert, darunter Hamlet, Peer Gynt, zweimal den Jedermann in Salzburg, Grzimek, Erwin Rommel - und seit 2010 ist er auch noch Tatortermittler. Ulrich Tukur ist ein Ausnahmeschauspieler voller Tatendrang.