Nordische Filmtage - Lübeck wird zur Filmhauptstadt des Nordens
Die 64. Nordischen Filmtage in Lübeck gehen in diesem Jahr mit 173 Filmen an den Start - das sind 40 mehr als noch vergangenes Jahr. Vom 2. bis zum 6. November warten auf das Publikum Filme aus Skandinavien, dem Baltikum, Finnland, Island und Schleswig-Holstein.
Das Publikum soll auf jeden Fall zurück ins Kino - das wollen die Geschäftsführerin Susanne Kasimir und der Künstlerische Leiter Thomas Hailer unbedingt. Trotzdem stehen für alle, diejenigen, die nicht nach Lübeck zum Festival kommen können mehr als 70 Prozent des Angebots deutschlandweit auch als Stream zur Verfügung. "Wir lesen, dass Deutschland ein bisschen verdrossen ist, dass 80 Prozent der Leute skeptisch und ängstlich sind, was die Zukunft bringt und sich ohnmächtig fühlen. Wir haben das Gegenrezept, wir können die Nordischen Filmtage Lübeck empfehlen, die Filme holen die Leute ab." Das sei nicht alles lustig, aber die Filme porträtierten die Leute im Prozess ihres Lebens.
Eröffnung mit einem Dokumentarfilm
Am Mittwoch wurden die Nordischen Filmtage mit dem Dokumentarfilm "Music for Black Pigeons" aus Dänemark eröffnet. Dahinter steckt eine Reise in die Musik des Jazz. Da bleibe kein Auge trocken, verspricht der künstlerische Leiter Thomas Hailer. "Das ist eine Ode an das Leben, es ist ein Feelgood-Film und eben ein Dokumentarfilm. Es geht unter anderem um alte Jazzmusiker." Der Filmemacher ist Jørgen Leth, der den Film zusammen mit dem jungen Kollegen Andreas Koefoed gemacht hat. "Der will von den alten, kauzeligen Musikern wissen, wie denn die Gefühle im kreativen Prozess sind und da haben die Musiker überhaupt keine Lust darüber zu reden, aber sie fördern Erstaunliches zu Tage."
Hommage für den isländischen Regisseur Friðrik Þór Friðriksson
In diesem Jahr gibt es fünf Filme des isländischen Regisseurs Friðrik Þór Friðriksson zu sehen, darunter den Film "Children of Nature" von 1991. Der Regisseur steht dieses Jahr auch im Mittelpunkt des Festivals, denn er erhält am Eröffnungsabend den Ehrenpreis und nimmt ihn auch persönlich entgegen. Das freut Thomas Hailer, denn der Isländer ist mit fast all seinen Filmen bei den Nordischen Filmtagen gewesen. "Friðrik Þór Friðriksson ist einer der wichtigsten isländischen Filmemacher. Er hat Anfang der 1990er-Jahre das isländische Kino zurück auf die Weltkarte des internationalen Kinos geholt. Außerdem ist er wie kein anderer verbunden mit der DNA der Nordischen Filmtage." Friðrikssons Debüt "Weiße Wale" wurde bereits bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck gezeigt. Bisher hat der Isländer drei Preise bekommen.
Wieder da: 360-Grad Infinity Dome
Ein weiteres Highlight der Filmtage ist der 360-Grad-Infinity Dome auf dem Klingenberg in Lübeck. 2019 konnte er zuletzt aufgebaut werden. Unter der riesigen runden Kuppel, mit einem Durchmesser von immerhin 20 Metern werden insgesamt 17 filmische und künstlerische 360°-Arbeiten gezeigt. Es gibt also eine Menge zu sehen - viele Filme setzen sich auch mit ernsten Themen auseinander, sagt Geschäftsführerin der Nordischen Filmtage Susanne Kasimir. Aber die Filmtage können auch anders. "Das Festival ist nicht nur fröhlich, sondern wir werden mit dem gesamten Programm auch Anstöße geben - nicht nur Menschen zusammenbringen, sondern auch zum Nachdenken bringen - das ist auch das Wertvolle." Das Besondere an dem Filmfestival sei auch, dass es einen Raum gebe, solche Filme dem Publikum präsent zu machen.
Retrospektive: Cross and Queer
Die Retrospektive steht in diesem Jahr unter dem Thema "Cross and Queer" und erzählt von der Kleidervielfalt und den Geschlechteridentitäten in insgesamt 14 Filmen aus den Jahren 1921 bis 1981, erklärt Thomas Hailer. "Das ist ein ganz tolles und zeitgemäßes Thema, grade in so einer diversen Stadt wie Lübeck, die sich offen zur Diversität bekennt. Vordergründig geht es um das Crossdressing. Das war immer eine Möglichkeit gleichgeschlechtliche Beziehungen auf eine Leinwand zu bringen, bevor das en vogue war und tatsächlich auch erlaubt war." Bis Sonntag zeigen die Nordischen Filmtage in Lübeck rund 173 Filme - heute Abend werden sie eröffnet und Lübeck verwandelt sich für fünf Tage in die Filmhauptstadt des Nordens. Insgesamt werden 12 Filmpreise verliehen, darunter auch der NDR-Filmpreis, der mit 12.500 Euro dotiert ist.
Nordische Filmtage - Lübeck wird zur Filmhauptstadt des Nordens
An fünf verschiedenen Standorten in ganz Lübeck verteilt, können die Gäste bis zum 6. November unterschiedliche Filme erleben.
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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CineStar Lübeck / Stadthalle
Mühlenbrücke 11
23552 Lübeck - Telefon:
- 0451 7030200
- Hinweis:
- Öffnungszeiten: Jeden Tag 15 Minuten vor dem Beginn der ersten Vorstellung.