Hamburger Kammerspiele starten in die Jubiläums-Saison
Mit der Uraufführung der jüdischen Komödie "Der koschere Himmel" beginnt am 19. September die Spielzeit der Hamburger Kammerspiele. Das Privattheater feiert mit Saisonstart seinen 75. Geburtstag nach.
Ein Sohn will seine jüdische Mutter auf einem christlichen Friedhof beerdigen lassen. Gar nicht so einfach. Die Zeit drängt. Und dann reist auch noch die Familie aus Israel an. Die Komödie von Lothar Schöne mit Markus Majowski auf der Bühne und der Stimme von Corinna Harfouch aus dem Off klingt turbulent.
Der künstlerische Leiter der Hamburger Kammerspiele Sewan Latchinian verspricht dem Publikum eine Mischung aus "Antigone" und "Alles auf Zucker". Im Mai 2022 kommt dann eine zweite jüdische Komödie als Uraufführung auf die Bühne: "Herr Klee und Herr Feld" von Michel Bergmann: Zwei jüdische Brüder, Mitte 70, bekommen eine neue Haushaltshilfe eine Palästinenserin.
Erinnerung an Ida Ehre
Dieser Saison-Schwerpunkt ist eine Hommage auch an Ida Ehre, die den Holocaust im KZ Fuhlsbüttel überlebte und im Dezember 1945 die Kammerspiele, die auch schon vor dem Krieg ein Zentrum vielseitiger jüdischer Kultur waren, wiedereröffnete.
Das Theater im Hamburger Grindelviertel, nicht weit entfernt vom Ort, an dem Hamburgs größte Synagoge stand und bald wieder stehen soll, fühlt sich dieser Geschichte des Hauses in besonderer Weise verpflichtet. Dazu gehört auch die eher stillere zwölfteilige Matinee-Reihe "Musikalisch-literarische Stolpersteine"
"Once" mit Oscar-Song auf der Bühne
Mit besonderer Spannung erwartet das Team der Kammerspiele die deutschsprachige Erstaufführung des Musikstücks "Once" am 31. Oktober - eine Liebesgeschichte zweier Musiker. Schon der Film hatte viele begeistert.
Der Song "Falling Slowly" bekam einen Oscar. Intendant Axel Schneider hat schon dreimal das Stück in der Probenfassung mit viele jungen multipel musikalisch begabten jungen Leuten auf der Bühne gesehen und habe am Ende jedes Mal ein Tränchen verdrückt. "Es ist ein Augenschmaus ein Ohrenschmaus und ich möchte fast sagen ein Muss für Jung und Alt."
Spannung mit Alfred Hitchcock
Neben Goethes Klassiker "Stella" stehen außerdem die deutsche Erstaufführung von "Die Reißleine" von David Lindsay-Abaire über zwei Seniorinnen, die es nicht mehr ertragen können, sich im Seniorenheim ein Zimmer zu teilen, und die deutsche Erstaufführung von "Die Deutschlehrerin" auf dem Programm.
Der Schauspieler und Hörbuchsprecher Jens Wawrczeck wird auch in der neuen Spielzeit seine musikalischen Hitchcock-Lesungen "Hitch und ich" fortsetzen, und auch "Die drei ??? Kids" gehen in eine neue Runde.
Schneider: "Maskenpflicht am Platz muss fallen!"
Die Möglichkeit, nur noch Geimpften und Genesenen den Zugang zum Theater zu ermöglichen (2G), sieht Theaterchef Axel Schneider kritisch. Er plant, bis zum Jahresende an dem sogenannten 3G festzuhalten - getestet-genesen-geimpft.
Einerseits hat der Vorverkauf zu 3G-Bedingungen bereits begonnen und andererseits möchte Schneider auch grundsätzlich Getesteten den Theaterbesuch ermöglichen. "Vordringlichstes Ziel ist es dagegen, die Maskenpflicht am Platz aufzuheben - so wie in Restaurants und in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens auch."
Umbau im Erdgeschoss
Während das Privattheater im Grindelviertel finanziell auf soliden Beinen steht, befindet sich im Erdgeschoss des Gebäudes gerade eine Baustelle. Der Eigentümer Jürgen Hunke baut dort eine neue Gastronomie, und ihm schwebt auch ein neues Konzept für den "Logensaal" vor.
Er will mit einem Mix aus Lesungen und anderen kleineren Veranstaltungen noch einmal mehr jüngeres Publikum ins Haus locken.
