Stand: 23.05.2022 12:27 Uhr

"Stasikomödie": Spröder Ostalgie-Charme klischeehaft inszeniert

von Bettina Peulecke

Mit "Sonnenallee" begann der Regisseur Leander Haußmann 1999 seine "DDR Trilogie". 2005 folgte "NVA". Mit "Stasikomödie" ist nun der letzte Teil mit David Kross und Henry Hübchen in die Kinos gekommen.

Der Titel verrät zweifelsfrei worum es in dem Film geht. Hier darf und soll über den perfiden Ausspitzelungsapparat gelacht werden.

"Komödie ist ja das Genre, was am ehrlichsten sein muss, weil die Menschen natürlich immer am liebsten darüber lachen, was sie im Spiegel sehen. Nämlich sich selbst, über sich selbst, darum geht es eigentlich, dass wir lernen über uns selbst zu lachen", sagt Regisseur Leander Haußmann.

"Stasikomödie" spielt in der Künstlerszene am Prenzlauer Berg

In seiner "Stasikomödie" ist Ludger Fuchs, dargestellt von Jörg Schüttauf, ein prominenter Schriftsteller im Berlin der Gegenwart. Auf Drängen seiner Familie beantragt er endlich auch seine Stasi-Akte, schließlich war er ein bekannter Oppositioneller in der DDR. Aber mit der Akte kommt auch ein Liebesbrief ans Licht, nicht von seiner jetzigen Frau verfasst, und es kommen Fragen und Erinnerungen hoch, Erinnerungen an Ludgers Jugend.

Sympathischer David Kross & Henry Hübchen im Karikatur-Modus

Und so wird der junge Ludger, jetzt gespielt von einem überaus sympathischen David Kross, von Oberstleutnant Siemens - Henry Hübchen bewegt sich hier mehr als einmal im Karikatur-Modus - rekrutiert, um undercover für die Staatssicherheit zu arbeiten. Er soll die nonkonforme, gefährlich frei denkende Künstlerszene am Prenzlauer Berg unterwandern.

Ludger gibt sich als Dichter aus, verliebt sich in die Hippie-Muse Natalie und die ganze Chose wird immer klischeehafter. Seine Stasi-Kollegen sind tumbe Tölpel, die in einer Schwulenkneipe so unauffällig auftreten wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen.

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David Kross im Porträt © Jeanne Degraa Foto: Jeanne Degraa

David Kross über seine Rolle in Leander Haußmanns "Stasikomödie"

"So könnte es sich damals angefühlt haben, jung zu sein", sagt der Schauspieler über die Arbeit an dem Film. mehr

"Stasikomödie" - Absurdes kippt allzu oft ins Lächerliche

Wo Komödie drauf steht, kann eben auch viel Klamauk drin sein. Und der spröde Charme einer gewissen Ostalgie dürfte nicht jeden begeistern. Subtil ist hier wenig, durchaus Absurdes kippt allzu oft ins Lächerliche. Vielleicht muss man in der DDR gelebt haben, um den Film so zu sehen und zu verstehen, wie es der Regisseur möchte. Denn er stammt aus Sachsen-Anhalt, und schreibt sich somit im Gegensatz zu seinen westlichen Kollegen, die erfolgreiche Filme wie "Das Leben der Anderen" oder "Ballon" gemacht haben, den notwendigen Erfahrungsschatz zu.

Leander Haußmann: "Freiheit ist in dir selbst"

Sein Freiheitsbegriff zum Beispiel sei nicht einer, der mit Reisefreiheit verbunden ist. "Freiheit ist in dir selbst", sagt Leander Haußmann. "Frei sein kannst du überall. Auch in der kältesten Zelle im Gefängnis in Hohenschönhausen, ja. Du kannst trotzdem Vielfalt entwickeln und bunt sein. Und nicht so schmallippig flüsternd durch Parks laufen, wie es in durchaus guten Filmen aber eben leider von anderen Leuten gemacht, als von uns selber, die wir es erlebt haben, so üblich ist, darzustellen."

Leander Haußmanns "Stasikomödie" hat viele gelungene Anspielungen auf zeitgenössisches Kulturgut. Es muss ein quirlig-kreatives Leben gewesen sein in der Künstlerszene am Prenzlauer Berg. Und vielleicht wird ein Teil des Publikums - wie vom Regisseur gewünscht - sich in dem Film wiedererkennen und über sich selber lachen. Der andere kann sich die Kinokarte sparen.

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Stasikomödie

Genre:
Komödie
Produktionsland:
Deutschland
Zusatzinfo:
Mit David Kross, Tom Schilling, Henry Hübchen, Jörg Schüttauf, Detlev Buck, Margarita Broich u.a.
Regie:
Leander Haußmann
Länge:
115 Minuten
FSK:
ab 12 Jahre
Kinostart:
19. Mai 2022

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 16.05.2022 | 07:55 Uhr

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