Mitreißender Abend mit Gilberto Gil in der Laeiszhalle
Ein brasilianischer Superstar hat es noch mal einen Abend lang Sommer werden lassen in Hamburg. Die Musiklegende Gilberto Gil hat in der Laeiszhalle am Abend gleich zwei Konzerte hintereinander gegeben.
Zum Glück ist das Tanzverbot Geschichte. Ein paar Songs - da springt das Publikum auf, reißt die Hände in die Luft und lässt die Hüften kreisen. Da klingt die altehrwürdige Laeiszhalle wie die amtliche Filiale einer Sambaschule vom Zuckerhut. Manche Klischees sind einfach zu schön und zu wahr. "Die Brasilianer machen so Stimmung, da lässt man sich gern als Nordlicht mitreißen, das macht Spaß", so ein Zuschauer.
In einem lachsfarbenen Kittel - als kommt er gerade vom Frühstück am Strand - sitzt Gilberto Gil mit seiner Gitarre am Bühnenrand. Bei ihm passen zwischen zwei vibrierende Saiten immer eine Samba oder Bossa Nova.
Gilberto Gil kann auch Rock
Gilberto Gil, der freundliche Herr mit den grauen Haaren und der heiseren Stimme liebt immer noch Experimente und schnallt sich natürlich auch die E-Gitarre um. Rock kann er auch. Erstaunlich viele junge Leute sind zum Konzert des 79-Jährigen gekommen. Und als Gilberto Gil seinen alten großen Hit "Andar com fé eu vou" - "Ich behalte meinen Glauben" anstimmt, hat die Reaktion aus dem Publikum schon einigermaßen Boyband-Qualität. "Er hat so viel Persönlichkeit und Kultur und er atmet diese Kultur", findet eine Zuschauerin.
Politik schwingt bei Gil immer mit
Einige Jahre war Gilberto Gil Kulturminister des linken Präsidenten Lula da Silva. Wenn er auftritt, schwingt Politik immer irgendwie mit. Ein "Bolsonaro-muss-weg"-Ruf aus dem Publikum gegen den aktuellen Präsidenten gehört zur Folklore eines solchen Konzerts einfach dazu. Die bekannte Sängerin Adriana Calcanhoto ist auch mit zwei Songs dabei, aber nach etwas mehr als einer Stunde ist trotzdem Schluss. Es gibt an diesem Abend noch ein zweites Konzert. Die Fans trampeln, singen rufen – keine Chance. Eine Zugabe wäre schon schön gewesen. Fürs Herz. Trotzdem: Ein schöner Abend. Fast wie in Brasilien.
