Netflix: Streaming-Dienst wird 25 Jahre alt
Vor einem Vierteljahrhundert ist Netflix als Versender von DVDs im kalifornischen Silicon Valley gestartet. Heute ist es die erfolgreichste kommerzielle Streaming-Plattform der Welt. Doch das Geschäftsmodell von Netflix steht auf wackeligen Beinen.
Gut eine Million zahlende Kunden haben im ersten Halbjahr ihr Abo bei dem Streamer gekündigt. Jetzt sucht das Unternehmen händeringend nach neuen Einnahmequellen.
Lange Zeit galt das Unternehmen als Wunderkind aus dem Silicon Valley, weil es das Verhalten seiner Nutzerinnen und Nutzer konsequent auswertete, so Medien-Expertin Julia Alexander von Parrot Analytics. "Das Unternehmen hat seinen Investoren und der ganzen Welt ständig erzählt, wir können vorhersagen, was das Publikum sehen will. Wir wissen, welche Inhalte wir produzieren müssen", sagt Alexander. Doch genau dieser Spürsinn für neue innovative Stoffe funktioniert nicht immer.
Netflix vor großer Kehrtwende in Sachen Werbung
Für mehr als 20 Milliarden Dollar im Jahr lässt der Streamer Serien, Dokus und Spielfilme produzieren. So viel wie keine andere Plattform oder kein anderer Pay-TV Anbieter auf der Welt. Und das nicht nur in Hollywood.
Um erfolgreich zu sein, muss es Serien und Filme in Auftrag geben, die in großen Märkten wie Frankreich, Deutschland oder Spanien Gesprächswert erzeugen. Doch diese Strategie ist kostspielig, weil nicht alle Inhalte in anderen Ländern gleich gut funktionieren. Das größte Problem von Netflix ist aber, dass es bislang nur auf ein Standbein gesetzt hat: die Abo-Einnahmen. Jetzt kommt die große Kehrtwende. "Werbung bei Netflix war lange Zeit ein Tabu-Thema", sagt Joe Flint, Medien-Journalist beim "Wall Street Journal". "Mitbegründer Hastings hat immer gesagt, dass dies eine Plattform sei, die für die Zuschauer gemacht ist. Die Abonnenten wollten keine Werbung, Werbung unterbreche den Inhalt."
Vergünstigte Abos mit Werbeunterbrechungen geplant
Ab kommendem Jahr will das Silicon-Valley-Unternehmen aber genau das tun: ein vergünstigtes Abo, vermutlich für deutlich unter zehn Euro im Monat, dafür aber mit Werbeunterbrechungen Doch das dürfte den Konzern zunächst Millionen kosten, sagt Analyst Jon Fortt: „Bei Netflix hat niemand mit diesem Szenario gerechnet. Sie haben oft nicht die Rechte, um überhaupt Werbung in allen Inhalten einblenden zu können. Verträge mit Studios wie Sony Universal oder Warner Brothers müssen geändert werden. Doch die Studios sind jetzt schlauer und werden diese Rechte nicht einfach aufgeben. Mit anderen Worten: Es wird teuer für Netflix, sich billiger zu machen.“
Auf der anderen Seite könnte das Werbemodell mittelfristig viel Geld einbringen: Denn der Streaming-Dienst kennt ja bekanntlich seine User. Er kann auch interaktive Werbemodelle entwickeln. Etwa den Kauf von Kleidung, die man in einer Serie oder in einem Film gesehen hat.
Netflix will gegen die Weitergabe von Passwörtern vorgehen
Frisches Geld durch Werbung ist das eine. Auch gegen das Teilen der Passwörter will das Unternehmen vorgehen. Es schätzt, dass gut 100 Millionen Menschen den Dienst nutzen, ohne zu zahlen. Userinnen und User müssen künftig mit Zusatzgebühren rechnen, wenn Netflix entdeckt, dass das Passwort geteilt wurde.
Analyst Jon Fortt befürchtet allerdings: Netflix dürfte in den kommenden Jahren deutlich teurer werden: "Werbung wird es nicht nur in den billigsten Tarifen geben. Sie wird in den meisten Tarifen enthalten sein, und schließlich werden die Abonnenten mehr bezahlen müssen als jetzt, um die Werbung vollständig zu eliminieren."
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