Starke Stücke
Dienstag, 01. September 2020, 13:00 bis
14:00 Uhr
Heute kann man es sich schwer vorstellen - Franz Schubert (1797-1828) hat sein kurzes Leben lang nur ein einziges öffentliches Konzert mit seinen eigenen Kompositionen erlebt, wenige Monate vor seinem Tod.
Seine fünfte Sinfonie, 1816 entstanden, wurde erst 1841 öffentlich in Wien aufgeführt, 1816 lediglich privat. Der 19-jährige Schubert hatte in seinem Tagebuch notiert: "O Mozart, unsterblicher Mozart, wie viele o wie unendlich viele wohltätige Abdrücke eines lichten bessern Lebens hast du in unsere Seelen geprägt." Die Sinfonie B-Dur wird oft als Hommage an Mozart verstanden und gehört, aber Nikolaus Harnoncourt hat es auf den Punkt gebracht, wenn er sagte: "Franz Schubert war ein geborener Komponist, der von Natur aus alles gewusst hat. Seine sämtlichen Lehrer bezeugten, dass sie ihm nichts mehr beibringen konnten. Sicher verfügte er vor allem durch das Studium zeitgenössischer Partituren über die Kenntnis der großen Werke Haydns, Mozarts und Beethovens, aber er komponierte von Anfang an mit absoluter Eigenständigkeit. Jedes überlieferte Opus von ihm ist unverkennbar reiner Schubert. Sein Werk entstand aus einer Gesinnung heraus, es ist immer eine Auseinandersetzung mit dem Tod. Ich kenne keinen anderen Komponisten, der sich so ehrlich mit dieser Seite des Lebens auseinandergesetzt hat, auf dem Hintergrund seines persönlichen Schicksals heraus die Tragik dieser Welt gesehen hat, ohne je autobiographisch zu komponieren."
Musik für Liebhaber
Schubert hat sich produktiv an den großen Vorbildern gerieben und er hatte immerhin ein privates Forum für seine Sinfonien. Auch die dritte Sinfonie, im Sommer 1815 entstanden, zu der Zeit, als Schubert sich entschied, sich ganz dem Komponieren zu widmen, war wahrscheinlich für das "Liebhaberorchester" gedacht: Hervorgegangen aus dem häuslichen Streichquartett, traf man sich regelmäßig bei Otto Hatwig, einem Mitglied des Orchesters des Wiener Burgtheaters. Schubert spielte Bratsche.
In dieser Folge können Sie zwei Interpretationen miteinander vergleichen - auf der einen Seite die Wiener Philharmoniker und Riccardo Muti, auf der anderen Seite das NDR Elbphilharmonie Orchester in einer Aufnahme aus der Geschichte des Orchesters unter der Leitung von Günter Wand.
