Berlinale: Albrecht Schuch ist European Shooting Star
Der Schauspieler Albrecht Schuch ist der deutsche European Shooting Star 2021, eine Auszeichnung die jährlich während der Berlinale an europäische Nachwuchstalente verliehen wird.
In über 20 Film- und Fernsehproduktionen hat Albrecht Schuch mitgewirkt, er erhielt zahlreiche Preise für seine Leistung unter anderem in dem Geiseldrama "Gladbeck", und der Serie "Bad Banks". Den bisherigen Höhepunkt seiner Karriere erreichte er letztes Jahr mit seiner Kino-Hauptrolle in "Systemsprenger" und einer Nebenrolle in "Berlin Alexanderplatz", für beide erhielt er den Deutschen Filmpreis.
Bei Albrecht Schuchs Geburt las der Vater Hölderin vor
Wenn jemand überdurchschnittliches Talent oder Erfolg hat, sagt man ja gern, es sei ihm in die Wiege gelegt worden. Auf Albrecht Schuch trifft das tatsächlich zu. Sein Vater hatte nämlich die Angewohnheit, bei der Geburt seiner Kinder etwas vorzulesen. Der kleine Albrecht bekam am 21. August 1985 in Jena Hölderlin zu hören. Welche lyrischen Zeilen es genau waren, weiß der Schauspieler nicht. Ist ihm auch nicht so wichtig, stattdessen macht er sich ganz andere Gedanken: "Ich überlege immer, dass so etwas ja auch ganz anders hätte ausgehen können, wenn ich mir so von Freunden die unterschiedlichsten Geburtsvorgänge erzählen lasse", sagt Schuch. "Wo man am Anfang noch gemeinsam Kurse besucht hat und Atemübungen gemacht hat und beruhigende Worte, hieß es letztendlich bei der Geburt: Wenn du jetzt noch ein Wort sagst, schlage ich dir eine rein oder so. Ich stelle mir manchmal vor, wie es gewesen wäre, wenn meine Mutter gesagt hätte: Kannste mal aufhören mit dem Scheiß, ich hab' hier echt Besseres zu tun!"
Inhalt ist ausschlaggebend bei der Wahl der Rolle
Schon während der Schulzeit hatte Albrecht Schuch nichts besseres zu tun, als erste Bühnenerfahrungen am hiesigen Theater zu sammeln. Seine Ausbildung verlief klassisch. Nach dem Studium an der Leipziger Hochschule für Musik und Theater war er bis 2013 festes Ensemblemitglied am Maxim Gorki Theater in Berlin, ging als Gast ans Burgtheater nach Wien. Dann kam das Fernsehen und in letzter Zeit verstärkt der Film. Der Schauspieler hat klare Auswahlkriterien: "Generell ist für mich der Inhalt immer ausschlaggebend", sagt er. "Momentan bin ich generell total glücklich in dieser Filmwelt. Diese eigene Vorbereitungszeit, diese Menschen die man trifft, das ist für mich eher über den Tellerrand gucken, als das für mich teilweise die Proben am Theater waren."
Schuch bleibt im Gedächtnis haften
Er hat viel über den Tellerand geschaut, seine enorme Wandlungsfähigkeit in verschiedenen Formaten und Formen dargestellt. Für seine Rolle als Harry Klein in Sven Regeners Romanverfilmung "Neue Vahr Süd" wurde er mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet. Den Grimme-Preis bekam er 2016 für seine Rolle in der NSU-Trilogieverfilmung "Die Täter - Heute ist nicht alle Tage". Schuch als engagierter Sozialpädagoge in "Systemsprenger" ist ähnlich im Gedächtnis haften geblieben, wie seine Rolle des Reinhold in Burhan Qurbanis Neuverfilmung von "Berlin Alexanderplatz", in der er als linkisch hinkender Psychopath, eine teuflisch gute Figur machte, wenn er andere vom moralisch guten Weg abbringt.
Tanz als Schnittstelle zwischen Beruf und persönlichen Vorlieben
Um sich auf eine Rolle vorzubereiten, sucht Albrecht Schuch gern den Bezug zu alltäglichen Situationen und er bewegt sich gern und unbedingt. "Um diese Verbindung zwischen Kopf und Körper herzustellen - oder auch den Kopf auszustellen -, hilft das Tanzen extrem gut", erklärt er. "Weil ich gerne auch immer mit meinem Körper arbeite, was meine Rollen betrifft, also immer ein ganzheitliches Verständnis habe gegenüber meinen Rollen, ist Tanz eine ganz große Schnittstelle zwischen meinem Beruf und meinen persönlichen Vorlieben."

Seine Schwester Karoline Schuch ist ebenfalls Schauspielerin. Die beiden tauschen sich regelmäßig über berufliche Dinge aus. "Manchmal hat man Lust darauf, das ein oder andere zu hören und manchmal nicht, weil man sich vielleicht gerade nicht danach fühlt", meint der Schauspieler. "Aber es ist wahnsinnig wichtig, was der andere denkt, wie er das sieht und es ist immer ein gutes Korrektiv."
Immer extrem überzeugend
Auf jeden Fall hat Albrecht Schuch bisher keine erkennbaren Fehler in seiner Rollenauswahl gemacht oder Flops gelandet. Eine Ausnahme in der Branche. Und er war immer extrem überzeugend. Zurzeit dreht er zwei neue Serien und auch auf der diesjährigen Berlinale ist der Schauspieler in einem Wettbewerbsfilm zu sehen. In Dominik Grafs Verfilmung von Erich Kästners "Fabian", zwar in einer Nebenrolle, aber ganz gewiss unübersehbar.
Die Auszeichnung mit dem European Schooting Star 2021 findet digital in dieser Woche statt, die öffentliche Verleihung Corona-bedingt während der Publikums-Berlinale im Juni.
