Corona: Filmbranche rechnet mit Milliarden-Verlusten
Das Coronavirus trifft die Filmbranche hart. Nicht nur die Starttermine von bereits abgedrehten Produktionen werden verschoben, auch die Dreharbeiten für Kinofilme und Serien sind betroffen. Wie reagieren die Studios?

Die US-Filmbranche steht aufgrund der Corona-Krise vor Verlusten in Milliardenhöhe. 20 Milliarden Dollar könnten allein an den Kinokassen in diesem Jahr fehlen, vor allem, wenn die lukrativen ausländischen Märkte einbrechen, berichtete am Freitag das US-Branchenmagazin "Hollywood Reporter". 2019 flossen weltweit noch mehr als 42 Milliarden Dollar in Hollywoods Kassen. Kurzfristig müssen die Studios auf die Einnahmen von bereits abgedrehten Produktionen wie dem neuen James-Bond-Film "Keine Zeit zu sterben" oder Clint Eastwoods neuem Film "Der Fall Richard Jewell" verzichten, deren Kinostarts verschoben wurden. Langfristig wird aber auch die Unterbrechung der Dreharbeiten zahlreicher Produktionen die Filmunternehmen massiv Geld kosten.
Disney und Netflix stoppen Produktionen
Das Disney-Studio gab am Freitag einen weitreichenden Drehstopp bekannt, um Begegnungen am Set zu vermeiden. Betroffen sind unter anderem Großprojekte wie "The Little Mermaid", Guillermo del Toros "Nightmare Alley" und Ridley Scotts Historiendrama "The Last Duel" mit Matt Damon und Ben Affleck. Auch der Streaming-Dienst "Netflix" will vorsichtshalber mindestens für zwei Wochen die Produktion von Filmen und TV-Shows in den USA und Kanada einstellen. Auch 20th Century Studios und Warner Bros. unterbrachen mit "Avatar 2" und "The Batman" die Dreharbeiten von großen Produktionen.
Tom Hanks positiv auf das Coronavirus getestet
Der positive Coronavirus-Test bei Tom Hanks hatte am Set in Australien zum sofortigen Abbruch der neuen Produktion von Regisseur Baz Luhrmann geführt. Das Biopic vom Studio Warner Bros. ist eine noch titellose Filmbiografie über die Rock-'n'-Roll-Legende Elvis Presley, in der Hanks dessen Manager Colonel Tom Parker spielt. Der zweifache Oscar-Preisträger und seine Frau hatten die Diagnose am Donnerstag in den sozialen Medien bekannt gegeben. Sie seien nun in Quarantäne und würden "jeden Tag nehmen, wie er kommt", erklärte Hanks betont locker.
Grandfilm-Verleih versucht Programmkinos zu unterstützen
Der verhältnismäßig kleine Filmverleiher Grandfilm versucht die Corona-Krise mit einer ungewöhnlichen Aktion zu überstehen. Filme aus dem Bestand von Grandfilm werden gegen eine Gebühr auf Vimeo gestreamt. Das Besondere daran: Die Einnahmen aus den Streaming-Abrufen gehen zur Hälfte an unabhängige Programmkinos, mit denen der Filmverleiher sonst zusammenarbeitet. Darunter sind unter anderem das Abaton und das 3001 Kino in Hamburg, das Cine K in Oldenburg sowie das Lodderbast und das Kommunale Kino (Koki) in Hannover.
Filmstudios setzen verstärkt auf Streaming
Die großen Filmverleiher setzen in den kommenden Wochen ebenfalls vermehrt auf Video-on-Demand. Wie die US-Filmzeitschrift "Variety" berichtet, wird der Film "Birds of Prey", der Anfang Februar in den Kinos angelaufen ist, schon am 24. März auf verschiedenen Streaming-Plattformen angeboten. Normalerweise beträgt der Zeitraum zwischen dem Kinostart und dem Streaming-Start mindestens ein halbes Jahr. Auch NBC Universal und Disney kündigten an, mehrere Filme früher als ursprünglich geplant auf Streaming-Diensten zur Verfügung zu stellen. Unter anderem betrifft dies die Filme "Der Unsichtbare" und "Die Eiskönigin 2".
Der US-Kinoverband National Association of Theatre Owners (NATO) hat am 17. März ein Statement dazu veröffentlicht, wie das deutsche Branchenblatt "Blickpunkt Film" berichtet: "Filme benötigen die größtmögliche globale Kinoauswertung, um den Studios keine Verluste in katastrophalem Ausmaß zu bescheren. Obwohl es richtig sein mag, dass es in dieser Situation ein oder zwei Titel geben wird, bei denen man die Kinoauswertung aufgeben wird, gehen wir nach intensiven Gesprächen mit den Verleihern davon aus, dass der absolute Löwenanteil der verschobenen Starts einen neuen Kinotermin erhalten wird, sobald sich die Situation wieder normalisiert", so der Nato-Vizepräsident Patrick Corcoran.
Filmfestivals weichen dem Coronavirus
Neben Kinos und Filmstudios stehen auch die Filmfestivals vor großen Problemen. Die jährliche Fachmesse CinemaCon, bei der die Filmtheaterbranche Ende März in Las Vegas die neuesten Hollywoodprojekte vorstellen wollte, sowie die renommierten Filmfestivals Tribeca in New York und das Internationale Film Festival in San Francisco wurden abgesagt. Die 73. Filmfestspiele in Cannes, die am 12. Mai starten sollten, haben - wie sie schreiben - als eine der Optionen, den Termin auf Ende Juni oder Juli verlegt.
