JungeTänzerinnen und Tänzer stehen auf einer Bühne - im Hintergrund ein Schlagzeug und ein E-Gitarrist mit Instrument. © Presse Bundesjugendballett Foto: Silvano Ballone
JungeTänzerinnen und Tänzer stehen auf einer Bühne - im Hintergrund ein Schlagzeug und ein E-Gitarrist mit Instrument. © Presse Bundesjugendballett Foto: Silvano Ballone
JungeTänzerinnen und Tänzer stehen auf einer Bühne - im Hintergrund ein Schlagzeug und ein E-Gitarrist mit Instrument. © Presse Bundesjugendballett Foto: Silvano Ballone
AUDIO: Bundesjugendballett mit "Im Aufschwung XVI" im Ernst Deutsch Theater (3 Min)

Bundesjugendballett mit "Im Aufschwung XVI" im Ernst Deutsch Theater

Stand: 16.10.2024 18:43 Uhr

Immer im Herbst präsentiert das Bundesjugendballett seine neue Generation des Tanznachwuchses. Die Reihe "Im Aufschwung" im Ernst Deutsch Theater geht jetzt schon in die 16. Ausgabe. Intendant und Gründer dieser jungen Compagnie ist John Neumeier.

von Peter Helling

Die jungen Tänzer und Tänzerinnen spannen ein schweres Schiffstau quer über die Probebühne, werden zur verschworenen Gruppe. Dann steigen sie auf Stühle, die Augen weit geöffnet, als würden sie jemanden erwarten. Nur einer sitzt draußen, kauert sich auf den Boden. Völlig isoliert.  

Berührende Choreografie über Freundschaft 

Ein anderer Tänzer nähert sich ihm im Sitzen. Beide hocken nebeneinander, spenden sich Trost, der eine legt den Arm um den anderen. Es ist eine berührenden Choreografie über Freundschaft, über individuelle Freiheit. Geschaffen hat sie Edvin Revazov, der Erste Solist des Hamburg Balletts. Inspiriert wurde er von Mark Twains Geschichten über Huckleberry Finn und Tom Sawyer. "Das ist wahrscheinlich das Hauptthema von Mark Twain", sagt Revazov. "Er hat schon damals gegen Rassismus geschrieben. Das ist so interessant: Die Sprache ist fast kindlich, aber die Themen, die er entwickelt, sind sehr seriös." Das Ensemble wechselt scheinbar mühelos von kraftvollen Gruppenbildern zu zarten Duetten.

Brisante Themen im Tanz verpackt

Der Titel der Choreografie "The Hills We Climb" bezieht sich auf das Gedicht von Amanda Gorman zur Vereidigung von Präsident Joe Biden vor vier Jahren. Dieser Abend spricht brisante Themen an, spannt den Faden von damals bis heute. Denn: Der Rassismus ist seit Mark Twain nicht verschwunden. "Vieles hat sich schon geändert, aber viel ist es noch nicht, das ist sozusagen das Hauptthema", erklärt Revazov. 

Dass Edvin Revazov dieses Stück choreografieren konnte, liegt an einer neu ins Leben gerufenen Auszeichnung durch die Hapag-Lloyd Stiftung: 2023 hat die ihn mit dem "John Neumeier-Preis für Choreografie" ausgezeichnet - und der beinhaltet eine Choreografie mit dem Bundesjugendballett. Der Intendant und Gründer der Compagnie lobt den Tänzer, den er 2003 nach Hamburg geholt hat, für seine Arbeit. John Neumeier: "Ich war sehr beeindruckt davon, wie er eigentlich diese Übersetzung in ein anderes Medium gemacht hat, ich finde, er hat vor allem emotionale Momente aus diesem Werk genommen und das sehr einfühlsam und mit sehr viel Emotion in Tanz, in Bewegung übersetzt."  

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Besondere Talente mit Kreativität

Freundschaft, Ausgrenzung, aber auch Freude am Leben, am Abenteuer: immer mit dieser die Grenzen sprengenden Energie. "Das ist das Prinzip des Bundesjugendballetts, dass die immer alle zwei Jahre neu sind", erzählt Neumeier. Das sei eine Brücke zwischen dem Abschluss der Schulzeit für besonders talentierte Tänzerinnen und Tänzer, die nicht nur klassisch trainiert sind, sondern auch eine Neigung zur Kreativität haben. Zum Ensemble gehört diesmal auch das Hamburger Kammerballett, sechs junge Tänzer und Tänzerinnen, die aus der Ukraine geflüchtet sind.

Neben der Arbeit von Edvin Revazov zeigt das Ensemble Ausschnitte aus frühen Arbeiten von John Neumeier. Nach seinem Abschied als Direktor des Hamburg Balletts im Sommer musste das Bundesjugendballett seine alte Heimat, das Ballettzentrum in Hamm, verlassen, ist seitdem komplett ans Ernst Deutsch Theater gekoppelt. John Neumeier: "Ich hatte keine Wahl. Ansonsten wäre ich nicht mehr Intendant des Bundesjugendballetts. Wichtig ist, dass das weitergeht, und das werde ich mein Leben lang unterstützen."  

Keine Zeit für Wehmütigkeit

Im Juli hat Hamburg den Starchoreografen zum Abschied groß gefeiert. In ein "Loch" gefallen sei er aber seitdem nicht. "Nein, weil ich zeitig die Ballett-Tage von meiner Compagnie gemacht habe, hatte ich erst mal einen kurzen, aber schönen Urlaub, Arbeit in Houston, Texas, dann wieder das Festival in Baden-Baden "The world of John Neumeier" drei Wochen lang. Ich habe keine Möglichkeit gehabt, in irgendein Loch zu fallen. Ich hatte keine Pause." Im Moment sei er zwar zu Hause, aber dort beschäftigt mit verschiedenen Besetzungen, Fragen nach Dekoration, Kostümen. Er habe wirklich keine Zeit, darüber nachzudenken oder wehmütig zu werden.  

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Datum:
Ende:
Ort:
Ernst Deutsch Theater
Friedrich-Schütter-Platz 1
22087 Hamburg
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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Kulturjournal | 16.10.2024 | 19:26 Uhr

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