Kino-Geschäftsführer aus Hannover über die neuen 3G-Regeln
Torben Scheller ist Kinobetreiber und Geschäftsführer der Vereinigten Filmkunstkinos Hannover, auch des Kinos am Raschplatz. Er erklärt die neue 3G-Regeln der Verordnung in Niedersachsen ab dem 25. August für den Kinobesuch.
Was ändert sich nun ab Ende August für Kinofans?
Torben Scheller: Ab jetzt gilt in Hannover ab der Warnstufe 1 die 3G-Regel. Das heißt, zu Gaststätten und auch zu Kinos und Veranstaltungen darf man nur getestet, genesen oder vollständig geimpft hingehen. Ein entsprechender Nachweis ist mitzubringen. Für Kinder und Jugendliche bis 14 Jahren ist das nicht gültig, weil die ab nächster Woche in der Schule regelmäßig getestet werden. Daher brauchen die keinen Nachweis, weil die teilweise auch nicht geimpft werden können.
Wie alt dürfen die jeweiligen Tests sein?
Scheller: Der PCR-Test 48 Stunden, der Antigen-Schnelltest muss tagesaktuell, also maximal 24 Stunden alt sein. Was vielleicht ganz spannend ist: Wenn ich auf der Arbeit getestet werde und mir das ein Vorgesetzter dokumentiert, dann ist das auch gültig. Ich muss nicht ins Testzentrum gehen - dann gilt auch das im Kino.
Selbsttests gelten nach wie vor nicht?
Scheller: Genau - außer ein Kollege bietet das vor Ort an. Wir bieten das nicht an.
Was gilt im Kino, für das man idealerweise ein Ticket digital erworben hat? Was geschieht mit der Maske?
Scheller: Auf dem Weg in den Saal gilt Abstand halten, medizinische Maske tragen - etwa beim Gang zur Toilette, oder wenn man sich an der Theke etwas holt. Aber am Platz selber darf die Maske abgenommen werden.
Ab welcher Inzidenz trifft das alles zu?
Scheller: Das gilt ab Warnstufe 1, die ja verschiedene Faktoren hat, wann sie in Kraft tritt. Also mehrere Tage hintereinander über der 50er-Inzidenz. Oder der Kreis oder die Region sagt, dass dort Warnstufe 1 gilt - dann gilt die 3G-Regel. Die Kontaktdaten müssen weiterhin für die Nachverfolgung hinterlegt werden, falls es doch einen Fall gibt.
Seit Juli haben die Kinos geöffnet: Wie äußert sich das Ende August an der Kinokasse?

Scheller: Sommermonate sind in der Regel sonst ruhiger. Wir hatten dieses Jahr das Glück, dass die ganzen Oscarfilme, Berlinale-Sieger und die Filme, die sonst im Frühjahr im Kino laufen, jetzt alle geballt gekommen sind. Also Filme wie "Nomadland", "Der Rausch", Dominik Grafs "Fabian" mit zehn Nominierungen für den Deutschen Filmpreis. Außerdem haben wir hier das Glück, das Drama "Nahschuss" von der Hannoverschen Regisseurin Franziska Stünkel mit Lars Eidinger zu zeigen.
Die Filme laufen bei uns alle sehr gut. Im Vergleich zu sonst haben wir einen guten Sommer erwischt. Auch die ganzen Großveranstaltungen, die die Leute sonst abziehen, sind weggefallen. Und das Wetter hat mitgespielt.
Wie sehen Sie es, dass in den unterschiedlichen Bundesländern unterschiedliche Regeln gelten? Das ist für die Kinofans verwirrend, oder?
Scheller: So geht es mir auch. Was ich nicht verstehe: In Hamburg darf man ins Restaurant gehen und etwas essen, aber wenn ich ins Kino gehe, muss ich die Maske durchgehend tragen? Im Kino mache ich in der Regel den Mund nicht auf. Das ist etwas wirr.
Was erhoffen Sie sich vom Kinoherbst?
Scheller: Das ist schwer vorherzusagen in so seiner Pandemie. Wir hoffen schon, dass die Impfquoten nach oben gehen und dass das Ganze kein Thema mehr fürs Tagesgeschäft ist.
In Frankreich gilt nicht der 1,5 Meter Abstand zwischen den Sitzen, sondern nur noch ein Meter.
Scheller: Das galt bisher auch hier. Aber die neue Verordnung lässt sogar zu, dass wir den Saal wieder voll machen können, da wir relativ kleine Säle haben, die gut klimatisiert sind. Das werden wir nicht so umsetzen, aber Richtung Herbst wird das natürlich spannend.
Auf welche Filme freuen Sie sich - und dürfen sich auch die Fans der Filmkunstkinos und des Kinos am Raschplatz freuen?
Scheller: Spannend finde ich "Herr Bachmann und seine Klasse", ein bei der Berlinale prämierter dreistündiger Dokumentarfilm über einen ganz besonderen Lehrer, und wie er mit seinen Schülerinnen und Schülern umgeht. Außerdem freue ich mich auf den Goldene-Palme-Gewinner "Titane"; auf "Hinterland" von Stefan Ruzowitzky mit Murathan Muslu und Liv Lisa Fries, der in Locarno den Publikumspreis gewonnen hat. Und wer lachen möchte: "Beckenrandscheriff" ist nicht zu verachten.
Das Gespräch führte Patricia Batlle, NDR Kultur.
