Stand: 10.08.2022 12:11 Uhr

"Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr"

von Bettina Peulecke

"Der Engländer..." ist ein tragikomisches Roadmovie über einen alten Mann, dem auf seiner langen Reise mit dem Bus viele Menschen begegnen. Der Film ist von Melancholie und tiefster Menschlichkeit geprägt.

Während zur Zeit hierzulande gerade viele das 9 Euro-Ticket nutzen um kostengünstig durch die Republik zu reisen, benutzt Tom, verkörpert von dem britischen Charakterdarsteller Timothy Spall, seinen Freifahrts-Seniorenpass um von einem Ende der Insel ans andere zu gelangen. "Der Engländer, der in einen Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr" lautet der Titel des melancholischen Roadmovies, das jetzt in die Kinos kommt.

Ein leises, tragikomisches Roadmovie

Manch einer mag sich bei dem Titel an einen anderen Film erinnert fühlen und automatisch ähnliches erwarten. Aber "Der Engländer, der in einen Bus stieg und ans Ende der Welt fuhr" hat wenig gemeinsam mit dem schelmischen "Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand", der viel Slapstick und Witz zeigte.

"Der Engländer..." hingegen ist ein leises, tragikomisches Roadmovie über einen alten Mann, der im Bus vom äußersten Nordwesten in den äußersten Südwesten der Insel fährt.

Tom hat vor kurzem seine Frau verloren. Seine Beine tragen ihn nicht mehr zuverlässig und sein Blick ist oft melancholisch. In Rückblenden zeigen sich Erinnerungsfetzen aus der Vergangenheit, als Tom und seine Frau Mary frisch verliebt waren und unbeschwert am Meer herumtollten. Jetzt ist alles anstrengend, der Alltag, das Leben an sich. Aber von einem unbeugsamen Willen getrieben macht Tom sich auf die Reise, nur mit einem Aktenkoffer und einem akribisch ausgearbeiteten Fahrplan, der ihn möglichst schnell ans Ziel bringen soll. Was in dem Aktenkoffer ist, lässt sich erahnen, warum Tom nach Land's End will, wird sich erst am Schluss herausstellen. Und dann verschläft er seine Umsteigehaltestelle und wird im Bus-Depot vom Busfahrer geweckt.

Charakterdarsteller Timothy Spall zeigt sein großes Können

Überall trifft Tom auf Menschen, die entweder ihm helfen, ihn zum Beispiel bei sich übernachten lassen, oder denen er hilft. Wie die Muslima im Ganzkörperschleier, die im Bus aufs übelste sexistisch und rassistisch beschimpft wird, und der Tom im wahrsten Sonne des Wortes beisteht. Durch seine Zivilcourage solidarisiert sich der ganze Bus gegen den Aggressor. Der junge Mann, nicht die junge Frau, muss den Bus verlassen. Einer von vielen bewegenden Momenten, die dieser unspektakuläre, von Melancholie und tiefster Menschlichkeit geprägte Film zu bieten hat. Tom überwindet zumindest streckenweise die eigene zunehmende Gebrechlichkeit und andere Hindernisse, die ihn von seinem Weg abbringen könnten.

Der britische Charakterdarsteller Timothy Spall, dessen Repertoire von Winston Churchill bis zum dicklichen Zauberer Peter Pettigrew in "Harry Potter" reicht, tobt sich hier zwar nicht aus, zeigt aber einmal mehr sein großes Können. "Der Weg ist das Ziel"- dieser Grundsatz gilt für so ziemlich jedes Roadmovie, und in diesem Fall ist er ebenso beschwerlich wie bewegend.

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"Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr"

Genre:
Drama
Produktionsjahr:
2021
Produktionsland:
England
Zusatzinfo:
Mit Timothy Spall, Phyllis Logan, Natalie Mitson, Ben Ewing, Patricia Panther u.a.
Regie:
Gillies MacKinnon
Länge:
86 Minuten
FSK:
ab 12 Jahre
Kinostart:
11. August 2022

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 10.08.2022 | 07:55 Uhr

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Spielfilm

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