Corona: Studio Hamburg fährt Produktion wieder hoch
Die Corona-Pandemie belastet auch die Filmbranche schwer. Die Film- und Fernsehproduktionsfirma Studio Hamburg, eine NDR Tochter, produziert Fernsehfilme wie den "Tatort" im Ersten, Serien wie "Großstadtrevier" oder "Notruf Hafenkante" und die Telenovela "Rote Rosen". Nach mehrwöchiger Drehpause kehrt nun wieder Leben ein auf dem Studiogelände im Hamburger Stadtteil Tonndorf, am Berliner Standort und in Lüneburg, wo "Rote Rosen" gedreht wird. Allerdings: Corona verändert die Arbeitsbedingungen und nimmt Einfluss auf die medialen Erzeugnisse selbst.

Aufzeichnung der Show "Quizduell": Im ganzen Gebäude herrscht Maskenpflicht. Nur während der Fernsehaufzeichnung tragen Quizmaster Jörg Pilawa und seine Gäste keine Maske. "Es ist alles anders, wir haben jetzt die fünfte Sendung aufgezeichnet, natürlich nach allen Hygiene-Vorschriften", erzählt Pilawa. "Alle mit Mundschutz, überall Desinfektionsmittel, wir haben Plexiglaswände zwischen den Kandidaten." Trotz aller Vorschriften finde er es gut, dass es nun wieder losgeht: "Die Menschen sind tagsüber gedanklich bei Corona", sagt er. Daher sei es wichtig, sich ein bisschen unterhalten zu lassen - "aber natürlich nur unter den Hygiene-Voraussetzungen, das ist ganz klar."
Kein Studiopublikum, aber Applaus
Studiopublikum ist derzeit nicht zugelassen. Applaus gibt es trotzdem - vom Band eingespielt. Jörg Pilawa berichtet von einer ungewohnt intimen Atmosphäre. Normalerweise seien im Publikum rund 200 Personen. Das sei mit einer gewissen Geräuschkulisse verbunden, zudem rede er gerne mit den Leuten. "Das findet alles nicht statt, aber wir hören einander mehr zu als vorher, was auch sehr schön ist."
Strenge Hygiene-Vorgaben am Set von "Rote Rosen"

Auch am Set der Telenovela "Rote Rosen" in Lüneburg herrschen strenge Hygiene-Vorgaben. Vor Drehbeginn wurden alle 94 Mitarbeiter auf das Coronavirus getestet. Ihre Masken nehmen die Schauspieler nur ab, wenn die Kamera läuft. Die Sicherheitsabstände würden peinlich genau eingehalten, betont der Geschäftsführer von Studio Hamburg, Johannes Züll. Eine Soap über Liebe, Leidenschaft und zwischenmenschliche Verwicklungen - und das alles ohne jeglichen Körperkontakt? Dafür gebe es gewisse Tricks, erklärt Züll: "Wir arbeiten sehr viel mit Schuss und Gegenschuss, womit man auch Illusionen darstellen kann." Es werde mit größeren Brennweiten gearbeitet, sodass man Nähe produzieren könne, wo sie fehle. Züll ist jedenfalls sicher, dass die Zuschauer kaum eine Veränderung bemerken werden.
Nur Fachleuten und Filmstudenten werde später wohl auffallen, welche "Rote Rosen"-Folgen in Corona-Zeiten gedreht wurden: "Man erkennt es zum Beispiel daran, dass es weniger Komparsen gibt als vorher." Der Grund dafür sei, dass man das Risiko für das Team reduzieren wolle. Zudem werde mehr im Freien gearbeitet als in geschlossenen Räumen - und wenn, dann eher in größeren als in kleineren.
Keine Normalität auf längere Sicht
Wegen der Corona-Krise hatte Studio Hamburg im März alle Dreharbeiten gestoppt. Nur dort, wo die Hygiene- und Schutzstandards umsetzbar waren, ging der Betrieb weiter, etwa in der Postproduktion und bei der Synchronisation. Inzwischen werden die Studios wieder genutzt und die Dreharbeiten nehmen Fahrt auf. So werde etwa ein "Tatort" in Berlin zu Ende gedreht, sagt Züll. Normalität sei auch auf längere Sicht nicht zu erwarten - man habe aber gelernt, mit dem Virus umzugehen.
