neue musik
Dienstag, 23. Juni 2020, 21:00 bis
22:00 Uhr

Zwischen betörenden Sonnenauf- und untergängen hat es Helmut Oehring in die No-go-Areas von Los Angeles gezogen: Zeltstädte mit Menschen, die am Rande der Existenz leben und das "Yes you can" des amerikanischen Traums ad absurdum führen. Helmut Oehering hat sich auf die Spuren von Sklaverei und Rassismus, den Widersprüchen, Rissen und Schattenseiten des "Sonnenstaates" (Oehring) begeben und erlebt, wie ein großer Teil der Bevölkerung "I can't breathe" schrie, schon bevor George Floyd sterben musste und es zu den Massenunruhen kam.
Oehrings kreativer Dammbruch in Los Angeles
Oehring hat seine Eindrücke aufgeschrieben, komponiert und audiovisuelle Arbeiten produziert. "Ich bin ja nie jemand gewesen, der wenig komponiert hat, aber plötzlich war das wie ein Staudamm, der brach", erzählt er.
Zyklus über Dante und Botticelli
"Eine Unmenge von Themen und Stücken, die ich im Kopf konzipiert und einen Großteil dort auch fertiggestellt habe. Ich bin noch weiter zurückgegangen, um zu versuchen, dieser fast unerträglichen Schönheit - was nur die Natur betrifft - etwas entgegenzusetzen. Um dann nach Shakespeare zu sagen: 'Die Hölle ist leer. Die sind alle hier!' Ich bin auf Dantes Höllentrichter gekommen, wo er die Kreise der Hölle beschreibt, und den Botticelli dann als 'Mappa dell'Inferno' gemalt hat. Ich habe dann angefangen, einen Zyklus zu schreiben über Botticelli und dieses Visualisieren von dem, was Dante aufgeschrieben hat. Das kommt nicht von ungefähr, dieses Höllenbild. Wenn man in Stadtteile geht wie South Central oder Watts, wo man schon nicht mehr filmen und keine Aufnahmen mehr machen kann, denn dann wird's gefährlich: das sind die Kreise der Hölle! Eine halbe Stunde entfernt von Pacific Palisades, wo ich in der Villa Aurora gewohnt habe, leben bis zu 100.000 Obdachlose unfreiwillig in Zeltstädten. Dicht an dicht. Und das ist für mich die Hölle auf Erden."
Eine Sendung von Margarete Zander
