Bassisten des Kiew Symphonie Orchesters spielen auf einem Platz © picture alliance / NurPhoto | Maxym Marusenko Foto: Maxym Marusenko

Benefizkonzert für die Ukraine mit dem Kyiv Symphony Orchestra

Stand: 01.05.2022 07:15 Uhr

NDR Kultur hat ein Benefizkonzert des Kyiv Symphony Orchestra live aus dem Kuppelsaal in Hannover übertragen. Nun kommt das Orchester nach Hamburg.

von Raliza Nikolov, Marcus Stäbler

Der Krieg in der Ukraine bedroht nicht nur die Menschen, sondern auch die dortige Kultur. Seit Montag ist das Kyiv Symphony Orchestra, eines der wichtigsten Orchester des Landes, auf Tournee durch Deutschland. In Dresden, Leipzig, Berlin und Wiesbaden fanden die ersten Solidaritätskonzerte statt. Nun kommt das Orchestra in den Norden. Nach einem Auftritt in Hannovers Kuppelsaal am 30. April spielt das Sinfonieorchester aus der ukrainischen Hauptstadt am 1. Mai auch in der Elbphilharmonie. Das Konzert beim Internationalen Musikfest Hamburg ist der Abschluss der einwöchigen Deutschland-Tournee.

Unter Leitung seines italienischen Chefdirigenten Luigi Gaggero und mit dem ukrainischen Geiger Aleksey Semenenko als Solisten, spielt das Orchester neben dem gefühlvollen "Poème" von Ernest Chausson Werke bedeutender ukrainischer Komponisten wie Maxim Berezovsky, Myroslav Skoryk und Borys Ljatoschynskyi - wunderbare Entdeckungen einer vielfältigen Musikkultur, findet der Dirigent Luigi Gaggero: "Ich habe so viele erstaunlich gute Komponisten entdeckt, die ich früher gar nicht kannte. Und ich denke, es gibt viele Namen, die viel häufiger gespielt werden sollten."

Ukrainische Komponisten: Vertraute Musiksprache

Das Programm

Maxim Berezovsky
Sinfonie C-Dur
Ernest Chausson
Poème für Violine und Orchester Es-Dur op. 25
Myroslav Skoryk
"Melodie"
Borys Ljatoschynskyj
Sinfonie Nr. 3

Aleksey Semenenko Violine
Kyiv Symphony Orchestra
Ltg.: Luigi Gaggero

Live aus dem Kuppelsaal in Hannover

Hinter diesen im Westen so unbekannten Namen versteckt sich eine sehr vertraute Musiksprache. Die kurze Sinfonie des Mozart-Zeitgenossen Maxim Berezovsky ist ein munteres, opernhaft lebendiges Stück, das erst viel später wiederentdeckt wurde, in den Archiven des Vatikans. Von Myroslav Skoryk, dem jüngsten der drei Komponisten, 1938 in Lemberg geboren, stammt das schlicht "Melodie" genannte Stück. 1981 entstanden, wird diese romantisch-zärtliche Musik sehr schnell so beliebt, dass niemand mehr sagen kann, ob es nicht eine schon viel ältere Volksweise ist.

Borys Ljatoschynskyj, der gern als "Vater der ukrainischen Musik" charakterisierte Komponist, ist gut zehn Jahre älter als Dmitri Schostakowitsch und musste mit ähnlichen Repressionen und Zensur der Stalin-Ära fertig werden wie sein russischer Komponisten-Kollege. Nach einer kurzen Phase der Lockerungen wird auch Ljatoschynskyj immer wieder vorgeschrieben, seine Musik nicht so ambivalent, sondern optimistischer zu gestalten, so auch das Finale der dritten Symphonie. Das Kyiv Symphony Orchestra mit Luigi Gaggero spielt die erste Fassung. Ein berührendes symphonisches Drama, in dem tragische wie tröstliche Momente nebeneinanderstehen, wie im Leben.

Das Kyiv Symphony Orchestra in der Elbphilharmonie: Signal der Hoffnung

Die Kosten für die Veranstaltung in Hamburg werden von privaten Förderern übernommen, sämtliche Einnahmen kommen dem "Bündnis Ukrainehilfe Hamburg" zugute. Ein Zusammenschluss aus Hamburger Unternehmen und Initiativen, das ukrainische Schutzsuchende schnell und unbürokratisch unterstützt.

Neben dieser humanitären Hilfe, die im Augenblick im Zentrum steht, verbindet Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter mit dem Benefizkonzert noch weitere Ziele: "Ukrainischen Musikern zu helfen, wieder auftreten zu können, ein Honorar dafür zu bekommen. Gleichzeitig - und das war mir sehr wichtig - bringen sie ukrainisches Repertoire mit. Es werden drei Komponisten aufgeführt, die sehr spannend sind. Es gibt eine tolle Musikgeschichte in der Ukraine mit vielen Namen, die uns nicht so geläufig sind. Es bringt uns also auch die ukrainische Kultur näher."

Zudem solle das Benefizkonzert ein Signal der Hoffnung sein, betont Lieben-Seutter: "Ja, wir hoffen sehr, dass dieses Konzert ein Zeichen weit über die Elbphilharmonie hinaus ist, dass die Stimme der Ukraine erklingt. Ich bin auch sehr daran interessiert, dass möglichst viele ukrainische Neu-Mitbürger in das Konzert eingeladen werden, was auch so sein wird. Sodass es sicher ein ganz besonderer Moment sein wird, wenn man große ukrainische Musik mit ukrainischen Freunden in der Elbphilharmonie wird erleben können."

 

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NDR Kultur hat ein Benefizkonzert des Kyiv Symphony Orchestra live aus dem Kuppelsaal in Hannover übertragen. Jetzt zum Nachhören.

Art:
Konzert
Datum:
Ort:
Kuppelsaal Hannover
Theodor-Heuss-Platz 1
30175 Hannover
Hinweis:
Ukrainische Geflüchtete haben die Möglichkeit, das Konzert in Hannover kostenlos zu besuchen. Die Freikarten werden am Konzertabend gegen Vorlage eines amtlichen Dokuments am Tresen im Foyer des Kuppelsaals ausgegeben.
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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Matinee | 30.04.2022 | 19:00 Uhr

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