Opening Night 2022 in der Elphi: "Markerschütternde Wucht"
Zum Saisonauftakt präsentiert das NDR Elbphilharmonie Orchester traditionell eine Opening Night mit außergewöhnlichem Programm. Für diese Saison hat Chefdirigent Alan Gilbert die zweite Sinfonie von Gustav Mahler ausgewählt, seine "Auferstehungssinfonie".
Gustav Mahlers zweite Sinfonie, seine "Auferstehungssinfonie", ist ein gewaltiges Stück, das Grenzen sprengt. Es dauert rund 90 Minuten und erweitert die üppige Orchesterbesetzung noch um zwei Vokalsolisten und einen großen Chor.
Gänsehaut-Momente in der Elbphilharmonie
Ein Moment mit Gänsehaut-Garantie: Der erste Einsatz des Chores, nach rund 70 Minuten. Er ist noch ganz leise, aber schon sehr eindrucksvoll. 84 Sängerinnen und Sänger vom NDR Vokalensemble und dem Rundfunkchor Berlin stehen in den Zuschauerrängen hinter dem Orchester, leicht erhöht, über der Rückseite der Bühne im Großen Saal der Elbphilharmonie. Sie singen auswendig und füllen den Raum mit einem wunderbar weichen und gedeckten Pianissimo.
"Aufersteh'n, ja aufersteh'n wirst Du, mein Staub, nach kurzer Ruh'": So beginnt der Text von Friedrich Gottlob Klopstock, den Gustav Mahler hier vertont hat. In seiner zweiten Sinfonie, die zum Teil während seiner Zeit in Hamburg entstanden ist. Aus dem geheimnisvollen Pianissimo erwächst ganz am Ende eine mächtige Steigerung. Alan Gilbert formt dort mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester, den beiden Chören und den Solistinnen Christina Nilsson und Sarah Conolly eine markerschütternde Wucht. Hier geht es um existenzielle Dinge, das demonstriert Gilbert mit seiner packenden Interpretation.
"Auferstehungssinfonie": Ein Traum von einer schönen, aber längst vergangenen Zeit
"Das Stück beschreibt eine spirituelle Suche. Egal, ob man an die Auferstehung glaubt oder nicht. Es beschreibt die emotionale Reise von Tod und Begräbnis hin zu einem positiven, hellen Licht. Das ist natürlich eine religiöse Geschichte aber auch menschliche", so der Dirigent. Diese Geschichte beginnt im ersten Satz der Sinfonie in einer düsteren Stimmung. Kontrabässe und Celli spielen zerklüftete Motive. Schwere Gesten der Bläser verdichten sich allmählich zu einer Art Trauermarsch.
Mahler drängt oft unterschiedliche Charaktere auf engstem Raum zusammen. Diese Charaktere modelliert Alan Gilbert mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester plastisch. Ob in den Momenten von Tragik und Schmerz oder dort, wo der Komponist plötzlich eine idyllische Stimmung beschwört. Da klingen die Streicher wunderbar schwerelos und zart. Das wirkt wie ein Traum von einer schönen, aber längst vergangenen Zeit. Ebenso wie im Länder, in dem Gilbert mit seinen Musikerinnen und Musikern einen Hauch von Wien durch den Saal wehen lässt.
Opening Night 2022: Überwältigend
Doch mit einem Solo der Mezzosopranistin und mit dem Finale kehrt der ernste Grundton der Sinfonie zurück. Das Orchester nimmt einige Passagen der Vokalstimmen vorweg und deutet schon an, wie der Himmel aufgeht, in dem plötzlich ein helles Licht erstrahlt. Mit dem Einsatz des Chores bringt Gustav Mahler seine Sinfonie dann auf die Zielgerade. Gilbert reizt die dynamischen Kontraste noch einmal bis ins Extrem aus. Mit weit ausgebreiteten Armen führt er die rund 200 Mitwirkenden in den letzten Höhepunkt. Das ist überwältigend.
Mahlers Zweite mit Alan Gilbert gibt es am 3. September live bei uns um 20 Uhr zu hören: im Radioprogramm von NDR Kultur und im Stream auf NDR.de.
Opening Night 2022 in der Elphi: "Markerschütternde Wucht"
Zum Saisonauftakt präsentierte das NDR Elbphilharmonie Orchester unter Dirigent Alan Gilbert Mahlers "Auferstehungssinfonie".
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Elbphilharmonie
Platz der Deutschen Einheit 1
20457 Hamburg