Deutscher Filmpreis: Goldene Lola für "Systemsprenger"
Das zu großen Teilen in Hamburg gedrehte und schon vielfach ausgezeichnete Drama "Systemsprenger" hat auch beim Deutschen Filmpreis 2020 kräftig abgeräumt: Das Drama über das neunjährige Mädchen Benni, das aufgrund seines aggressiven Verhaltens durch alle Raster fällt, gewann die Goldene Lola als bester Spielfilm. Auch weitere Auszeichnungen gingen an das Kinodrama: Benni-Darstellerin Helena Zengel wurde bei der Verleihung als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet, die Hamburgerin Nora Fingscheidt in den Kategorien "beste Regie" und "bestes Drehbuch".
Außerdem gingen die Preise für die beste männliche Hauptrolle (Albrecht Schuch), die beste weibliche Nebenrolle (Gabriela Maria Schmeide) sowie Schnitt und Tongestaltung an das Drama, das insgesamt zehn Mal nominiert war.
Helena Zengel: Freudenschreie bei Preisverleihung
Die elfjährige Zengel freute sich sehr über ihre Auszeichnung. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", sagte sie. Sie bedankte sich bei Regie, den Schauspielern und ihrer Agentur. Am wichtigsten sei ihr aber der Dank an ihre Mutter, die im Hintergrund mit Freudenschreien zu hören war: "Danke, Mama!". Zuletzt stand Zengel an der Seite von US-Star Tom Hanks vor der Kamera, in dem Hollywoodfilm "News of the World", der Ende 2020 ins Kino kommen soll.
Weitere Auszeichnungen gehen nach Hamburg
Zudem waren zwei weitere Produktionen aus Hamburg bei den Filmpreisen erfolgreich: Die Lola in Bronze für den besten Spielfilm gewann "Es gilt das gesprochene Wort" von Hamburg-Media-School-Absolvent Ilker Çatak. Zudem konnte das Biopic über Udo Lindenberg von Hermine Huntgeburth, "Lindenberg! Mach dein Ding!", in den Kategorien bestes Kostümbild und bestes Maskenbild überzeugen.
"Was für ein grandioser Abend für den Film-Norden! Mit acht Lolas hat das 'Systemsprenger'-Team erneut gezeigt, welch Ausnahmewerk sie mit diesem Film auf die Beine gestellt haben. Der heutige Abend war wie Balsam für die Seele in diesen schwierigen Zeiten", erklärte der Geschäftsführer der Filmförderung Hamburg-Schleswig-Holstein, Helge Albers.
Fernsehshow ohne Publikum - Ehrenpreis für Edgar Reitz
Wegen der Corona-Pandemie wurde der Deutsche Filmpreis in diesem Jahr nicht bei einer großen Gala in Berlin, sondern in einer Fernsehshow ohne Zuschauer im Ersten verliehen. Nur wenige Laudatoren kamen ins Studio - die meisten wurden, wie auch die Preisträger, live dazugeschaltet. Zwei Preisträger standen bereits vorher fest: Der Filmemacher und Autor Edgar Reitz wurde mit dem Ehrenpreis für herausragende Verdienste um den Deutschen Film gewürdigt.
Autor und Regisseur Bora Dagtekin sowie Produzentin Lena Schömann erhielten für "Das perfekte Geheimnis" die undotierte Lola für den "besucherstärksten deutschen Film des Jahres". Als bester Kinderfilm bekam die Literaturverfilmung "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" eine Lola. Als bester Dokumentarfilm wurde "Born in Evin" ausgezeichnet.
Wichtigste nationale Auszeichnung der Filmbranche
Die Lolas gelten als wichtigste nationale Auszeichnung in der Filmbranche. Insgesamt wurde die Auszeichnung in 20 Kategorien verliehen, wobei die etwa 2.000 Mitglieder der Deutschen Filmakademie über die meisten der Gewinner abgestimmt hatten. Die Bundesregierung stellte Preisgelder in Höhe von knapp drei Millionen Euro zur Verfügung. Moderiert wurde der Abend von Schauspieler Edin Hasanović, der auch politische Töne anschlug und an die Lage der Filmbranche erinnerte. Bundesweit sind die Kinos derzeit geschlossen, um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus einzudämmen. Auch Dreharbeiten stehen still.