"Casablanca"-Jubiläum: 40 Jahre Programmkino in Oldenburg
Das "Casablanca"-Kino in Oldenburg hat sich von einem bescheidenen Programmkino zu einer angesehenen Institution entwickelt. Nun setzt ihm die Corona-Krise zu. Trotzdem soll zum 40. Jubiläum gefeiert werden.
Das Casablanca findet man heute wie damals am Rande des Oldenburger Pferdemarkts: Hier hat es angefangen, in einer ehemaligen Lagerhalle. Mitgründer Detlev Rossmann und sein ehemaliger Kompagnon mussten alles selbst herrichten. "Das haben wir dann auch gemacht mit viel Eigenarbeit, geliehenem Geld von Freunden, und einem Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau."
Kino zu mögen, und Kino zu machen, das sind zwei ganz verschiedene Dinge, merkten die eifrigen Amateure, gleich nachdem auf den gebrauchten, selbst montierten Plüschsitzreihen die Eröffnungsgäste Platz genommen hatten. "Bei der Vorpremiere mit geladenen Gästen sind dann am ersten Abend mehrere Stühle in sich zusammengebrochen, weil sie falsch montiert waren. Das war schon mal die erste Pleite."
Viel Improvisation am Anfang im "Casablanca"
Den vorsintflutlichen Kohlebogen-Projektor bediente Rossmann eigenhändig. Da musste man alle paar Minuten die Kohlestäbe nachdrehen: "Und wenn man das vergessen hat, brach der Lichtbogen ab und das Bild wurde dunkel. Und das passierte während dieser Gala-Vorführung am ersten Abend mehrmals, unter großem Gelächter des Publikums."
Aus diesen improvisierten Anfängen wurde nach und nach ein professioneller Kinobetrieb. Es gibt aktuell vier Säle sehr verschiedener Größe, insgesamt 400 Plätze, Online-Buchung und Gastronomie. Was sich nicht geändert hat, ist der Anspruch: Hier zeigt man Filmkunst, und vor allem die Vielfalt des europäischen Films.
"Casablanca" immer auf eigenen Füßen
Zu Anfang lag das auch daran, dass die großen Filmverleiher wenig Interesse an Kooperation hatten und Detlev Rossmann viel Phantasie und Eigeninitiative aufbringen musste: "Ich hab damals die Erich-Kästner-Verfilmungen aus den 50er Jahren wieder für Deutschland in den Kinoverleih geholt, mit selbstgedruckten Plakaten."
Für die Filmauswahl habe er oft den richtigen Riecher gehabt, sagt der Kinogründer. Und ganz wichtig sei schon in den 80er Jahren das Netzwerk der Programmkinos in Deutschland gewesen, sogar mit eigenem Verleih: "Unter anderem die Filme der Marx Brothers, 'Harold and Maude', 'Bye bye Brazil' war einer der ersten großen Erfolge, den wir hier auch hatten im Januar 1982. Das hat uns unheimlich geholfen. Das war eine Basis."
Augen auf bei den neuen Strömungen im Filmgeschäft
Es gab in späteren Jahren auch Krisen, sagt Detlev Rossmann. Aber wer das Risiko scheue, könne kein Unternehmen führen. Das Casablanca habe immer auf eigenen Füßen gestanden, ohne Subventionen: "Du bist dann auch ein bisschen freier. Du hängst von niemandem ab. Und das macht was ganz Tolles mit dir. Das stärkt das Selbstwertgefühl."
Vor fast zehn Jahren hat Detlev Rossmanns Sohn Tobias den Betrieb übernommen. Ebenso wie sein Vater hat er ein waches Auge auf neue Strömungen im Filmgeschäft und auf die Ansprüche des Publikums: "Jedes Jahrzehnt hat ja so seine Filme, und das ist immer einem Wandel unterworfen. Auch technisch tut sich natürlich immer was."
2G-plus-Regelung drosselt erneut die Besucherzahlen
Längst haben "Digital Cinema Packages" und Laser-Projektoren Einzug gehalten, sagt Tobias Rossmann: "Die romantische Vorstellung, die man manchmal noch hat, mit den 35-Millimeter-Rollen, das ist natürlich so heute nicht mehr. Aber dafür hat man natürlich heute ein exzellentes Bild- und Ton-Erlebnis."
Corona habe man bis jetzt durch staatliche Hilfe überstanden, sagt Tobias Rossmann. Der Oktober habe sich fast normal angefühlt. Dann hat die 2G-plus-Regelung die Besucherzahlen abermals einbrechen lassen: "Viele Leute haben dann auch einfach keine Lust mehr, noch vorm Kinobesuch oder vorm Kaffeetrinken nochmal einen Test zu machen." Für das Frühjahr erhofft sich Rossmann bessere Zeiten für das Casablanca. Und auch sein Vater Detlev meint: Die Leute können doch nicht immer nur zu Hause bleiben.
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